Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

TSV 1860 München: Löwen-Coach Fröhling: "Die Arena muss unser Käfig sein"

TSV 1860 München

Löwen-Coach Fröhling: "Die Arena muss unser Käfig sein"

    • |
    "Der Verein macht so viel Spaß", Trainer Torsten Fröhling über 1860 München.
    "Der Verein macht so viel Spaß", Trainer Torsten Fröhling über 1860 München. Foto: Marc Müller (dpa)

    Es gib keine hohen Erwartungen an die Mannschaft dieses Jahr. Allerdings wurde das Team, das beinahe abgestiegen ist, bislang kaum verstärkt. Trainer der Löwen zu sein: Ist das nun eigentlich der beste Job im deutschen Fußball oder der schlechteste?

    Der beste.

    Warum? Es herrschte, gelinde gesagt, etwas Unruhe in den vergangenen Wochen. Die Presse ist nicht gerade zimperlich in München. Die Mannschaft braucht noch Verstärkungen.

    Hier ist viel Feuer drin. Es gibt dieses unglaubliche Fanpotenzial. Der Verein macht so viel Spaß – und birgt natürlich auch Konfliktpotenzial. Wenn man als Trainer hier arbeitet, lernt man eine Menge.

    Nach dem Erfolg in der Relegation hatte man kurz das Gefühl, jetzt könnte alles gut werden. Haben Sie am 2. Juni damit gerechnet, dass es so schwierig wird?

    Ich hatte ganz, ganz fest damit gerechnet, dass wir diese Euphorie in die neue Saison mitnehmen können. Deswegen wollte ich das Mannschaftsgefüge auch beisammenhalten. Das ist uns auch gelungen. Dazu wollten wir uns schnellstmöglich gezielt verstärken. Nun ist es anders gekommen. Aber da hilft kein Jammern. Es gilt einfach, unseren Job zu erfüllen.

    Verstärkung bei 1860 München vor allem in der Defensive

    Wo sucht man denn noch nach Verstärkungen?

    Priorität hatte für mich von Anfang an die Defensive, weil wir mit Gui Vallori aufgrund seines Kreuzbandrisses lange Zeit nicht planen können und weil wir in der vergangenen Saison mehr Tore kassiert als geschossen haben (Anmerkung der Redaktion: 51:41). Da haben wir gesagt: Wir wollen einen großen, kopfballstarken Sechser. Dazu einen Innenverteidiger und einen rechten Verteidiger. Jetzt haben wir Gary Kagelmacher vom Rechtsverteidiger zum Sechser gemacht.

    Wie macht er sich da?

    Das passt super, er ist ein richtiger Terrier. Da geht keiner gerne hin, weil das dann wehtut. Dadurch ist die Rechtsverteidigerposition aber noch wichtiger geworden. Mit Rodnei haben wir einen Innenverteidiger verpflichtet, der muss jetzt nur noch richtig fit werden. Tore haben wir eigentlich immer gemacht. Aber natürlich wollen wir auch da den Konkurrenzkampf weiter verstärken.

    Warum haben Ilie Sánchez und Rodri keine Chance mehr bei den Löwen?

    Die Gründe sind die gleichen wie bei Bobby Wood. Ich habe mit Bobby ein langes Gespräch geführt. Er ist ja hier ausgebildet worden, wollte aber letztlich nicht mehr hierbleiben. Jetzt spielt er für Union Berlin. Genauso ist es mit Ilie und Rodri, die sich verändern wollen.

    Viele Talente scheitern an sich selber

    Tut es einem als Trainer weh, wenn man zwei Spieler sieht, die das Potenzial haben, der Mannschaft zu helfen, man aber nicht auf sie bauen kann?

    Das tut immer weh. Aber das sieht man auch schon als Nachwuchstrainer. Da gibt es so viele geile Kicker und Talente, die dann an sich selber scheitern. Oder auch, weil im Umfeld viel falsch gemacht wird.

    Kann man als Trainer da Einfluss nehmen?

