Schwer bepackt mit drei großen Taschen flüchtete der gescheiterte Trainer Ricardo Moniz umringt von Reportern vom Vereinsgelände des TSV 1860 München. Nach gerade einmal 96 Tagen im Amt wurde der Niederländer beim Fußball-Zweitligisten TSV 1860 München am Morgen nach der 0:1-Pleite beim SV Sandhausen "mit sofortiger Wirkung" beurlaubt.
Moniz: "Ich bin unglaublich enttäuscht"
"Ich bin unglaublich enttäuscht", sagte der 50 Jahre alte Moniz am Mittwoch kurz und knapp bei seinem bitteren Abschied in Jeans und brauner Lederjacke - er war der elfte Chefcoach seit dem Bundesliga-Abstieg der Löwen vor zehn Jahren.
Der deutsche Meister von 1966 reagierte auf den enttäuschenden Saisonstart mit nur sechs Punkten aus sieben Partien. Als Saisonziel war einmal mehr die Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse ausgegeben worden. Das 0:1 am Dienstagabend in Sandhausen war ein Rückschlag zuviel aus Sicht der Vereinsführung. In Überzahl hatten die Sechziger in der Nachspielzeit das Gegentor von Andrew Wooten kassiert. Moniz hatte danach noch eine Durchhalteparole auch in eigener Sache ausgegeben: "So hart es ist: Wir müssen morgen wieder aufstehen, zusammenhalten und eine Einheit bleiben und uns auf das Spiel gegen Fürth fokussieren." Diese Chance erhielt er nicht mehr, beim Derby wird er nicht mehr der Chef am Spielfeldrand sein.
Jetzt soll es Co-Trainer Markus von Ahlen richten
Co-Trainer Markus von Ahlen soll zunächst das Training leiten, wie der Verein mitteilte. Er war bereits am Ende der vergangenen Saison nach der Trennung von Friedheim Funkel als Chef eingesprungen, mit einer beachtlichen Ausbeute von zehn Punkten in fünf Partien. Der damals ebenfalls neu verpflichtet Sportgeschäftsführer Gerhard Poschner traute von Ahlen den Cheftrainerposten trotzdem nicht zu, holte den Motivator Moniz, der im Eiltempo scheiterte.
Der Niederländer gab im Sommer selbst offensiv Platz eins als Ziel aus. Nun ist Moniz, 2012 österreichischer Meister und Pokalsieger mit Red Bull Salzburg, bereits der dritte Trainer, der in der noch jungen Zweitliga-Saison seinen Job verloren hat. Poschner wollte sich im Laufe des Tages zur aktuellen Entwicklung und Zukunft beim Münchner Traditionsverein äußern. Der seit Dienstag 45 Jahre alte Ex-Profi rückt nun selbst mehr in den Fokus. Er hatte Moniz geholt und mit dem Verfechter eines dominanten Offensivfußballs einen großen Personalaustausch vorgenommen. Moniz feierte mit dem neuformierten Team allerdings nur einen Sieg, mit 2:1 beim FC St. Pauli. Dazu gab es drei Unentschieden und drei Niederlagen. dpa