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Sportpolitik: Deutscher Olympischer Sportbund: Druck kommt jetzt von Thomas Bach

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Deutscher Olympischer Sportbund: Druck kommt jetzt von Thomas Bach

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    Ein Bild aus früheren Tagen: IOC-Präsident Thomas Bach (links) und sein Amtskollege beim DOSB, Alfons Hörmann, galten lange Zeit als eingespieltes Duo. Diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein.
    Ein Bild aus früheren Tagen: IOC-Präsident Thomas Bach (links) und sein Amtskollege beim DOSB, Alfons Hörmann, galten lange Zeit als eingespieltes Duo. Diese Zeiten scheinen nun vorbei zu sein. Foto: imago images

    Eigentlich sagen sie ja beide das gleiche. Dass sie sich eine schnelle Aufklärung wünschen und dass die Führungskrise beim Deutschen Olympischen Sportbund nicht durchdringen möge bis zu den Spitzensportlern, die bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio in Kürze doch ihr Bestes geben sollen. Und doch scheint derzeit keine große Einigkeit zu bestehen zwischen dem stark in der Kritik stehenden DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann und seinem Vorgänger Thomas Bach, der seit 2013 an der Spitze des mächtigen Internationalen Olympischen Komitees steht. Bach erhöht mit seiner Forderung nach einer raschen Lösung den Druck auf Alfons Hörmann zusätzlich.

    Unabhängige, hausinterne Ethikkommission

    Denn der 60-jährige Allgäuer hat seit zwei Wochen schon genug Ärger an der Backe. Etwa ein Drittel der Mitarbeiter in der DOSB-Zentrale in Frankfurt (insgesamt knapp über 200) hatte in einem anonymen Brief die schlechten Arbeitsbedingungen beklagt und die Missstände insbesondere mit der Person Hörmann verknüpft. Es herrsche eine „Kultur der Angst“ beim DOSB, der Präsident zuvorderst habe es im Umgang mit Bediensteten an Respekt und Fair Play mangeln lassen.

    Nun soll eine unabhängige, aber hausinterne Ethikkommission Licht ins Dunkel bringen. Ob Betroffene nun aus dem Schutz der anonymen Gruppe heraustreten und ihr Herz ausschütten, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Wasserstandsmeldungen zur Arbeit und den Erkenntnissen der Ethikkommission gibt es vonseiten des DOSB nicht. Noch nicht.

    IOC-Präsident Thomas Bach war der Vorgänger von Alfons Hörmann beim DOSB.
    IOC-Präsident Thomas Bach war der Vorgänger von Alfons Hörmann beim DOSB. Foto: Greg Martin, dpa (Archiv)

    Hörmann muss sich jetzt auch noch nach oben verteidigen. Das ist bemerkenswert, denn in höheren Sportfunktionärskreisen gilt seit Langem schon das Gebot, dass eine Krähe der anderen kein Auge aushackt. Der frühere Fechter Bach hat sich aber anscheinend anders entschieden – und sein Florett ausgepackt. In einem Brief an die gesamte DOSB-Führung tänzelt er – bildlich gesprochen – erst locker flockig auf der Planche herum und bittet höflich darum, eine „vorbehaltlose, umfassende Aufklärung zu fördern und noch vor Tokio die Konsequenzen zu ziehen.“

    IOC-Boss Thomas Bach sorgt sich um deutschen Verband DOSB

    Doch bald schon setzt Bach seinen ersten Wirkungstreffer gegen den ohnehin schon angezählten Hörmann. Er, Bach, mache sich als Gründungs- und Ehrenpräsident des DOSB ernsthafte Sorgen um den Verband. Schließlich sei man vor 15 Jahren bei der Gründung in der Frankfurter Paulskirche mit dem Anspruch angetreten, „den Wert des Sports mit seinen Werten zu steigern.“ Er selbst habe in seiner Amtszeit große Solidarität und Loyalität erfahren dürfen, schreibt Bach – und sagt damit auch: Hörmann gelingt das nicht.

    Bach belässt es nicht bei Nadelstichen und moralischem Zeigefinger, er geht weiter auf Attacke. Ohne Hörmanns Namen zu nennen, sieht Bach die Beziehungen zwischen nationalem und internationalem Olympischen Komitee nachhaltig gestört. „Die Stellung des DOSB in den internationalen Sportorganisationen hat leider weiter gelitten“, schreibt er. Eine späte Retourkutsche des IOC-Präsidenten gegen den DOSB-Chef, der es wagte, nach der vorzeitig gescheiterten Olympiabewerbung von Rhein-Ruhr 2032 dem IOC Falschaussagen vorzuwerfen.

    Bach missbilligt vor allem, dass Hörmann der Leiterin der IOC-Kommission für künftige Olympia-Gastgeber, Kristin Kloster Aasen aus Norwegen, bis heute nicht auf ein Schreiben geantwortet habe. Warum Bach das ausgerechnet jetzt tut, bleibt sein Geheimnis.

    „Uneingeschränktes Vertrauen“ für Alfons Hörmann

    Eine weitere DOSB-interne Panne macht Hörmann zu schaffen. Nach der Veröffentlichung des anonymen Briefes sind Vorstand und Präsidium ihrem Chef schnell zur Seite gestanden. In getrennten Erklärungen sprachen sie Hörmann „das uneingeschränkte Vertrauen“ und „die vollumfängliche Unterstützung“ aus. Zu den ursprünglich sieben Unterzeichnern gehörte auch Ruderer Jonathan Koch als Athletenvertreter. Doch der distanzierte sich öffentlich von der Pro-Hörmann-Ehrenerklärung. Er habe nie sein mündliches oder schriftliches Okay dafür gegeben.

    Zwar strich der DOSB daraufhin schnell die Namen aller Unterzeichner, doch laut ARD-Sportschau könnte auch dieser Vorfall strafrechtliche Konsequenzen haben. Sie zitierte einen Professor für Medien- und Kommunikationsrecht, der von einem „Verdacht der strafbaren Urkundenfälschung“ spricht. Auch Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, geht davon aus, dass die Staatsanwaltschaften ermitteln. Sie sei „erschüttert, wie hier mit einem Athleten umgegangen werde.“

    Wann hat das Schweigen ein Ende?

    Für Hörmann wäre es jetzt höchste Zeit, aus der Deckung zu kommen. Im Gespräch mit unserer Zeitung am Freitag war zu spüren, dass er einiges zu erzählen hätte – auch zur Causa Bach. Doch der Oberallgäuer hat sich mit der Bitte, die Vorwürfe durch die Ethikkommission klären zu lassen, selbst ein Schweigegelübde auferlegt. DOSB-Sprecher Michael Schirp: „Wir alle kennen Alfons Hörmann als sehr meinungsstarke Person. Wenn er jetzt schweigt, dann nur aus Respekt vor der Kommission, die nun weder direkt noch indirekt beeinflusst werden darf.“

    Erst wenn eine Empfehlung der Ethiker vorliege, so Schirp, dürfte der Tag kommen, an dem Hörmann seine Sicht der Dinge offenlegt. Das klingt zwar nach Aufklärung, aber irgendwie nicht nach einem Ende des Machtpokers.

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