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TSV 1860 München: Sascha Mölders macht seiner Wut auf Facebook Luft

TSV 1860 München

Sascha Mölders macht seiner Wut auf Facebook Luft

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    Groß war die Enttäuschung beim früheren FCA-Profi Sascha Mölders und den Fans des TSV 1860 nach dem verlorenen Relegationsspiel.
    Groß war die Enttäuschung beim früheren FCA-Profi Sascha Mölders und den Fans des TSV 1860 nach dem verlorenen Relegationsspiel. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Randalierende Fans, ein führungsloser Verein. Nach dem Abstieg herrscht beim TSV 1860 München Chaos. Präsident Peter Casalette ist zurückgetreten, Geschäftsführer Ian Ayre hat gekündigt und auch die Worte von Trainer Vitor Pereira bei der Pressekonferenz nach dem Spiel klangen nach Abschied.

    Jetzt hat sich Stürmer Sascha Mölders auf Facebook geäußert - und unter anderem die Vereinsführung scharf angegriffen. Nach dem Spiel seien alle Verantwortlichen plötzlich verschwunden gewesen, kritisiert der Stürmer. Mölders schreibt: "Ich finde es traurig, dass die, die uns die ganzen Wochen diesen Weg vorgegeben haben, plötzlich alle verschwunden sind. Man hat einfach überhaupt keinen Ansprechpartner. Sowas habe ich noch nie erlebt!"

    Die randalierenden Fans kritisiert Mölders dafür, dass sie Amateur-Trainer Daniel Bierofka angingen: "Noch schlimmer ist es bei Biero und seiner Familie. Auch er ist hier tief verwurzelt und leidet sicher am meisten. Auch ihm wurden Stühle entgegen geschmissen, wo er der Allerletzte ist, der was dafür kann."

    Sascha Mölders: "Habe cirka 500 Nachrichten bekommen"

    1860 München und Ismaik: Eine Chronologie des Chaos

    Im Frühjahr 2011 stand 1860 München bereits vor dem Aus - erst Investor Hasan Ismaik bewahrte die "Löwen" durch seinen millionenschweren Einstieg vor der Insolvenz. Der Jordanier erschien in Giesing als strahlender Retter und hatte Visionen von der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga und sogar einem Angriff auf die besten Vereine Europas um den Stadtrivalen FC Bayern und den FC Barcelona.

    Das 1860-Drama in sechs Akten:

    2011/12: Euphorisiert vom Einstieg des Geschäftsmannes aus Abu Dhabi werden erste Dissonanzen zwischen Investor und Verein noch großteils wegmoderiert. "Wir haben klar gesagt, dass wir als Team erfolgreich sein wollen", sagt der damalige Geschäftsführer Robert Schäfer. Die Mannschaft unter Trainer Rainer Maurer spielt eine gute Saison, rangiert ab Spieltag drei bis zum Schluss auf einem einstelligen Tabellenplatz und verpasst als Sechster die Aufstiegsränge nur knapp.

    2012/13: Auch die Spielzeit kann sich sportlich sehen lassen, 1860 landet wieder auf Rang sechs. Coach Maurer erlebt das aber schon nicht mehr als Verantwortlicher mit, er muss im November gehen. Nachfolger wird Alexander Schmidt, der international erfahrene Sven-Göran Eriksson soll ebenfalls einsteigen. Als der Schwede überraschend doch absagt, gibt Ismaik dem Präsidenten Dieter Schneider die Schuld. Es ist nicht der erste Angriff Ismaiks auf Schneider, der im März hinwirft. 

    2013/14: Nun probiert sich Gerhard Mayrhofer an der Spitze des TSV und wird von Ismaik erstmal als "Profi durch und durch" gelobt. In der Geschäftsleitung soll Markus Rejek als Finanzfachmann für neue Impulse sorgen, kurz vor Saisonende wird Gerhard Poschner für die sportliche Seite und vor allem Spielertransfers verpflichtet. Trainer Schmidt wird schon vor Herbstbeginn gefeuert und durch Friedhelm Funkel ersetzt. Als der seinen Weggang zum Saisonende verkündet, wird er im April freigestellt. Co-Trainer Markus von Ahlen übernimmt bis zum 34. Spieltag und führt die Münchner auf den siebten Platz.

