Philipp Kohlschreiber stemmte die etwas ungewöhnliche, hölzerne Gams-Trophäe in die Luft und sprach nach seinem zweiten Turnier-Erfolg in Kitzbühel von einer „unglaublichen Woche“. Eine solche erlebten auch Deutschlands Nummer eins Alexander Zverev und Julia Görges, die beide am Sonntagabend in den Tennis-Finals von Washington standen.
In Kitzbühel konnte Kohlschreiber bereits am Samstag feiern: Zum zweiten Mal nach 2015 gewann der gebürtige Augsburger nur einige Meter entfernt von seiner Wohnungstür ein Finale. Der Weltranglisten-47. bezwang auf dem Sandplatz unterhalb der legendären Ski-abfahrt Streif den Portugiesen Joao Sousa sicher mit 6:3, 6:4. Nach seinem insgesamt achten Triumph auf der ATP-Tour zeigte sich der 33-Jährige überwältigt und sprach von einem „Märchen“.
Zum Anfang der Woche habe er nicht daran geglaubt. „Ich bin angeschlagen in das Turnier gestartet“, gab Kohlschreiber zu, nachdem er die Siegprämie von 85945 Euro in Empfang nehmen durfte.
In der vergangenen Woche hatte er das Halbfinale von Hamburg gegen Florian Mayer noch wegen Adduktorenproblemen aufgeben müssen. „Deshalb ist der diesjährige Sieg in Kitzbühel noch ein bisschen schöner als der von 2015“, begründete er. Damals hatte er als erster Deutscher das Turnier gewonnen, zuvor 2012 sein erstes Endspiel bei dem mit 540000 Euro dotierten ATP-Turnier verloren. Mit den 250 Punkten für den neuerlichen Erfolg wird er nun in der Weltrangliste wieder in die Top 40 vorrücken.
Viel weiter vorn – auf Platz acht – liegt Alexander Zverev. Der 20-Jährige gewann gestern Abend gleich beim ersten Auftritt mit seinem neuen Trainer Juan Carlos Ferrero als erster Deutscher das Tennis-Turnier in Washington. Zverev setzte sich im Finale des Hartplatzturniers mit 6:4, 6:4 gegen den Südafrikaner Kevin Anderson durch. Für den Hamburger war es der fünfte Karriere-Sieg und der vierte Turnier-Erfolg in dieser Saison nach Siegen in Rom, Montpellier und München.
Die Zusammenarbeit mit dem früheren Weltranglisten-Ersten Ferrero ist erst einmal bis nach den am 28. August in New York beginnenden US Open angelegt. Bis dahin gehört der Spanier als Impulsgeber zum Trainer-Team des 20 Jahre alten Zverev um Vater Alexander Senior. „Er kann mir wirklich helfen“, sagte Zverev über Ferrero, den French-Open-Gewinner von 2003.
Zum dritten Mal in diesem Jahr nach Mallorca und Bukarest stand auch Julia Görges in Washington in einem WTA-Finale. Die vorherigen fünf Endspiele hatte sie allesamt verloren. Die 28-Jährige aus Bad Oldesloe dürfte vom 40. Platz der Weltrangliste weiter nach vorn rücken und sich für die US Open in eine gute Ausgangsposition bringen.
Im Halbfinale hatte sich die an Nummer vier gesetzte Görges im deutschen Duell gegen Andrea Petkovic nach einem Marathon-Match über zweieinhalb Stunden mit 5:7, 6:4, 7:5 durchgesetzt. Bei ihrer neunten Finalteilnahme auf der WTA-Tour wartete am Sonntag die Russin Jekaterina Makarowa. (dpa)