Nach wochenlangen Verhandlungen ist die Zukunft von 1860 München in der Fußball-Regionalliga nach Clubangaben gesichert. Wie die "Löwen" in der Nacht auf Mittwoch bekanntgaben, einigten sich der Verein sowie Investor Hasan Ismaik und der Hauptsponsor auf einen Deal zur weiteren Finanzierung. Details will 1860-Geschäftsführer Markus Fauser am Mittwoch um 15 Uhr in einer Pressekonferenz erläutern. Eine drohende Insolvenz dürfte damit abgewendet sein. Die Mannschaft kann am Donnerstag das erste Saisonspiel bestreiten.
Ismaik unterschreibt Auszug aus Allianz Arena
Wie die "Bild"-Zeitung berichtete, konnte der Verein gerettet werden, weil Gesellschafter und Mehrheitseigner Ismaik ein 2018 fälliges Darlehen in Millionenhöhe stundete. Außerdem soll der Jordanier den Vertrag zum Auszug aus der Allianz Arena unterschrieben haben (lesen Sie dazu auch: Schenken die Bayern dem TSV 1860 München 28 Millionen Euro?).
Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga und dem unmittelbar darauf folgendenden Zwangsabstieg in die 4. Liga werden die Sechziger nicht mehr als Mieter in der Arena des Stadtrivalen FC Bayern auflaufen, sondern im Grünwalder Stadion nahe des Vereinsgeländes spielen. Eigentlich haben die "Löwen" einen Vertrag mit dem Versicherungskonzern Allianz, wonach sie in einem Stadion mit dem Namen des Unternehmens spielen. Gerüchte, nach denen das Grünwalder Stadion daher in Allianz-Staion umbenannt werden müsste, sind aber vom Tisch.
1860 München und Ismaik: Eine Chronologie des Chaos
Im Frühjahr 2011 stand 1860 München bereits vor dem Aus - erst Investor Hasan Ismaik bewahrte die "Löwen" durch seinen millionenschweren Einstieg vor der Insolvenz. Der Jordanier erschien in Giesing als strahlender Retter und hatte Visionen von der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga und sogar einem Angriff auf die besten Vereine Europas um den Stadtrivalen FC Bayern und den FC Barcelona.
Das 1860-Drama in sechs Akten:
2011/12: Euphorisiert vom Einstieg des Geschäftsmannes aus Abu Dhabi werden erste Dissonanzen zwischen Investor und Verein noch großteils wegmoderiert. "Wir haben klar gesagt, dass wir als Team erfolgreich sein wollen", sagt der damalige Geschäftsführer Robert Schäfer. Die Mannschaft unter Trainer Rainer Maurer spielt eine gute Saison, rangiert ab Spieltag drei bis zum Schluss auf einem einstelligen Tabellenplatz und verpasst als Sechster die Aufstiegsränge nur knapp.
2012/13: Auch die Spielzeit kann sich sportlich sehen lassen, 1860 landet wieder auf Rang sechs. Coach Maurer erlebt das aber schon nicht mehr als Verantwortlicher mit, er muss im November gehen. Nachfolger wird Alexander Schmidt, der international erfahrene Sven-Göran Eriksson soll ebenfalls einsteigen. Als der Schwede überraschend doch absagt, gibt Ismaik dem Präsidenten Dieter Schneider die Schuld. Es ist nicht der erste Angriff Ismaiks auf Schneider, der im März hinwirft.
2013/14: Nun probiert sich Gerhard Mayrhofer an der Spitze des TSV und wird von Ismaik erstmal als "Profi durch und durch" gelobt. In der Geschäftsleitung soll Markus Rejek als Finanzfachmann für neue Impulse sorgen, kurz vor Saisonende wird Gerhard Poschner für die sportliche Seite und vor allem Spielertransfers verpflichtet. Trainer Schmidt wird schon vor Herbstbeginn gefeuert und durch Friedhelm Funkel ersetzt. Als der seinen Weggang zum Saisonende verkündet, wird er im April freigestellt. Co-Trainer Markus von Ahlen übernimmt bis zum 34. Spieltag und führt die Münchner auf den siebten Platz.
2014/15: Die Ränge sechs, sechs und sieben sind Ismaiks Sechzigern zu wenig, also soll der Niederländer Ricardo Moniz endlich für den Aufstieg sorgen. "Wir werden Meister", tönt er. Doch der sportliche Niedergang nimmt Fahrt auf. Schon im September ist Moniz' Zeit vorbei, nach ihm versuchen sich erneut von Ahlen und ab Februar U21-Trainer Torsten Fröhling. Statt Aufstieg steht der Kampf gegen den Abstieg im Fokus, am Ende retten sich die "Löwen" erst in der Relegation gegen Holstein Kiel durch ein Tor in der Nachspielzeit des Rückspiels. Ismaik wird immer ungeduldiger, auch weil Poschners Transferpolitik grandios scheitert. Am Saisonende hört Präsident Mayrhofer auf, genervt vom "Kasperltheater" und der "Katzbuckelei" vor Ismaik, wie er sagt.
2015/16: Jetzt probiert es Interimspräsident Siegfried Schneider und geht auf Ismaik zu. Dessen Cousin Noor Basha, ein gelernter Apotheker, darf sogar Sport-Geschäftsführer werden und neben Finanzmann Rejek die Geschicke der Profis leiten. Neuer Manager wird Oliver Kreuzer. Auch Neu-Präsident Peter Cassalette wählt einen Kuschelkurs mit Ismaik. Sportlich läuft es wieder katastrophal: Die vier verschiedenen Trainer Fröhling, Benno Möhlmann, Daniel Bierofka und Denis Buschujew kriegen es wenigstens hin, als 15. nicht in die Relegation zu müssen.
2016/17: Cassalette ist inzwischen voll auf Ismaiks Linie eingeschwenkt und wirkt wie ein Erfüllungsgehilfe, ein Contra erscheint ihm offenbar zwecklos. Als Manager schafft Thomas Eichin bis zu seiner Beurlaubung gerade mal dreieinhalb Monate und wird ersetzt von einem gewissen Anthony Power, seines Zeichens Maschinenbauer und Ismaik-Vertrauter. Zwischendurch sorgt der Verein mit einem Presseboykott für Aufsehen. Mit dem Liverpool-Manager Ian Ayre hofft Ismaik ab April endlich auf internationales Flair, doch Ayre wirft nach zwei Monaten hin. Wieder verbraucht 1860 in einer Saison vier Trainer: Unter dem einstigen Champions-League-Coach Vitor Pereira steigt 1860 aus der 2. Liga ab.
Auftaktspiel im Free-TV
Der TSV startet am Donnerstag gegen den FC Memmingen in die Regionalliga-Saison. Alle 5000 Tickets waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. „Es gibt auch definitiv keine Karten mehr“, betont der gastgebende FCM, die Tageskassen bleiben geschlossen. Starke Sicherheitsvorkehrungen begleiten die Partie: Es dürfen keine Rücksäcke, keine Flaschen, keine Schirme und auch keine Handtaschen größer als A4-Format in die Arena gebracht werden. Der Fernsehsender Sport1 überträgt das Spiel live ab 18.30 Uhr im Free-TV, Anpfiff ist um 19 Uhr. dpa