    2014/15: Die Ränge sechs, sechs und sieben sind Ismaiks Sechzigern zu wenig, also soll der Niederländer Ricardo Moniz endlich für den Aufstieg sorgen. "Wir werden Meister", tönt er. Doch der sportliche Niedergang nimmt Fahrt auf. Schon im September ist Moniz' Zeit vorbei, nach ihm versuchen sich erneut von Ahlen und ab Februar U21-Trainer Torsten Fröhling. Statt Aufstieg steht der Kampf gegen den Abstieg im Fokus, am Ende retten sich die "Löwen" erst in der Relegation gegen Holstein Kiel durch ein Tor in der Nachspielzeit des Rückspiels. Ismaik wird immer ungeduldiger, auch weil Poschners Transferpolitik grandios scheitert. Am Saisonende hört Präsident Mayrhofer auf, genervt vom "Kasperltheater" und der "Katzbuckelei" vor Ismaik, wie er sagt.

    2015/16: Jetzt probiert es Interimspräsident Siegfried Schneider und geht auf Ismaik zu. Dessen Cousin Noor Basha, ein gelernter Apotheker, darf sogar Sport-Geschäftsführer werden und neben Finanzmann Rejek die Geschicke der Profis leiten. Neuer Manager wird Oliver Kreuzer. Auch Neu-Präsident Peter Cassalette wählt einen Kuschelkurs mit Ismaik. Sportlich läuft es wieder katastrophal: Die vier verschiedenen Trainer Fröhling, Benno Möhlmann, Daniel Bierofka und Denis Buschujew kriegen es wenigstens hin, als 15. nicht in die Relegation zu müssen.

    2016/17: Cassalette ist inzwischen voll auf Ismaiks Linie eingeschwenkt und wirkt wie ein Erfüllungsgehilfe, ein Contra erscheint ihm offenbar zwecklos. Als Manager schafft Thomas Eichin bis zu seiner Beurlaubung gerade mal dreieinhalb Monate und wird ersetzt von einem gewissen Anthony Power, seines Zeichens Maschinenbauer und Ismaik-Vertrauter.  Zwischendurch sorgt der Verein mit einem Presseboykott für Aufsehen. Mit dem Liverpool-Manager Ian Ayre hofft Ismaik ab April endlich auf internationales Flair, doch Ayre wirft nach zwei Monaten hin. Wieder verbraucht 1860 in einer Saison vier Trainer: Unter dem einstigen Champions-League-Coach Vitor Pereira steigt 1860 aus der 2. Liga ab.

    Zu dem Facebook-Post bewegt hätten ihn zahlreiche Nachrichten der Fans: "Ich habe lange überlegt, ob ich was schreiben soll und was, aber ich habe seit gestern circa 500 Nachrichten bekommen", schreibt Mölders und appelliert: "Ich bitte euch nur, die Beleidigungen an meine Kinder sein zu lassen. Die können nichts dafür!"

    Zum Schluss zeigt er sportliche Größe und hebt die Leistung von Aufsteiger Jahn Regensburg hervor: "Wer so eine super Saison spielt und dann noch souverän die zwei Spiele 'gewinnt', hat es einfach verdient. Eine intakte Mannschaft voller Euphorie. Haben sich zu keiner Zeit vor 62.000 Zuschauern in die Hose geschissen, sondern einfach ihr Ding gemacht."

    Viel Lob für Mölders Worte auf Facebook

    Dass die eigene Mannschaft nicht intakt war, darauf lassen andere Aussagen schließen. Mölders hebt nur einige Spieler explizit hervor: Sebastian Boenisch, Daniel Adlung und Ersatztorwart Jan "Zimbo" Zimmermann.

    Mehr als 5000 Nutzer haben auf Mölders Facebook-Beitrag reagiert, über 800 Kommentare hat der Stürmer als Antwort bekommen (Stand Mittwochnachmittag). Die meisten danken ihm für den Beitrag und für seine Leistung als Löwen-Spieler. Andere greifen ihn an: Er habe keine Lust, den Schaden zu beheben und würde den Verein verlassen wie eine Ratte ein sinkendes Schiff, heißt es.

    Mölders' Vertrag beim TSV 1860 gilt nicht für die 3. Liga. Ob er weiter für den Münchner Verein spielt, ist unklar. mase

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