Der neue TV-Vertrag in England hat bei den Managern deutscher Bundesligisten zumindest für einen kleinen Schock gesorgt. Von 2017 werden pro Saison 3,2 Milliarden Euro an die englischen Profivereine ausgeschüttet. Zum Vergleich: In Deutschland sind es derzeit 835 Millionen Euro. Der Vertrag läuft 2017 aus.
Die Schlussfolgerung ist simpel: Mehr Geld bedeutet mehr Stars. Bedeutet mehr Qualität. Um entgegenzusteuern, wollen die deutschen Clubs bei der künftigen Verhandlungsrunde auch mehr TV-Gelder erwirtschaften. Dabei sei man auch bereit "unpopuläre Maßnahmen" zu treffen, sagt DFL-Boss Christian Seifert. Die Manager der Liga sehen das genauso. Als eine der unpopulärsten Maßnahmen überhaupt wird es angesehen, den Spieltag weiter zu zerfasern. Bisher gibt es für die neun Bundesligaspiele am Wochenende fünf Spieltermine. In England und Italien sind es sechs, in Spanien zehn (jeweils 20 Vereine pro Liga).
Der Gedanke dahinter: Je weniger Überschneidungen zwischen den Partien, desto mehr Möglichkeiten Fußball anzuschauen, desto höher der Erlös. Das stimmt aber nur teilweise. Sky ist nämlich bislang der einzige Pay-TV-Anbieter in Deutschland. Ein zusätzliches Spiel in der Woche wäre dem Sender möglicherweise ein paar Milliönchen wert, ein signifikanter Sprung lässt sich so aber nicht erzielen.
Nur ohne Free-TV lässt sich Kasse machen
Um annähernd in die Dimensionen des britischen TV-Deals vorzustoßen, müsste die DFL eine heilige Kuh schlachten: Sie muss dafür die Bundesliga aus dem Free-TV verdrängen. So lange der Fan die Möglichkeit hat, Spiele zeitnah in der Zusammenfassung in der ARD zu sehen (oder einem anderen vermeintlichen Free-TV-Sender), wird Sky seine Angebot nicht in astronomische Sphären schrauben.
Nur wenn dem Pay-TV-Sender tatsächliche Exklusivrechte eingeräumt werden und im gebühren- oder werbefinanzieerten Fernsehen keine (oder nur mit erheblicher Verspätungen) Bundesliga gezeigt wird, lässt sich massiv an der Preisschraube drehen. Dann nämlich "müssen" Fußballfans sich Sky zulegen, um Fußball zu schauen. Dann wäre ein stark erhöhtes Angebot für den Sender auch halbwegs refinanzierbar.
Allerdings ist ein solcher Schritt in Deutschland kaum vermittelbar. Die Bundesliga wird fälschlicherweise als Produkt verstanden, auf das jedermann ein mehr oder weniger kostenloses Recht hat.
In anderen Ländern gibt es kein derart ausgeprägtes öffentlich-rechtliches Fernsehen. Dafür verschiedene Pay-TV-Anbieter, die miteinander konkurrieren. Auch deswegen wird dort mehr Geld gezahlt. Aber nicht, weil es vielleicht einen Spieltermin mehr pro Woche gibt. Das ist Augenwischerei.