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TSV 1860 München: Löwen brauchen bis Freitag zehn Millionen - sonst droht Insolvenz

TSV 1860 München

Löwen brauchen bis Freitag zehn Millionen - sonst droht Insolvenz

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    Bleibt 1860-Investor Hasan Ismaik (rechts)? Geschäftsführer Ian Ayre (links) hat nach nicht einmal zwei Monaten bereits seinen Hut genommen.
    Bleibt 1860-Investor Hasan Ismaik (rechts)? Geschäftsführer Ian Ayre (links) hat nach nicht einmal zwei Monaten bereits seinen Hut genommen. Foto: Angelika Warmuth (dpa)

    Beim TSV 1860 München scheint nach dem Abstieg aus der zweiten Liga die Stunde Null angebrochen zu sein. Bis jetzt ist völlig unklar, in welcher Liga, mit welcher Mannschaft und in welchem Stadion der Traditionsverein in der kommenden Saison spielen wird. Die Probleme in der Übersicht.

    Der Kader

    Nach einem Bericht der Bild besitzen nur sechs Spieler einen Vertrag, der auch für die 3. Liga gültig ist. Demnach sollen das Abwehrspieler Jan Mauersberger, Ersatztorwart Max Engl und die U21-Spieler Kilian Jakob, Nico Karger, Felix Weber und Marin Pongracic sein. Alle anderen Spieler - etwa die erst kürzlich für jeweils knapp drei Millionen Euro verpflichteten Stefan Aigner und Christian Gytkjaer - sind demnach ablösefrei und bringen dem Verein bei einem Weggang keinen Cent ein. Indirekt bestätigte das auch Stürmer Sascha Mölders in seinem Facebook-Eintrag. Der Angreifer war erst vor der Saison vom FCA fest verpflichtet worden und schrieb an die Fans: "Niemand weiß, wie es hier weiter geht. Fakt ist, ich habe keinen Vertrag mehr bei 1860 München und möchte mich deswegen von Euch verabschieden."

    Die Führungsebene

    Nach dem feststehenden Abstieg wurde das Führungsproblem des Vereins deutlich: Präsident Peter Caselette trat direkt nach Spielende zurück, Geschäftsführer Ian Ayre hatte schon im Vorfeld des Spiels nach nur zwei Monaten wieder seinen Hut genommen. Auch Trainer Vitor Pereira scheint schon weg zu sein, der Gang in die Niederungen der 3. Liga (oder tiefer) scheint für den Coach ausgeschlossen zu sein. Seine Aussage auf der Pressekonferenz nach Spiel gegen Regensburg hatte viel von einer Abschiedsrede. Sascha Mölders schrieb auf seiner Facebook-Seite: "Ich finde es traurig, dass die die uns die ganzen Wochen diesen Weg vorgegeben haben, plötzlich alle verschwunden sind. Man hat einfach überhaupt keinen Ansprechpartner."

    Lediglich Investor Hasan Ismaik kündigte bereits an, auch im Falle eines Abstiegs den Verein weiterhin unterstützen zu wollen. Allerdings scheint diese an die Erfüllung seiner Forderungen geknüpft zu sein. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung konfrontierte der Jordanier noch vor dem Relegationsspiel gegen Regensburg den Verein mit teils unerfüllbaren Wünschen - ansonsten würde er seine Unterstützung zurückziehen. Auslöser war, dass Michael Scharold, Finanzdirektor von 1860, bei Ismaik angefragt, wann mit dem Zahlungseingang der für die Zweitliga-Lizenz benötigten 23,1 Millionen Euro auf dem Konto der 1860-Kapitalgesellschaft für die Profiabteilung (KGaA) zu rechnen sei.

