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Sturz in Innsbruck: Richard Freitag steigt bei der Vierschanzentournee aus

Sturz in Innsbruck

Richard Freitag steigt bei der Vierschanzentournee aus

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    Für Richard Freitag ist die 66. Vierschanzentournee vor dem Abschluss-Springen in Bischofshofen vorzeitig beendet. Er war am Donnerstag in Innsbruck gestürzt.
    Für Richard Freitag ist die 66. Vierschanzentournee vor dem Abschluss-Springen in Bischofshofen vorzeitig beendet. Er war am Donnerstag in Innsbruck gestürzt. Foto: Kerstin Joensson (dpa)

    Da liegt Richard Freitag. Im Schnee. Auf dem Rücken. Und rührt sich für einige Augenblicke nicht. Schrecksekunden. Auf dem Flugweg – bizarrerweise mit Blick auf die Basilika Wilten und den Friedhof – hatten sich die Skienden bei der Landung gekreuzt, es reißt ihm vor 16.300 Zuschauern das rechte Bein weg. Freitag stürzt. Kleiner Fehler, große Auswirkung oder: das abrupte Ende seiner Träume vom Tournee-Gewinn. Ausgerechnet an jener Stätte, wo er vor drei Jahren als Sieger vom Podest winkt.

    Am Tag danach steigt Deutschlands bester Skispringer Richard Freitag vorzeitig aus der Vierschanzentournee aus. Damit wird der Gesamtweltcup-Führende aus Sachsen beim abschließenden Springen am Samstag im österreichischen Bischofshofen nicht mehr antreten. "Aktuell macht Skispringen keinen Sinn für mich", sagte Freitag in einer Mitteilung des Deutschen Skiverbandes: "Das ist zwar bitter, aber da es in dieser Saison noch einiges zu holen gibt, wäre es unklug, nicht auf den eigenen Körper zu hören."

    Richard Freitag: Hat er eine Chance, in Bischofshofen zu fliegen?

    Die Hüfte schmerzte so stark, dass der 26-Jährige nach der Untersuchung ins Krankenhaus nach Innsbruck kam. Nach den ersten Untersuchungen gab Teamarzt Dorfmüller leichte Entwarnung. Doch einen Tag später ist klar: Zum abschließenden Springen der Tournee (16.50 Uhr, ARD und Eurosport) wird Freitag nicht antreten.

    Das Finale am Bergisel lief ohne Richard Freitag. Notgedrungen. „Schade, dass dieser großartige Sportler nicht belohnt wird“, sagt Bundestrainer Werner Schuster. Den dritten Streich des Polen Kamil Stoch (130/128,5 Meter) registriert er, auch Platz drei von Andreas Wellinger mit Flügen auf 133 und 126 Meter hinter dem Norweger Daniel André Tande. Hier die Freude über Wellingers Topsprung. Dort die Sorgen um Freitag, der 30. wird und in der Gesamtwertung auf Rang 21 abrutscht. „Wir hoffen, dass er nicht längerfristig ausfällt“, sagt Schuster.

    Nach Sturz von Freitag: Bundestrainer kritisiert die Jury

    In der Stimme des Sportlichen Leiters Horst Hüttel liegt Bitterkeit. Er kritisiert die Wettkampfführung, die ob der Bedingungen mit Wind, diffusem Licht und starkem Regen generell zu viel Anlauf zugelassen habe. Schon im Vorfeld baten die Polen und die Deutschen die Jury um eine defensivere Strategie, um die Lage nicht unnötig zu verschärfen. Der Gesundheit der Athleten zuliebe. Vergebens.

    Die Vorwürfe richten sich explizit an Geir Steinar Löng, den Technischen Delegierten des Ski-Weltverbandes FIS. Pikanter Hintergrund: Auch beim Weltcup der Frauen in Hinterzarten Mitte Dezember, bei dem sich Svenja Würth einen Kreuzbandriss zuzog, leitete der Norweger das Springen. „Bei diesen Bedingungen muss man nicht über Hillsize springen“, sagt Horst Hüttel. Schuster weist darauf hin, dass auch die Landung von Kamil Stoch „auf des Messers Schneide ist. Aber er hat einen Vorteil, weil er auch im hohen Weitenbereich einen kompletten Telemark setzen kann.“

    Werner Schuster selbst hätte die Möglichkeit gehabt, Freitag eine Luke weiter nach unten zu schicken und so die Anfahrtsgeschwindigkeit zu drosseln. Er tat es nicht. Seine Erklärung: „Ich konnte nicht, ich wollte ihm die Chance nicht nehmen.“ Stefan Horngacher macht es zwei Minuten später – und sein Schützling Kamil Stoch landet bei 130 Metern.

    Kommt Richard Freitag nach dem Unfall wieder in die Spur?

    Der 30-Jährige, im Vorjahr selbst in Innsbruck gestürzt, sagt: „Es tut mir wahnsinnig leid, was Richard passiert ist. Aber das ist unser Sport. Situationen wie diese passieren nun mal.“ Dem Polen ist die Titelverteidigung nur noch im Falle eines Sturzes in Bischofshofen zu nehmen.

    Freitags Vater Holger ist 1985 in Innsbruck gestürzt, kam nach Operationen nicht mehr in die Spur und beendete seine Karriere. Werner Schuster hatte schon zu Beginn der Tournee geahnt, dass es turbulent wird. Nun meint er: „Es ist eine persönliche Tragik. Aber wir müssen in Ruhe weitergehen und dürfen uns nicht eingraben.“

    Ob Freitag in dieser Saison überhaupt noch einmal antritt, ist derzeit unklar. Nach Medienberichten will der beste deutsche Skispringer auch beim nächsten Weltcup in Kulm noch pausieren. Erst bei der Skiflug-WM in Oberstdorf von 19. bis 21. Januar könnte er wieder am Start sein. Ein Olympia-Start für Richard Freitag ist aber offenbar nicht in Gefahr. Bis zu den Winterspielen in Pjöngjang sind es noch 34 Tage. (mit dpa)

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