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Steigende Corona-Zahlen: Geisterspiele und Unsicherheit: Corona-Maßnahmen treffen auch Sport hart

Steigende Corona-Zahlen

Geisterspiele und Unsicherheit: Corona-Maßnahmen treffen auch Sport hart

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    Bund und Länder wollen angesichts dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen den Profisport im November nur noch ohne Zuschauer zulassen.
    Bund und Länder wollen angesichts dramatisch steigender Corona-Infektionszahlen den Profisport im November nur noch ohne Zuschauer zulassen. Foto: Matthias Balk, dpa

    Sorgenvoll und mahnend verkündete Angela Merkel die drastischen Corona-Beschränkungen, die den deutschen Sport in eine tiefe November-Depression stürzen. In den Bundesligen, auch im Profifußball, dürfen ab der kommenden Woche nur noch Geisterspiele ausgerichtet werden, im Freizeit- und Amateurbereich wird der Betrieb fast gänzlich untersagt. "Wir brauchen im November eine nationale Kraftanstrengung", begründete die Bundeskanzlerin die am Mittwoch mit den Ländern angesichts dramatisch steigender Infektionszahlen beschlossenen Maßnahmen. Der Sport spielte während der Pressekonferenz keine Rolle - wird aber hart zu kämpfen haben.

    Die Entscheidung solidarisch mitzutragen, falle "nicht leicht, weil sich die bereits sichtbaren und die für Viele noch unsichtbaren Corona-Schäden in Sportdeutschland durch diese pauschale Maßnahme der Politik nochmals deutlich verstärken", teilte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, mit. Der DOSB fordere "im Bereich der angekündigten Nothilfen, dass der Sport in seiner ganzen Vielfalt unproblematisch daran teilhaben kann".

    Sport pocht darauf, nicht zum Infektionsgeschehen beigetragen zu haben

    Im Basketball, Handball, Eishockey oder Volleyball kann der Profiligabetrieb zwar fortgesetzt werden, oder starten - die Vereine sind aber stark auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Die Anordnung der Geisterspiele widerspreche "eigentlich dem, was wir letzte Woche mit den Chefs der Staatskanzleien besprochen haben", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. "Da war der Tenor noch eindeutig: Der Sport hat seine Hausaufgaben gemacht und trägt nicht zum Infektionsgeschehen bei."

    Merkel betonte in ihren Ausführungen, bei hohen Corona-Zahlen könne nicht mehr gesagt werden, "dass ein bestimmter Bereich nicht zur Infektion beiträgt". Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder äußerte, es stünden "ganz schwere Wochen für die Bevölkerung" bevor. "Das bisher Getane reicht nicht, wir müssen mehr tun", sagte der CSU-Chef, er äußerte aber auch mit Nachdruck: "Wir werden Corona überstehen, es gibt auch ein Morgen."

    Für Hallensportarten bedeutet der Zuschauerausschluss große Nöte

    Die 36 Vereine der Deutschen Fußball Liga müssen sich nicht gänzlich auf eine neue Situation einstellen: Bereits in den vergangenen Wochen hatte es aufgrund steigender Infektionszahlen zahlreiche Spiele ohne oder nur mit wenigen Hundert Zuschauern gegeben. Die DFL bezeichnete den Geisterspiel-Beschluss in einer Mitteilung als "bedauerlich". Fans und Clubs hätten in den vergangenen Wochen, "wo immer möglich, Hygiene- und Abstandsregeln nahezu ausnahmslos diszipliniert umgesetzt und sind damit ihrer Verantwortung gerecht geworden".

    Ein umfassendes Hygienekonzept hatte dem Profifußball im vergangenen Frühjahr die Wiederaufnahme des Spielbetriebes mit Geisterspielen ermöglicht. Für die aktuelle Saison erhielten die DFL wie der gesamte Sport von der Politik grünes Licht, zumindest bis zu 20 Prozent der Gesamtkapazität der Stadien auslasten zu dürfen. Genutzt werden konnte das in den wenigsten Fällen.

    Dass Geisterspiele das Minimum für das wirtschaftliche Überleben der Vereine sind, hatten zuletzt mehrere Bundesliga-Funktionäre betont. "Wenn wir die auch nicht mehr haben sollten, dann wird es ganz eng", hatte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke im ZDF gesagt. In den anderen Profi-Ligen sieht es dagegen bereits jetzt düsterer aus.

    "Aus unserer Sicht gibt es fachlich-hygienisch keine Gründe dafür", sagte Stefan Holz, der Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga, zu der Entscheidung aus der Politik. "Es werden von uns Hygienekonzepte verlangt, für die wir viel Geld in die Hand nehmen und mit ausgewiesenen Experten zusammenarbeiten. Und obwohl die Testphase gezeigt hat, dass die Konzepte funktionieren, dreht man uns doch den Saft ab. Das ist bitter."

    Geisterspiele stehen im Fußball und Basketball an

    Er sei aber froh, dass die Ligen zumindest ohne Zuschauer spielen dürfen. "Von daher schwankt meine Gefühlslage gerade zwischen Frust und Erleichterung", sagte Holz. Die BBL will am 6. November in ihre neue Saison starten - wie auch die zweithöchste deutsche Eishockey Liga. "Wir sind in erster Linie froh, dass der Spielbetrieb im Profisport erhalten werden kann", sagte DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch. Die Deutsche Eishockey-Liga DEL dagegen hatte den Saison-Start auf unbestimmte Zeit verschoben. 

    Unterschiedliche Vorgaben in den Ländern soll es nicht geben. "Die Entscheidungen gelten bundesweit", sagte Merkel. Söder betonte, die Maßnahmen seien "kurzfristig hart, aber langfristig milder, als nichts zu tun".

    Die Auswirkungen auf den Amateursport dürften extrem sein. Fitnessstudios, Schwimm- und Spaßbäder werden geschlossen. Der Betrieb wird eingestellt, Vereine dürfen nicht mehr trainieren. Allein der Individualsport, also etwa alleine joggen gehen, ist weiter erlaubt. "Der DOSB bedauert sehr, dass dieser temporäre Lockdown inklusive eines Verbots des Amateursports offenbar nötig geworden ist", sagte Hörmann. Auch wenn der Profisport fortgesetzt werden dürfe, bleibe es dabei, "dass die gesamte Sportlandschaft, von der Bundesliga bis zum Kinderturnen, untrennbar zusammengehört".

    Der Präsident des Sächsischen Fußball-Verbandes (SFV), Hermann Winkler, kritisierte die Beschlüsse deutlicher: "Ich bin entsetzt über die Ignoranz und Geringschätzung gegenüber dem Sport und der Vereine", sagte er. (dpa)

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