Zwischen 2005 und 2012 hütete er 194 Mal das Tor des Fußball-Bundesligisten SV Werder Bremen. Jetzt gab „The Machine“ sein Debüt als Wrestler in der Münchner Olympiahalle – und unterschrieb anschließend den Passantrag als Spieler der SSV Dillingen: Tim Wiese.
Ob und wann der 34-Jährige beim aktuellen Tabellenschlusslicht der Kreisliga Nord erstmals zwischen den Pfosten stehen wird, ist allerdings noch völlig offen. Wir sprachen mit SSV-Vorsitzendem Christoph Nowak, der beruflich im Bereich der Torhüter-Ausstattung tätig ist und den spektakulären Coup eingeleitet hat.
Hallo, Herr Nowak, Glückwunsch zum Tim Wiese-Coup! Hatten Sie ein ruhiges Wochenende oder haben Ihnen die Medien die Tür eingerannt?
Christoph Nowak: Gefühlt sind wir der 19. Bundesligist (schmunzelt). Es ging am Freitag los, nachdem die Sache publik geworden ist. Sky, Sport1, Radiosender, Süddeutsche Zeitung, etliche Interviews live und am Telefon, Facebook-Anfragen. Ja, da ist schon einiges auf mich eingestürzt.
Haben Sie mit einem derartigen Medien-Interesse gerechnet?
Nowak: In dieser Form nicht. Der Zeitpunkt einen Tag nach seinem Kampf hat dem Ganzen wohl etwas Würze verliehen.
Es war ja nicht das erste Mal, dass die SSV Dillingen im TV groß kommt.
Nowak: Sie meinen damals das „Spiel des Lebens“. Das war 2012. Da haben wir ein Freundschaftsspiel gegen den SV Lohhof gemacht und Sky hat die Partie übertragen wie ein Bundesliga-Spiel.
Aufgrund Ihrer persönlichen Freundschaft mit Wiese lag ja schon länger in der Luft, dass der Ex-Bremer auf seine alten Tage als Fußball-Amateur mal ins SSV-Trikot schlüpfen könnte. Wie kam es nun dazu, dass er tatsächlich einen Spielerpass für den Dillinger Kreisligisten gestellt hat?
Nowak: Mir ist das schon länger vorgeschwebt, richtig. Wir sind ja seit Jahren freundschaftlich verbunden. Nachdem seine vertragliche Bindung mit Hoffenheim Mitte des Jahres aber gelaufen war, ist nun die Reamateurisierung möglich. Er wusste aber nicht, dass ich mit dem Passantrag unter dem Arm nach München komme. Nach dem Kampf hat Tim in der Hotelbar unterschrieben. Ein Freundschaftsdienst für mich und gut für den Amateurfußball allgemein.
Was sagt ihr Zweiter Vorsitzender Marco Manzano zur spektakulären Neuverpflichtung? Manzano ist ja auch der Stammtorhüter ...
Nowak: Marco ist nicht umsonst Zweiter Vorsitzender und schlau. Er weiß ganz genau, dass uns diese Geschichte als Verein deutlich weiter bringt, als wenn er mal 90 Minuten nicht im Tor steht. Da gibt’s gar keine Probleme.
Sie sind ja schon länger mit Wiese befreundet. Was ist er für ein Typ und was verbindet Sie beide?
Nowak: Wir sind beide ziemlich gleichgestrickt. Gerade heraus. Klopfen nicht vor jeder Aussage die Folgen ab. Ich finde es klasse, wie er seinen Weg geht. Er macht sein eigenes Ding, egal, was andere sagen. Er ist absolut korrekt und verbindlich.
Sie waren bei Wieses erstem Wrestling-Kampf im München dabei. Wie gefällt er Ihnen besser, als Fußballer oder Kampfsportler?
Nowak: Für mich war er ein fantastischer Keeper und ein Torwart-Typ, wie es ihn heute kaum noch gibt. Als Wrestler fand ich ihn cool (mehr zum Kampf lesen Sie hier). Den Leuten, die so was sehen wollen, hat es gefallen. Für mich war es schon etwas komisch, ihn erstmals öffentlich nicht als Fußballer zu sehen.
Und wann sehen die SSV-Fans ihren „Neuen“ erstmals im Dillinger Tor?
Nowak: Da gibt es keine konkreten Absprachen. Es muss bei ihm halt auch terminlich passen, und es sollte ein Heimspiel sein.
Wiese wohnt in Bremen. Wie kommt er zum Training, zum Spiel?
Nowak: Er wird hier nicht trainieren, das ist ja klar. Wenn er mal ein Spiel für uns macht, dann ist das okay. Das hat er auch bestätigt. Die Aktion liegt zwischen PR-Coup und Team-Motivation – von allem ein bisschen.
Und nun die letzte Frage: Schafft Ihr Verein den Klassenerhalt noch?
Nowak: Ich bin überzeugt, dass unser Kader für Platz fünf stark genug wäre. Die Tabelle lügt aber nicht. Es ist in großen Teilen ein Einstellungsproblem. Ich hoffe, dass die Mannschaft die öffentliche Aufmerksamkeit nutzt, um sich besser zu präsentieren. In der momentanen sportlichen Situation prügeln viele auf uns ein oder sind schadenfroh. Wir sind aber ein Verein, der immer für solche Aktionen gut ist, was uns dann wieder attraktiv macht.