    Unter anderem solle die partielle Abschaffung des Weisungsrechts des Vereins an den Geschäftsführer der KGaA übergehen. Das etwa würde aber strikt gegen geltende Regularien der Bundesliga (DFL) verstoßen. Die Antwort des Vereins laut SZ am 26. Mai: Grundsätzlich sei man zur Erfüllung dieser Bedingungen bereit, hierbei aber auf die Zustimmung der

    In einer Stellungnahme der KGaA widersprach Ismaik dieser Darstellung: Er glaubt nicht, „dass meine Forderungen in irgendeiner Weise anrüchig sind“.

    Die Finanzen

    Der Verein braucht dringend Geld, um die Lizenz für die dritte Liga zu erhalten. Laut dem Bericht der SZ haben einige Spieler zuletzt auch kein Gehalt mehr erhalten. Ob der Verein die nun für Liga drei nötigen zehn Millionen bis Freitagmittag um 15.30 Uhr zusammenbringt, ist fraglich - und hängt im wesentlichen von Hasan Ismaik ab.  Rainer Koch, DFB-Vizepräsident und Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), sagte am Mittwoch: "Die Lizenz ist nicht zu erlangen, ohne dass es zu weiteren Zahlungen von Herrn Ismaik kommt."

    Im schlimmsten Fall droht ein Absturz nicht nur in die Regionalliga Bayern (Liga vier), sondern noch tiefer. Zwar stehen die 18 Mannschaften für die Regionalliga Bayern schon fest. Rainer Koch hatte aber bereits angekündigt, im Notfall eine Regionalliga mit 19 Teams spielen zu lassen.

    Das Stadion

    Vertraglich sind die Löwen auch in der dritten Liga an die ungeliebte Münchner Arena gebunden. Für viele ist der Einzug der Sechziger in das Stadion und die damit verbundenen Verpflichtungen der Anfang vom Ende gewesen. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat dem TSV 1860 München nun Unterstützung für den Fall eines angestrebten Stadionumzugs zugesagt. Das Grünwalder Stadion sei von der Stadt ausgebaut worden und grundsätzlich tauglich auch für Drittligaspiele. Trotzdem wäre für den Spielbetrieb ein Konzept nötig, das auch alle sicherheitsrelevanten Fragen berücksichtige, bemerkte Reiter. Nach den Randalen im Spiel gegen Regensburg droht nun erst einmal ein Geisterkulisse mit dem Ausschluss der Fans.

    Die Zukunft

    Wer ist beim TSV 1860 München überhaupt noch weisungsbefugt, Entscheidungen zu treffen? Derzeit weiß das wohl selbst innerhalb des Vereins niemand. Sinnbildlich ist diese Episode: Pressesprecherin Lil Zercher hatte direkt nach dem Abstieg verkündet, dass keiner der Verantwortlichen für Presseauskünfte zur Verfügung stehen würde. Auf die Gegenfrage, wer überhaupt noch verantwortlich sei, musste Zercher zugeben: Das wisse sie selbst nicht.

    Immerhin: Am Donnerstag meldeten sich zwei der verbliebenen Funktionäre der Löwen zu Wort, die beiden Vizepräsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger. Ihrer Auskunft nach laufen derzeit Gespräche mit Investor Ismaik über die Zukunft. Zitat: "Hasan Ismaik hat sein finanzielles Engagement zur Erfüllung der Lizenzbedingungen bereits im Vorfeld der Relegationsspiele ligaunabhängig an eine Reihe von Forderungen geknüpft, die der Verein aus rechtlichen und organisatorischen Gründen in der gewünschten Form nicht erfüllen kann. Entsprechende Stellungnahmen des Ligaverbands stützen unsere Einschätzung."

    Immerhin ist das kommende Jahr im Nachwuchsbereich, dem einstigen Prunkstück des Klubs, gesichert. "Die Abläufe für die Saison 2017/2018 im Nachwuchsbereich des TSV München von 1860 e.V. sind von der Situation im Profifußball nicht berührt."  Wie es mit den Profis weitergeht, ist derzeit mehr als unklar. Fest steht derzeit nur der Starttermin für das Auftaktspiel der 3. Liga: Die Saison wird am 21. Juli beginnen - mit oder ohne die Löwen.

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