Tennis; ATP-World Tour Masters in Cincinnati, 1. Runde: Mardy Fish (USA) – Viktor Troicki (Serbien) 6:2, 6:2
Anfang der Woche liefen diese Zeilen über die Computerbildschirme der Sportredaktionen. Eine Agenturnachricht, eine Allerweltsmeldung, das Ergebnis einer Tennispartie. Kein großes Finale zweier Stars, nur die Erstrundenbegegnung zweier Akteure, deren Namen lediglich Kennern geläufig sind. Für Mardy Fish aber war der Sieg über Viktor Troicki einer der bewegendsten Momente in seinem Leben.
Mardy Fish, geboren 1981 in der Kleinstadt Edina/US-Bundesstaat Minnesota, war ein vielversprechender Tennisspieler. Keiner der ganz Großen. Aber acht Turniere hatte er gewonnen, stand in der Weltrangliste mal auf Platz sieben, hatte rund sieben Millionen Euro Preisgeld gewonnen. Eigentlich einer, der zu beneiden ist.
Aber 2012 erkrankte Fish – Herzrhythmusstörungen. Ein operativer Eingriff verlief positiv. Körperlich war er bald wieder hergestellt. Aber was blieb und was nicht mehr weggehen wollte, das war die Angst. Panikattacken lähmten ihn. Bei den US Open 2012 sollte er gegen Roger Federer antreten. Auf der Fahrt zum Stadion brach er in Tränen aus. Fish beruhigte sich erst, als die Partie abgesagt war. Er wollte weg aus New York. Im Flugzeug die nächste Attacke. Die Maschine musste vor der Startbahn umdrehen. Als Fish Tage später endlich heimflog, war es eine Reise raus aus dem Rampenlicht. Wochenlang verließ er sein Haus nur noch, um einen Psychiater aufzusuchen. Ein Comebackversuch 2013 scheitert. Fish gab nicht auf. Er trainierte, wurde therapiert, nahm Medikamente. Schaffte es irgendwann, wieder alleine in ein Kino zu gehen.
Die Krankheit plagt ihn noch heute. „Es ist ein täglicher Kampf“, sagt er. Aber Mardy Fish ist zurück auf dem Tennisplatz und hat zum ersten Mal wieder ein Spiel gewonnen. Im September, bei den US Open, soll sich für ihn der Kreis schließen. Dann will er seine Karriere beenden. Seine Geschichte soll stehen bleiben: „Ich wünsche mir, dass eine oder zehn oder 100 Personen sagen können: Hey, das ist jemand, der hat durchgemacht, was auch ich durchmache, und der hat es geschafft.“