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Stirnband für Nerius, Seepferdchen für Biedermann

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Stirnband für Nerius, Seepferdchen für Biedermann

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    Stirnband für Nerius, Seepferdchen für Biedermann
    Stirnband für Nerius, Seepferdchen für Biedermann Foto: DPA

    Während ihr souveräner Sieg bei der Wahl zum "Sportler des Jahres" selbst für die beiden bescheidenen und bodenständigen Top-Favoriten keine große Überraschung gewesen sein dürfte, staunten die Speerwerferin und der Schwimm-Star über die kleinen, passenden Geschenke bei der populären Proklamation im Kurhaus Baden-Baden. High-Tech-Anzug-Gegner Biedermann musste über das 60er-Jahre-Stück schmunzeln und Steffi Nerius freute sich über das von der dreifachen Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch überreichte neueste Modell ihres Markenzeichens.

    Die überaus sympathische Steffi Nerius war von der höchsten deutschen Athleten-Auszeichnung durch die 1404 abstimmenden Sportjournalisten zum Abschluss ihrer beeindruckenden Karriere tief gerührt. "Ich könnte heulen", sagte die 37-Jährige und gleich danach kullerten ihr Freudentränen über beide Backen. Erst nachdem sie sich mit einem Taschentuch das Gesicht getrocknet hatte, konnte sie sich auf der Bühne des festlich geschmückten Benazét-Saals den Fragen der ZDF-Moderatoren Kathrin Müller-Hohenstein und Rudi Cerne stellen. "Das war das perfekteste, super-geilste Jahr meiner Karriere. Ich habe alles aus meinem Körper herausgeholt", beschrieb sie mit vier Monaten Abstand noch einmal ihre überwältigenden Gefühle nach dem Gold-Wurf bei der Weltmeisterschaft in Berlin.

    Zum x-ten Mal wiederholte die erste deutsche Speerwurf- Weltmeisterin, dass es kein Comeback gebe: "Ich bin glücklich und habe damit abgeschlossen. Es ist vorbei." Die Diplom-Sportlehrerin konzentriert sich nun komplett auf ihre Arbeit als Trainerin im Behindertensport bei ihrem Club Bayer 04 Leverkusen, wo sie in dem Bereich schon seit Jahren aktiv ist. Bei der Pressekonferenz nach der Gala setzte sich Steffi Nerius erneut nachdrücklich für mehr Berücksichtigung behinderter Athleten ein.

    WM-Maskottchen Berlino küsste und herzte die Wahl-Königin bei diesem Familienfest des Sports inniglich. Steffi Nerius setzte sich mit 3443 Stimmen klar vor der im Vorjahr siegreichen Schwimmerin Britta Steffen (2741) und Slalom-Weltmeisterin Maria Riesch (1934) durch. Die Skiläuferin brachte die ZDF-Verantwortlichen in der Saal- Sauna noch mehr ins Schwitzen, weil sich ihre umständliche Anreise vom Weltcup aus Val d'Isère wegen des Schneechaos' und gesperrter Flughäfen um Stunden verzögert hatte.

    Biedermanns kometenhafte Karriere im Becken ist erstaunlich: Als fünfjähriger Knirps scheiterte der Sachse noch bei der ersten Seepferdchen-Prüfung. Bei der WM in Rom trumpfte der Supermann des Schwimmens ganz groß auf: Beim ersten Titel über 400 Meter Freistil unterbot der Heavy-Metal-Fan zudem den sieben Jahre alten Fabelrekord von Ian Thorpe. Beim zweiten Titel fügte er dem 14-maligen Olympiasieger und 18-fachen Weltmeister Michael Phelps die erste Niederlage auf dessen Spezialstrecke 200 Meter seit fünf Jahren zu - überdies in Weltrekordzeit.

    "Das ist eine große Rivalität", räumte der ehrgeizige Kraul-Champ ein. "Wir werden künftig weniger Worte und mehr Armzüge wechseln." Biedermann versicherte, dass er auch nach der Verbannung der Anzüge schnell schwimmen werde. Stark beschäftigt den vierfachen Weltrekordhalter, was nach der Rückkehr zur Badehose mit den Bestmarken passiert: "Im Prinzip müsste man bei den Zeiten bis 1995 zurückgehen." Für Biedermann bedeutet der Kleiderwechsel auch fünf Kilogramm abspecken. "Aber auf keinen Fall um Weihnachten", sagte er. Biedermann räumte bei der Wahl mit 3569 Stimmen gewaltig ab. Sebastian Vettel (2034) belegte wie in der Formel-1-WM den zweiten Platz. Robert Harting (1437) wurde Dritter.

    Der Diskus-Koloss lockerte die Stimmung gleich zu Beginn gewaltig auf. "Hier ist es gediegener. Ich werde es lassen", versprach Harting, sein Hemd nicht wie nach seinem WM-Titel in Berlin zu zerreißen. Angesichtes der Hitze bat der schwitzende Hüne allerdings um wenigstens etwas Abkühlung: "Können wir mal 'ne Lampe ausmachen." Der WM-Triumph habe ihn nicht verändert. "Ich werde weiter Klopapier kaufen", kündigte er trocken an.

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