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Technische Hilfsmittel: Überraschende Wende: FIFA diskutiert Torkamera

Technische Hilfsmittel

Überraschende Wende: FIFA diskutiert Torkamera

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    Überraschende Wende: FIFA diskutiert Torkamera
    Überraschende Wende: FIFA diskutiert Torkamera Foto: DPA

    Das für Regeländerungen zuständige International Football Association Board (IFAB) wird sich auf seiner Sitzung im Oktober in Wales mit der Thematik beschäftigen. "Bei diesem Meeting werden wir über Torlinien-Technologie diskutieren. Es steht jetzt auf der Tagesordnung", sagte FIFA-Präsident Joseph Blatter in Singapur. Sollte sich der Weltverband für Torkameras oder den Chip im Ball entscheiden, würden gravierende Fehlentscheidungen der Vergangenheit angehören.

    Nachdem sich die FIFA jahrelang gegen den Einsatz von elektronischer Unterstützung gewehrt hatte, kommt nur einen Monat nach dem WM-Ende Bewegung in die neu entfachte Diskussion. Die deutschen Schiedsrichter sprechen sich mehrheitlich für den Chip im Ball aus. "Wenn es eine Möglichkeit gibt - her damit!", hatte Herbert Fandel, Leiter der neuen Schiedsrichter-Kommission im Deutschen Fußball-Bund (DFB), bei der Tagung der deutschen Referees Ende Juli gesagt.

    Die Vertreter der Bundesliga favorisieren dagegen die Torkamera. "Das ist die einzige elektronische Hilfe, die keine Diskriminierung des Schiedsrichters bedeutet", erklärte Bayern-Präsident Uli Hoeneß nach den zum Teil verheerenden Schiedsrichter-Leistungen in Südafrika. Die FIFA setzt bislang auf Torrichter, die in Zukunft auch in der Champions League und EM-Qualifikation getestet werden sollen. Für Fandel keine gute Lösung: "Man verschiebt die Fehlerquelle des Schiedsrichters oder Assistenten auf eine weitere Person. Eigentlich möchte ich dieses System nicht haben."

    Auch FIFA-Schiedsrichter Knut Kircher hat sich wie die meisten seiner Kollegen für technische Hilfsmittel im Fußball ausgesprochen. "Es geht um ein technisches Erkennungssystem, dass zweifelsfrei funktioniert. Egal ob das nun eine Torkamera oder ein Chip im Ball ist", sagte Kircher der Nachrichtenagentur dpa. Das System müsse auch in Härtefällen Sicherheit bringen, "das heißt wenn der Torwart mit dem Körper auf dem Ball liegt. Auch dann muss das deutliche Signal kommen, ob der Ball hinter der Linie war oder nicht."

    Bei der WM in Südafrika war die Diskussion um technische Hilfsmittel nach dem "Wembley-Tor" im Achtelfinale zwischen Deutschland und England neu entflammt. Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay hatte den Insel-Kickern beim Stand von 2:1 für die DFB- Auswahl einen klaren Treffer verwehrt. Nach einem Lattenschuss von Frank Lampard (38. Minute) war der Ball deutlich hinter der Torlinie aufgeprallt, doch das Schiedsrichtergespann ließ die Partie weiterlaufen.

    Blatter erklärte, das IFAB habe bei seinem Treffen im Juli entschieden, sich der Thematik genauer anzunehmen. Beim Meeting im Oktober in Cardiff sollen verschiedene Firmen ihre Modelle vorstellen. Darunter wird auch die Firma adidas aus Herzogenaurach sein. "Bei dem Meeting werden alle diese Leute dabei sein und ihre unterschiedlichen Dinge präsentieren", sagte Blatter.

    Der Schweizer gilt eigentlich als Gegner technischer Hilfe. Der Fußball verliere seine Faszination, wenn er "wissenschaftlich" werde, hatte Blatter stets gesagt. Auch nach den Fehlentscheidungen bei der jüngsten WM, die auch Mexikos Achtelfinal-Aus gegen Argentinien begünstigten, weil ein klares Abseitstor der Argentinier anerkannt worden war, hatte der FIFA-Boss zunächst geschwiegen. Danach hatte er sich jedoch dem öffentlichen Druck gebeugt und entsprechende Diskussionen angekündigt.

    "Meine persönliche Meinung zur Tortechnologie hat sich nie verändert. Ich habe gesagt, wenn wir ein exaktes und einfaches System haben, dann werden wir es einsetzen, aber bislang haben wir kein System, dass einfach und exakt ist", sagte Blatter nun in Singapur. Beim IFAB-Treffen in Cardiff soll es nur um die Tor-Technologie gehen. Weitere technische Hilfsmittel stünden nicht zur Diskussion.

    Seit 124 Jahren wachen die Mitglieder des International Football Association Boards (IFAB) über die Regeln des Fußballs. Dem Gremium gehören traditionell vier Mitglieder des Weltverbandes FIFA sowie je ein Gesandter der nationalen Verbände Englands, Schottlands, Nordirlands und aus Wales an. Einmal im Jahr kommt das IFAB zu einem Treffen zusammen und berät sowie beschließt Regelfragen.

    Gegründet wurde das IFAB 1886 von den vier britischen Verbänden. Die FIFA erkannte das Gremium bei ihrer Gründung 1904 an. Seit 1913 stellt die FIFA 50 Prozent der Mitglieder. Regeländerungen können nur bei Zustimmung durch 75 Prozent erzielt werden. Die FIFA-Gesandten stimmen nach einem ungeschriebenen Gesetz einheitlich.

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