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Starkes Vorspiel: In Uli Hoeneß' Rede hat das Derby seine besten Momente

Starkes Vorspiel

In Uli Hoeneß' Rede hat das Derby seine besten Momente

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    Van Buyten bewahrt Bayern vor Katerstimmung
    Van Buyten bewahrt Bayern vor Katerstimmung Foto: DPA

    Am Samstag stand der 57-Jährige wieder einmal mit dem Mikro in der Hand da. Bayern und Nürnberger gedachten in einer Schweigeminute Dominik Brunners, der von Jugendlichen zu Tode geprügelt worden war und Zivilcourage mit dem Leben bezahlt hatte.

    "Wir alle in der Gesellschaft sind aufgerufen, da nicht still zu sein. Wir müssen uns alle gegen Gewalt wehren und vor allen Dingen gegen das Wegsehen. Wir verneigen uns vor einem Menschen, der sein Leben gegeben hat, um andere, in dem Fall junge Menschen, zu schützen", sagte der Manager in seiner bewegenden Ansprache.

    Bei den Worten soll es nicht bleiben. Der FC Bayern möchte mit der Stadt und der Staatsregierung das Thema wachhalten. Die 69 000 in der ausverkauften Arena erhoben sich von ihren Plätzen, als Hoeneß sprach. Es blieb bis zum Schlusspfiff der stärkste Auftritt an diesem Nachmittag.

    Wie angebracht solche Initiativen sind, zeigten die Geschehnisse vor dem Spiel. Am U-Bahnhof Studentenstadt war es zu einer Schlägerei mit 50 Beteiligten gekommen. Der Bahnverkehr musste für 20 Minuten unterbrochen werden. Die Polizei nahm 20 Personen fest.

    Es war ein laues Derby gewesen. Eines, das die Bayern hochverdient mit 2:1 gewannen, dem aber alles gefehlt hat, was regionale Fußballtreffen auszeichnet. Hoeneß hat hinterher, und da war dann wieder ganz der Alte, den Nürnbergern den Schwarzen Peter für das phasenweise ermüdende Treiben zugeschoben. "Das war kein Derby", hat er geschimpft, "weil die Nürnberger Wall gespielt haben, Betonwall."

    Hoeneß hat das englische Wort für Mauer benützt, was die Sache nicht ganz trifft. Es war eine Art Gummiwand, die der 1. FC Nürnberg aufgezogen hatte. Die Bayern standen ratlos davor, was in ein Ballgeschiebe mündete, das beide Fan-Gemeinden mit bewundernswerter Begeisterung begleiteten. Neutrale Beobachter dagegen versanken in ein sanftes Dösen.

    "Wir haben uns zu wenig zugetraut, zu wenig mutige Pässe gespielt und überhaupt zu wenig nach vorne gespielt", kritisierte Miroslav Klose, der Mitte der zweiten Halbzeit gekommen war. Erst als Mario Gomez die Kugel an die Unterseite der Querlatte bugsierte, wachten die Zuschauer wieder auf. Der Ball sprang von dort genau auf die Torlinie. Gomez musste zur Pause für Franck Ribéry weichen, was dem Neuzugang aus Stuttgart sichtbar die Stimmung verhagelte. Wortlos zog er nach dem Spiel ab.

    Das 1:0 des FC Bayern durch Ivica Olic nährte die Hoffnung, der Club würde seine Verweigerungshaltung aufgeben. Aber die Gäste schienen mit dem 0:1 zufrieden, was sie freilich nicht daran hinderte, einen Stellungsfehler der Münchner Defensive zum überraschenden Ausgleich durch den eingewechselten Choupo-Moting zu nutzen. Danijel Pranjic hatte den Nürnberger in seinem Rücken ziehen lassen. Pranjic war auch in anderen Situationen das schwächste Glied der Viererkette gewesen. Dass Daniel van Buyten den Kollegen später widerspruchslos entlasten konnte ("da gab es eine Kette von Fehlern"), lag am Belgier selbst, der den 2:1-Siegtreffer köpfte.

    Davor und danach verhinderte Club-Torhüter Raphael Schäfer ein höheres Ergebnis. Den Gästen schien das zu genügen, Hoeneß nicht: "Das ist nicht meine Vorstellung von Fußball", kritisierte der Manager. Sonderlich großen Gefallen dürfte er aber auch am Spiel seiner Bayern nicht gefunden haben. Immerhin: Sie haben den Mythos aufrecht erhalten, demzufolge sie zur Wiesn-Zeit praktisch unbesiegbar sind.

    Am Dienstag (19 Uhr) kommt der Zweitligist Rot-Weiß Oberhausen zum Pokalspiel nach München. Damit ist zu befürchten, dass es auch die Oberhausener mit der Nürnberg-Taktik versuchen werden.

    FC Bayern Butt - Lahm, van Buyten, Badstuber, Pranjic (80. Braafheid) - Timoschtschuk, Schweinsteiger - Robben, Olic (66. Klose), Müller - Gomez (46. Ribéry)

    Nürnberg Schäfer - Diekmeier, Maroh, Pinola, Bieler - Kluge, Nordtveit - Risse (66. Choupo-Moting), Gündogan, Eigler - Vidosic (83. Bunjaku) Zuschauer 69 000

    Tore 1:0 Olic (55.), 1:1 Choupo-Moting (73.), 2:1 van Buyten (82.)

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