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Skispringen: Vierschanzentournee: Keiner ist abgestürzt und untergegangen

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Vierschanzentournee: Keiner ist abgestürzt und untergegangen

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    Bärtiger Adler: Markus Eisenbichler, der zur Halbzeit der Tournee die deutschen Hoffnungen auf den Gesamtsieg trug.
    Bärtiger Adler: Markus Eisenbichler, der zur Halbzeit der Tournee die deutschen Hoffnungen auf den Gesamtsieg trug. Foto: dpa

    Der Sport hat unsere Sprache um viele Bilder bereichert, wenngleich nicht jede Disziplin im selben Maße zu diesem Reichtum beigetragen hat. Was auffällt: Häufig sind es Missgeschicke und Verlierer, die herhalten müssen. Zu nennen wäre der Radprofi, der am Anstieg zum Col du Galibier zurückfällt, weil ihm das Powergel ausgegangen ist. Der Arme sei verhungert, wird es hinterher von ihm heißen. Womit klar ist: nichts wörtlich zu nehmen, nur Bilder. Auch die hoch favorisierte Freistil-Staffel, über die zu lesen ist, sie sei untergegangen, weil sie knapp Bronze verpasst hat, erfreut sich bester Gesundheit.

    Skispringer werden von gefeierten Adlern zu zerfledderten Pechvögeln

    Zu den Sportlern, deren Leben in der medialen Berichterstattung besonders gefährdet erscheint, gehören seit jeher die Skispringer. Dass sie als Adler firmieren, rückt sie nur noch näher an ihr Ende. Da können sie vorher auf noch so breiten Schwingen unterwegs sein. Ein kleiner Sinkflug wird in den Schlagzeilen zum Absturz. Als wäre der Riesenvogel nicht lediglich ein paar Meter früher aufgesetzt, sondern zerfleddert unterm Schanzentisch aufgeschlagen. So muss sich Markus Eisenbichler in Innsbruck gefühlt haben, als der Wind wieder einmal die Hoffnungen auf einen deutschen Tournee-Sieg verblies. Der sympathische Oberbayer war zwar als respektabler 13. weiterhin Zweiter der Gesamtwertung und auch sonst unversehrt, aber eben ohne Chance, Japans Ausnahmetalent Ryoyu Kobayashi noch zu überflügeln.

    Marcus Eisenbichler ist im Verlauf dieser Vierschanzentournee nie abgestürzt

    Was für eine Enttäuschung für diejenigen, die ihre Hoffnungen darauf gesetzt hatten, Eisenbichler werde endlich in die Fußstapfen von Sven Hannawald treten. Eine Erwartungshaltung, der sich mitunter auch Journalisten nicht entziehen können, weshalb sie den vorher zum Überflieger Gekürten nach einem soliden und sicher zu Boden gebrachten Sprung einfach abstürzen lassen. Das hält nicht jeder Adler aus. Man muss nicht gleich an Hannawald erinnern, den Tourneesieger, dessen große Karriere im Burnout endete, um die fatale Wirkung überzogener Erwartungshaltungen zu belegen.

    Marcus Eisenbichler ist im Verlauf dieser Vierschanzentournee nie abgestürzt. Er hat sich lediglich in Höhen aufgeschwungen, die er nicht an jedem Tag fliegen konnte. Diesen Unterschied wollen wir ausdrücklich festhalten.

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