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Tennis: Trainer Torben Beltz ist der Mann an Kerbers Seite

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Trainer Torben Beltz ist der Mann an Kerbers Seite

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    Angelique Kerber und ihr Trainer Torben Beltz sind ein starkes Duo. Gemeinsam haben sie den Einzug ins Halbfinale von Wimbledon geschafft.
    Angelique Kerber und ihr Trainer Torben Beltz sind ein starkes Duo. Gemeinsam haben sie den Einzug ins Halbfinale von Wimbledon geschafft. Foto: Imago Images

    Vor ein paar Jahren bot Torben Beltz einmal einen ungewohnten Anblick. Es war beim Galadiner am Vorabend der Tennis-WM in Singapur, als der Riese aus dem hohen Norden, der Langzeittrainer von Angelique Kerber, mit Anzug und Krawatte erschien. Beltz lächelte etwas gequält und verscheuchte sofort einige professionelle Fotografen, die ihn im vornehmen Dress ablichten wollten. „Bloß keine Bilder“, befahl Beltz, „sonst geht das Zeug im Internet rauf und runter.“

    Torben Beltz und Angelique Kerber kennen sich schon lange

    Beltz ist kein Mann, der sich an der Schickimicki-Welt des Wanderzirkus erfreuen kann, am schönen Schein, am ganzen Zinnober, der die professionelle Tour des Frauentennis begleitet. Die Welt des Zwei-Meter-Mannes liegt buchstäblich auf den Plätzen, ob nun als Anweiser im Übungsbetrieb oder als aufmerksamer Beobachter bei den Matches, als konzentrierter Unterstützer seiner Chefin. Auch in Wimbledon erlebt man den baumlangen Kerl gerade wieder in seiner Paraderolle: als wichtigsten Begleiter an der Seite von Kerber, als einen auch, der stets in mitmachender Stimmung das Betriebsklima aufhellt.

    „Er ist der positivste Mensch, den ich kenne“, sagt Kerber, deren wundersame Renaissance ihr mindestens einen Halbfinalplatz im Theater der Tennisträume eingebracht hat. Am Donnerstag stellt sich Kerber der mutmaßlich schwersten Aufgabe überhaupt, dem Duell mit der aktuellen Weltranglistenersten Ashleigh Barty aus Australien. „Es wird hart. Aber es wird auch hart für meine Gegnerin“, sagt Kerber, „ich fühle mich einfach zu allem bereit bei diesem Turnier.“

    Was auch das Verdienst des 44-jährigen Beltz ist, mit dem Kerber eine beinahe lebenslange, sehr vertraute Beziehung im Tennis verbindet. Beltz kennt Kerber noch aus Kinder- und Jugendzeiten, er begleitete sie schon zu Grand-Slam-Nachwuchsturnieren. „Keiner weiß besser Bescheid, wie ich ticke“, sagt Kerber über den Gute Laune-Verbreiter, der fast nie sein Lächeln und seine optimistische Haltung verliert.

    Beltz half Kerber aus der Krise

    Aus der beruflichen Kooperation ist auch ein freundschaftliches Miteinander geworden, man müsse sich schließlich auch gut verstehen, „wenn man so viel Zeit miteinander verbringt“, sagt Kerber.

    Sie hatte den zweifachen Familienvater wieder einmal zu sich ins Team zurückgerufen, als sie Mitte vergangenen Jahres in eine Krise geschlittert war. Damals wirkte die 33-Jährige etwas verloren und unmotiviert in den Wirren der Corona-Pandemie, die den Spielbetrieb lähmte und unterbrach. Allianzen mit dem heutigen Fed-Cup-Coach Rainer Schüttler und dem in der Branche geschätzten Allgäuer Dieter Kindlmann wollten nicht recht funktionieren. In der Not suchte und fand Kerber das Bewährte.

    Kerber und Beltz – das war über die Jahre nicht nur pure Harmonie. Schließlich trennten sich die dreimalige Grand Slam-Gewinnerin und ihr Weggefährte auch zwei Mal, wobei im Fall von Beltz auch eine Rolle spielte, dass der Trainer vorübergehend mehr Zeit für seine Familie haben wollte.

    Beltz kennt wenige, mit der Kämpfermoral von Angelique Kerber

    Bevor Beltz zuletzt wieder bei der deutschen Frontfrau anheuerte, hatte er mit der Kroatin Donna Vekic gearbeitet. Die Geschichte endete ziemlich unerfreulich, weil man sich nicht mehr über Trainingspläne und andere Grundsätzlichkeiten einig war. Kerber ihrerseits gewann zwar 2018 mit dem Belgier Wim Fissette den Wimbledon-Titel, aber so richtig zufrieden war sie mit dem Team drumherum trotzdem nicht. „Ich spiele am besten Tennis, wenn ich vertraute Gesichter in meiner Nähe habe. Wenn ich weiß, dass ich diesen Menschen bedingungslos vertrauen kann“, sagt Kerber.

    Beltz läßt sich auch nach all den Jahren immer wieder von seiner Chefin überraschen. „Es hat sich noch nie gelohnt, Angie abzuschreiben“, sagt Beltz. „Es gibt wenige im Tennis, die so eine Kämpfermoral haben wie sie.“ Er weiß auch, dass sich Kerbers Lebensgefühl in ihrem geliebten Sport ändert, wenn es auf die grünen Spielfelder geht. Auch 2021 richtete das Duo frühzeitig den Blick darauf, den Leistungshöhepunkt Mitte des Jahres zu erreichen. Dann, wenn die neuen Rasenturniere in Deutschland stattfinden würden, in Berlin und in Bad Homburg. Und wenn Wimbledon nach einem Jahr Corona-Zwangspause wieder über die Bühne gehen würde.

    Nun scheint gar nichts mehr ausgeschlossen. Nicht nach den entschlossenen, couragierten Auftritten Kerbers auf dem heiligen Rasen. Kerber ist auf ihrer großen Zeitreise einfach wieder bei sich selbst angelangt, bei der Champions-Ausgabe von Kerber, bei der Frau, der nichts zu schwer ist. Ein ums andere Mal blickte Kerber in den vergangenen anderthalb Wochen hinauf in die Spielerloge zu Beltz. Glücklich, stolz, zufrieden mit sich und der Welt. Wer weiß, wohin die Reise noch geht. Für sie. Für ihn.

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