Die Generalprobe für die US Open hat Tennisprofi Alexander Zverev verpatzt. Gegen Andy Murray setzte es nach drei Sätzen eine Niederlage im ersten ATP-Turnier seit der Corona-Pause.
Mehr Wettkampfpraxis vor dem Grand-Slam-Turnier wird es für die deutsche Nummer eins also nicht geben. Der 23 Jahre alte Zverev trug es mit Fassung - und sprach danach mit der Deutschen Presse-Agentur erstmals über die unglückliche Adria-Tour und die Kritik an ihm im Anschluss.
Wie groß ist der Unterschied zwischen den Matches auf den Show-Turnieren und einem Wettkampf auf der Tour?
Alexander Zverev: Das Turnier in Biot war schon recht intensiv, da haben wir jedes Mal zehn Minuten gespielt und hatten nur fünf Sekunden zwischen den Punkten. Aber es ist natürlich ein anderes Gefühl: Hier willst du natürlich viel, viel mehr gewinnen, hier willst du dein bestes Tennis spielen. Aber es ist das erste offizielle Turnier nach sechs Monaten, da ist es normal, dass nicht jeder direkt sein bestes Tennis spielen kann.
Dass es jetzt nur ein Spiel gibt für Sie vor den US Open, wie sehr beeinflusst Sie das?
Zverev: Das ist ja nicht das erste Mal. In Cincinnati habe ich noch nie ein Match gewonnen. Von dem her ist das für mich normal.
Also können Sie mit der verhunzten Generalprobe umgehen?
Zverev: Ja, das habe ich ja von Anfang an gesagt. Ich weiß nicht, wie wer spielen wird. Ich denke auch, dass die Spieler, die eine erste Runde gehabt haben, im Vorteil sind, weil sie einfach schon ein Match gehabt haben. Viele gesetzte Spieler haben einfach kein Match gehabt, das hat man ja gerade auch beim Domi Thiem (2:6, 1:6 gegen Filip Krajinovic, Anm.) gesehen. Das ist normal.
Wie haben Sie sich einquartiert? Sind Sie im Hotel oder in einem Haus?
Zverev: Ich bin im Hotel, ich bin in der Bubble.
Wie ist das?
Zverev: Es ist okay. Alle Spieler sind da, es ist ein bisschen wie zu Juniorenzeiten. Was auch relativ angenehm ist. Das Hotel ist jetzt kein Four Seasons oder so, man muss da jetzt irgendwie durch.
Wie ist der Plan jetzt, da keine Matches mehr anstehen bis zu den US Open?
Zverev: Ich werde weiterhin trainieren, genau so wie ich es vor Australien auch gemacht habe.
Sie mögen das Thema nicht, aber die Gelegenheit soll genutzt werden: Warum ist es Ihnen so schwer gefallen, sich bislang zu der Adria-Tour und allem, was danach passiert ist, zu äußern? Warum ist das so ein schwieriges Thema?
Zverev: Das war extrem unglücklich irgendwo. Extrem unzuverlässig von uns, ein bisschen. Aber ich war nicht der Organisator oder noch was. Die haben ja alles nach den Regeln gemacht, so wie die Regeln uns vorher gesagt wurden. Natürlich: Mit 5000 Kindern einen Kids-Day zu machen oder vor Publikum zu spielen, war vielleicht nicht das Schlaueste aller Zeiten. Aber es war halt ein guter Versuch, Tennis zurück zu bringen, damit die Leute auch wieder was zum Schauen haben. Es hat nicht so funktioniert, wie es gedacht war.
Dass die Leute Kritik geübt haben und enttäuscht waren, dass Sie nicht zu dem Turnier nach Berlin gekommen sind, können Sie dazu was sagen?
Zverev: Nach der Adria-Tour, da hat mein Management gesagt: Bleib lieber zu Hause. Klar, ich war negativ. Ich wurde sieben Mal negativ getestet nach der Adria-Tour, was ich nachweisen kann. Aber in Berlin waren ja auch wieder ein paar Zuschauer und ich wollte das Risiko einfach nicht noch mal eingehen.
Haben Sie das Gefühl, dass das Ihrem Image und Ihrer Wahrnehmung in Deutschland nachhaltig geschadet hat? Die Beziehung zwischen deutschen Tennis-Fans und Ihnen scheint ja ohnehin schwierig.
Zverev: 2018, wenn ich gewonnen habe, war die Beziehung sensationell. Wenn ich am verlieren bin ist die Beziehung nicht so toll. Das ist in Deutschland leider so. Genauso wie es auch im Fußball in Deutschland ist.
Glauben Sie, man kann daran noch was drehen?
Zverev: Es hilft nur, wieder zu gewinnen. In meinen Augen. Und vorbildlich sein.
Können Sie die Enttäuschung und das Unverständnis denn verstehen?
Zverev: Ich habe einen Fehler gemacht mit der Adria-Tour und danach auch mit der Geburtstagsfeier. Ich habe einen riesen Fehler gemacht und da kann ich die Leute natürlich auch verstehen. Ich habe niemanden in Gefahr gebracht, außer mich selber, weil ich halt sieben Mal negativ getestet wurde. Aber klar war das jetzt nicht das Schlaueste auf der Welt.
Zur Person: Alexander Zverev (23) ist die Nummer sieben der Tennis-Weltrangliste. Im Juni war er bei der Adria-Tour zunächst zusammen mit Organisator Novak Djokovic und weiteren Profis wegen Partyvideos und der Missachtung von Hygieneempfehlungen negativ aufgefallen. Danach war ein Partyvideo mit ihm im Internet aufgetaucht. Schließlich verärgerte Zverev die Organisatoren eines Einladungsturniers in Berlin mit seinem kurzfristigen Rückzieher. (dpa)
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