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Tennis: Wimbledon: Angelique Kerber im Finale, Aus für Julia Görges

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Wimbledon: Angelique Kerber im Finale, Aus für Julia Görges

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    Angelique Kerber jubelt nach ihrem Sieg gegen die Lettin Jelena Ostapenko im Halbfinale von Wimbledon. Die 30 Jahre alte Deutsche trifft im Finale auf Serena Williams (USA).
    Angelique Kerber jubelt nach ihrem Sieg gegen die Lettin Jelena Ostapenko im Halbfinale von Wimbledon. Die 30 Jahre alte Deutsche trifft im Finale auf Serena Williams (USA). Foto: Nigel French/PA Wire, dpa

    Der Traum vom perfekten deutschen Tennistag blieb ein Traum. Aber Angelique Kerber hat nach einem souveränen, nervenschonenden 6:3, 6:3-Sieg gegen Jelena Ostapenko nun in einem neuerlichen Final-Rendezvous mit der großen Serena Williams zum zweiten Mal die Chance auf Wimbledon-Unsterblichkeit. Die siebenmalige Rasen-Königin aus den USA war an diesem historischen 12. Juli auch die beinahe logische Spielverderberin, die Frau, die das schwarz-rot-goldene Wunder auf dem Centre Court verhinderte – mit einem 6:2, 6:4-Sieg über die wacker, aber aussichtslos kämpfende Julia Görges. Kerber gegen Williams – es ist die Neuauflage des dramatischen 2016er-Finales, in dem die deutsche Frontfrau auf Augenhöhe mit der bulligen Amerikanerin spielte und knapp in zwei Sätzen unterlag.

    Angelique Kerber könnte in Steffi Grafs Fußstapfen treten

    Wem das Wiedersehen Freude bereiten wird, entscheidet sich ab 15 Uhr am Samstag (live auf Sky). Williams könnte dann ihren 24. Grand-Slam-Sieg feiern, den ersten freilich als Mutter, und den achten in Wimbledon. Und Kerber könnte in die Fußstapfen ihrer großen Mentorin Steffi Graf treten, die vor 22 Jahren zum letzten und sechsten Mal den Siegerpokal in die Höhe reckte. „Ich war immer überzeugt, dass Angie wieder zu alter Stärke zurückfindet“, hatte Graf bereits vor diesem

    Kerbers Wiederauferstehung in dieser Saison erlebt ausgerechnet in Wimbledon, dem prestigeträchtigsten Schauplatz der Szene, ihren strahlenden Höhepunkt. Als „brutalen Absturz“ hatte die Kielerin ihr dunkles Jahr 2017 erlebt, die Enttäuschungen bei den Major-Wettbewerben, den Rauswurf aus den Top Ten der Weltrangliste. Doch nun feiert sie mit dem neuerlichen Endspieleinzug einen Triumph voller Genugtuung, der es mit ihren großen Grand-Slam-Siegen in Melbourne und New York und dem Sprung auf Platz 1 der Weltrangliste absolut aufnehmen konnte.

    „Sie hat sich mit unglaublicher Entschlossenheit wieder nach oben gekämpft, sie ist zurück bei den Besten“, sagte DTB-Damenchefin Barbara Rittner nach dem coolen Halbfinal-Auftritt der deutschen Führungsspielerin, „in Wimbledon ist sie für mich schon länger die Favoritin Nummer 1 gewesen“. Schon vor diesem Finaleinzug hatte Kerber mit dem Halbfinal-Vorstoß in Melbourne zu Saisonbeginn und dem Viertelfinal-Mitwirken in Paris geglänzt – gerade diese Konstanz bei den Majors erinnert wieder an ihre goldenen Zeiten.

    Wimbledon-Halbfinale: Kerber lässt sich nicht beirren

    Kerber wirkte ungerührt vom Harakiri-Tennis, das ihr von Gegnerin Ostapenko entgegenschlug. Bei ihren wilden Schwüngen landete die Lettin zwar gelegentlich auch bestaunenswerte Volltreffer, doch weitaus öfter handelte sich die French-Open-Siegerin des vergangenen Jahres Nieten ein. „Sie macht es einem schwer, den Rhythmus zu finden“, sagte Kerber hinterher, „aber ich habe die Ruhe behalten, mich nicht verrückt gemacht.“ Kerber hielt den Ball solide im Spiel, setzte gezielt ihre Konter und schaffte erstmals zum 4:3 im ersten Satz ein Break gegen die Rivalin. Danach ging bei Ostapenko fast gar nichts mehr, es war ein fast bemitleidenswerter Absturz, den die Centre-Court-Besucher erlebten.

    Kerber gewann den ersten Durchgang mit 6:3. Und sie zog auch schnell im zweiten Akt mit 5:1 davon. „Angie hat genau das gemacht, was die Idee war: Fehler vermeiden, im richtigen Moment die Initiative ergreifen und punkten“, sagte Trainer Wim Fissette. Ostapenko erstritt sich noch zwei Spiele zum 5:3, dann aber holte sich Kerber Spiel, Satz und Sieg zur zweiten großen Chance aufs große Wimbledon-Glück. „Ich traue ihr zu, es in diesem Jahr zu schaffen. Ganz egal, gegen wen sie spielt im Finale“, sagte Tennislegende Billie Jean King.

    Julia Görges muss sich Serena Williams geschlagen geben

    Das gilt allerdings auch für Serena Williams, die Finalgegnerin. Sie machte alle Hoffnungen auf das erste rein deutsche Finale seit 1932 gegen Görges zunichte, eine reelle Chance hatte die Norddeutsche nie bei ihrem allersten Centre-Court-Auftritt. „Serena und die besondere Atmosphäre auf diesem Platz – das kann sehr einschüchtern“, hatte bereits vor dem ersten Ballwechsel Ex-Superstar Chris Evert prophezeit.

    Julia Görges unterlag der siebenmaligen Wimbledonsiegerin Serena Williams glatt in zwei Sätzen.
    Julia Görges unterlag der siebenmaligen Wimbledonsiegerin Serena Williams glatt in zwei Sätzen. Foto: J. Brady/PA Wire, dpa

    Zwar hielt Görges in der Anfangsphase leidlich mit, dann aber rauschte die 36-jährige Tennis-Mama im Expresstempo davon, gewann Satz 1 mit 6:2 und führte auch im zweiten Durchgang mit 5:2. Kurz keimte Hoffnung für Görges auf, mit dem ersten Break zum 4:5, aber mit einem neuerlichen Aufschlagverlust der Deutschen war der Halbfinaltag vorbei – und auch das ganze Turnier für Görges. „Ich habe das nie erwartet. Das ist echt verrückt“, sagte Williams, die erst das vierte Turnier nach ihrer Babypause bestreitet. Ihr Blick voraus, zum Duell mit Kerber: „Es ist eine Kür für mich. Ich freue mich auf das Match, auch weil ich Angie mag.“

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