Bei einem Spaziergang durch Manhattan wollte Philipp Kohlschreiber am Samstag seine "Berg- und Talfahrt" verarbeiten. "So ein Match muss es auch mal geben. Ich hab mich durchgequält", sagte Deutschlands bester Tennisprofi nach seinem mühsamen Drittrunden-Einzug bei den US Open. Mit einer Leistung wie aus der Partie gegen den Franzosen Benoit Paire wird der Augsburger allerdings am Sonntag im Kampf ums Achtelfinale gegen den amerikanischen Hünen John Isner keine Chance haben.
John Isner ist der Favorit
"Ich muss mich steigern und hoffe, dass ich das an dem Tag schaffe. Aber er ist klarer Favorit", sagte Kohlschreiber vor dem Duell mit dem 2,06 Meter großen Weltranglisten-Zehnten. Dreimal schon standen sich die beiden gegenüber, dreimal hieß der Sieger am Ende Isner - zuletzt vor wenigen Wochen im Achtelfinale von Toronto.
Zittersieg von Philipp Kohlschreiber
Immerhin verhinderte Kohlschreiber mit dem 6:7 (4:7), 6:3, 3:6, 6:2, 7:6 (7:4)-Zittersieg gegen den fast 30 Plätze schlechter notierten Franzosen eine persönliche Enttäuschung und eine Blamage für das deutsche Herren-Tennis. Denn der 28 Jahre alte Augsburger hat es als einziger von anfangs Zehn wenigstens in Runde drei beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres in New York geschafft.
"Es war eine Berg- und Talfahrt, aber ich habe nicht gezweifelt. Ich habe immer das Ziel vor Augen gehabt, dass ich in die dritte Runde wollte", erzählte die Nummer 20 der Branchenwertung nach dem Kraftakt über 3:38 Stunden.
Im fünften Satz führte der Davis-Cup-Spieler bereits 4:1, als er sich nach einem Netzangriff zu einer unsportlichen Aktion hinreißen ließ und seinem Gegner aus kurzer Distanz den Ball direkt auf den Körper schlug. "Ich habe mich hinterher noch mal dafür entschuldigt", sagte Kohlschreiber, der sich mit der Aktion bei eigener klarer Führung fast noch geschadet hätte. Paire kam jetzt auf einmal wieder ins Spiel, ein Großteil der Zuschauer schlug sich auf die Seite des nimmermüden Weltranglisten-49. aus Avignon.
Beim Stand von 5:6 trennten Kohlschreiber nur noch zwei Punkte von einer peinlichen Niederlage. Doch er blieb cool ("Ich muss mir selber Komplimente machen, ich hätte viel mehr hadern können") und durfte nach dem letzten Doppelfehler Paires die Arme mehr waagerecht als senkrecht und mehr erschöpft und erleichtert als wirklich begeistert in den Abendhimmel über New York strecken.
Maria Scharapowa ist wieder solo
Wie Kohlschreiber kamen auch die Titelverteidiger Novak Djokovic und Samantha Stosur, die Weltranglisten-Erste Victoria Asarenka, Mitfavoritin Maria Scharapowa und der nach dem Turnier vom Tennis-Zirkus scheidende Andy Roddick weiter. Die Olympia-Zweite Scharapowa erregte allerdings nicht so sehr für ihren 58-minütigen Kurzauftritt gegen die bedauernswerte Amerikanerin Mallory Burdette (6:1, 6:1) Aufmerksamkeit. Die russische Schönheit bestätigte in der Pressekonferenz ungewohnt offenherzig, dass sie wieder Single ist.
Scharapova hat sich von ihrem Verlobten, dem slowenischen Basketballspieler Sasha Vujacic, getrennt. "Unsere jeweiligen Terminkalender machten es extrem schwer, uns zu sehen", sagte Maria Scharapova am Freitag bei den US Open und verwies insbesondere auf den Wechsel des ehemaligen Stars der US-Basketballliga NBA in die Türkei. Dies sei einer der Gründe für die bereits im Frühling erfolgte Trennung. Beide hätten nach wie vor "enormen Respekt" füreinander, betonte die 25-Jährige.
Der 28-jährige Vujacic hatte die Verlobung mit Scharapova im Oktober 2010 bekanntgegeben. Damals spielte er für die Los Angeles Lakers, die 2009 und 2010 den NBA-Titel gewannen. Angeblich war die Hochzeit Vujacics mit der viermaligen Grand-Slam-Gewinnerin für November in Istanbul geplant. dpa/afp/AZ