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Tennis: „Jeder muss zum Neuanfang beitragen“

Tennis

„Jeder muss zum Neuanfang beitragen“

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    Es sind noch sechs Wochen bis zum Davis-Cup gegen Brasilien vom 13. bis 15. September in der Neu-Ulmer Ratiopharm-Arena. Sind die Spieler fit?

    Arriens: Ganz sicher. Florian Mayer hat ansteigende Form, Daniel Brands und Philipp Kohlschreiber haben gut gespielt, Tobias Kamke zeigt in Washington seine Stärke.

    Wann wird die Mannschaft nominiert?

    Arriens: In den nächsten zwei Wochen werden die Spieler, für die ich mich intern entschieden habe, eine entsprechende Rückmeldung bekommen. Offiziell werden wir das Team erst Anfang September bekannt geben.

    Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Profis, die ja in erster Linie Einzelunternehmer sind?

    Arriens: Das läuft grundsätzlich gut, weil weder die Spieler noch deren Umfeld noch einmal so ein Jahr wie 2012 haben wollen. (Damals trat Patrik Kühnen nach Streitigkeiten mit einigen Profis zurück, d. Red.) Allen ist klar, dass jeder seinen Teil zum Neuanfang beitragen muss. Ich habe zu allen einen guten Kontakt, mit einigen ist er sehr eng.

    Wie interpretieren Sie die Arbeit des Davis-Cup-Teamchefs?

    Arriens: Es ist ja nur ein Teil meiner Arbeit für den Deutschen Tennis-Bund, wir haben zwei bis vier Wochen für den Davis-Cup im Jahr, meine Aufgabe ist die Kommunikation mit Spielern und deren Trainern. Ich schaue mir auf wichtigen Turnieren die Spiele an, kann diese aus einer anderen Perspektive betrachten und mache Angebote aus meinem Experten-Netzwerk.

    Das heißt...

    Arriens: Oliver Schmidtlein aus München ist Ansprechpartner für Athletik, aber auch die Sportpsychologie kann ein Thema sein.

    Tommy Haas ist mit 35 auf Weltranglistenplatz zwölf der beste Deutsche...

    Arriens: Es ist beeindruckend, mit welchem Einsatz er das Ganze betreibt. Haas ist einer, der sehr hart arbeitet und sich über die Trainingseinheiten hinaus intensiv mit Tennis befasst. Er zeigt eine unglaubliche Hartnäckigkeit, um im Winter seiner Karriere dranzubleiben. Er ist dankbar für jede Woche, die er spielen kann, und kostet das voll aus.

    Umso bedauerlicher ist es, dass er für den Davis-Cup abgesagt hat...

    Arriens: 2014 will er auf alle Fälle wieder dabei sein. Dieses Jahr ist der Terminplan extrem voll und er hat deshalb um Verständnis gebeten, dass er nicht kommt.

    Der Augsburger Philipp Kohlschreiber ist auf Platz 26 der Weltrangliste notiert. Wie sehen Sie die Entwicklung?

    Arriens: Wer sich intensiv mit der Materie beschäftigt, weiß, was es bedeutet, so weit oben zu stehen. Es spricht für ihn, dass er sich konstant auf diesem Niveau bewegt. Man kann nicht einfach sagen, dass er nun den nächsten Schritt in Richtung Top Ten machen muss. Da oben ist die Luft so dünn und die Jungs spielen so unglaublich gut.

    Das nächste Grand-Slam-Turnier sind die US Open Ende August. Welche Chancen haben die Deutschen?

    Arriens: Haas und Kohlschreiber können als gesetzte Spieler mit der entsprechenden Auslosung auf jeden Fall das Viertelfinale erreichen – mit der Hoffnung auf das Halbfinale. Bei den anderen hängt viel von den Gegnern ab.

    Wie ist der Hartplatz in New York im Vergleich zu dem Boden, der für den Davis-Cup in Neu-Ulm verlegt wird.

    Arriens: Ich bin kein Materialfreak, aber in Neu-Ulm wird das Spiel etwas zügiger sein. Das ist das Ziel, weil die Brasilianer den langsameren Sandplatz bevorzugen.

    Welcher Brasilianer ist besonders zu beachten?

    Arriens: Thomaz Bellucci war lange verletzt und hat viele Weltranglistenpunkte verloren, aber er gehört zu den besten 30 der Welt.

    Wer könnte noch für die Brasilianer spielen?

    Arriens: Sie haben Spieler zwischen 100 und 150 sowie ein sehr gutes Doppel, das in der ersten Runde einen Punkt gegen die USA gewann.

    Wo stehen Deutschlands Männer im Vergleich mit anderen Nationen?

    Arriens: Wir hatten in Wimbledon elf Spieler im Hauptfeld, nur Spanien und Frankreich hatten mehr. Unser System produziert immer wieder genügend Spieler auf hohem Niveau. Aber die Frage zielt ja darauf ab: Warum finden wir keinen Wimbledonsieger? Die ersten vier oder fünf der Weltrangliste sind einfach Jahrhunderttalente, so eines lässt sich nur schwer gezielt ausbilden. Man sieht es an den Engländern, die sehr viel Geld haben, aber keinen zweiten Weltklassespieler hinter Andy Murray.

    Wie sind die deutschen Perspektiven?

    Arriens: Wir haben gute 18-Jährige, aber der Beste von ihnen ist schwächer einzuschätzen als der Hamburger Alexander Zverev mit seinen 16 Jahren.

    Neu-Ulm wird Ihr erstes Davis-Cup-Heimspiel nach dem 0:5 in Argentinien. Sind Sie nervös?

    Arriens: Ich habe genug Abstand und Gelassenheit. Deshalb spüre ich eine positive Anspannung, bin aber nicht im Stress.

    Deutschland hat eine erfolgreiche Davis-Cup-Geschichte…

    Arriens: 1985 habe ich in Frankfurt am Main den Sieg von Michael Westphal gegen den Tschechen Tomas Smid gesehen…

    als sich der Teppichboden löste…

    Arriens: …genau. Auch an die letzte Partie gegen Brasilien 1992 kann ich mich gut erinnern, weil ich da kurz zuvor bei meinem einzigen Sieg auf der ATP-Tour die beiden Davis-Cup-Spieler der Südamerikaner besiegte. Aber die Tennisfans werden natürlich vor allem an die Spiele von Boris Becker denken.

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