    Ja, wenn man das Vertrauen gewinnt und offen miteinander umgeht. Es ist nun mal Elite. Das sage ich den Jungs auch. Wenn man erste oder zweite Liga spielt, ist das Elite. Die Jungs haben viel geopfert, sonst kommt man da nicht hin.

    Sie gehören auch dieser Elite an. Denken Sie sich manchmal: Geil, dass ich das geschafft habe.

    Ich bin 1860 dankbar, dass ich die Chance bekommen habe. Deswegen knie ich mich da voll rein. Ich bin dankbar dafür, dass mein Leben vom Fußball geprägt wurde und ich mein Leben lang mit Fußball mein Geld verdient habe. Ich bin einer von 36 Trainern in der ersten und zweiten Liga. Da bin ich schon stolz drauf. Man muss sich aber jeden Tag neu beweisen. Ich werde alles geben, um mir später selbst nichts vorwerfen zu müssen.

    Wenn Sie auf Ihre Mannschaft schauen: Wo müsste Ihr Team landen, wenn es einzig auf die individuellen Fähigkeiten ankommt?

    Wenn man im Training zuschaut, schnalzt man mit der Zunge. Aber das umzusetzen in einem Pflichtspiel, wenn dann auch noch ein paar tausend Zuschauer dabei sind, das ist die hohe Kunst. Die können genauso lange den Ball hochhalten wie Messi. Die können ohne Druck genauso die Bälle schlagen wie die in der Bundesliga. Aber das miteinander in einem Spiel umzusetzen, das ist das Entscheidende.

    Harte, faire Zweikämpfe, Bälle erobern und schnell noch vorne spielen

    Abgesehen von den individuellen Fähigkeiten. Wie stellen Sie sich den Löwen-Fußball der kommenden Jahre vor?

    Der Löwe ist der König der Tiere. Das muss man sehen. Die Allianz-Arena muss unser Heimspielkäfig sein, wo wir agieren. Mit harten, fairen Zweikämpfen. Bälle erobern und schnell nach vorne spielen. Und letztlich erfolgreich sein.

    Ihre Frau und Ihre zwei Kinder wohnen in Hamburg. Gerade sind sie zu Besuch. Bleiben sie bis zum Ende der Ferien in

    Nein, sie bleiben jetzt zwei Wochen. Sie haben ja auch in Hamburg ihren Freundeskreis. Ich finde es schöner, wenn die Familie da ist. Auf der anderen Seite: Ich könnte 24 Stunden am Tag arbeiten. Es ist aber auch wichtig für mich und vor allem meine zwei Kinder, dass wir auch noch ein Familienleben haben.

    Wie schaut das Familienleben während der Saison im Hause Fröhling aus?

    Ich versuche, täglich anzurufen. Als ich noch die U21 trainiert habe, lief das verhältnismäßig gut. Da bin ich alle zwei Wochen nach Hause gefahren. Im letzten halben Jahr war das natürlich anders, wir waren in einer Extremsituation. Seit Januar war ich zweimal zu Hause. Ich hoffe, dass sich das jetzt einpegelt. Meine Tochter ist acht Jahre alt, mein Sohn 13, da wird der Papa schon noch gebraucht.

    Entspannen fällt Torsten Fröhling schwer

    Wie schaffen Sie es, zu entspannen, wenn Ihre Familie nicht da ist?

    In den letzten Monaten war es schwer, zu entspannen, weil man doch 24 Stunden überlegt hat, was man verbessern kann. So richtig entspannen ging eigentlich nicht.

    Ist das sinnvoll?

    Nein, sinnvoll nicht. Deswegen war ich froh, dass ich nach dem Relegationsspiel erst mal abhauen konnte. Aber Erholung ist relativ, in dieser Zeit habe ich am Telefon die Vertragsverhandlungen geführt. Es ist einfach ein aufreibender Job. Aber er macht Spaß.

    Wenn man diese extreme Zeit miterlebt, kann man dann nachvollziehen, dass sich Typen wie Tuchel oder Guardiola ein Jahr komplett rausnehmen?

    Ja. Das ist wichtig, um den Akku wieder aufzuladen. Auch um in Ruhe Fußballspiele anzuschauen oder sich fortzubilden. Das muss man sich aber auch leisten können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden