Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Skispringen: Vierschanzentournee: Das Glück der Österreicher

Skispringen

Vierschanzentournee: Das Glück der Österreicher

    • |
    Thomas Morgenstern, österreichischer Skispringer.
    Thomas Morgenstern, österreichischer Skispringer. Foto: dpa

    Die Vierschanzentournee ist für unsere Nachbarn ein Höhepunkt. Allehoffen, dass zum dritten Mal in Folge einer von ihnen den Sieg holt.Und wenn ein Deutscher gewinnen sollte? Selbst dann hätten sie Grundzur Freude.

    Die glücklichsten Fans der 59. Vierschanzentournee stehen schon vor dem morgigen Auftakt in Oberstdorf fest. Es sind die 5000 Einwohner des Kleinwalsertals. Nirgendwo blickt man dem Spektakel derart erfolgsgewiss entgegen wie in der österreichischen Enklave in den Allgäuer Alpen. Gewinnt ein Österreicher, und daran zweifelt hier niemand, dann wird über den Sieg eines Landsmannes gejubelt. Sollte wider Erwarten ein Deutscher aufs Treppchen springen, so feiern die Walsertaler ihren Anteil am Erfolg: Werner Schuster (41), Bundestrainer der DSV-Springer, stammt aus ihren Reihen.

    "Bei uns schlagen zwei Herzen in einer Brust. Wir drücken den Springern aus beiden Ländern die Daumen", sagt Christian Nenning, Chef der Skiabteilung beim SV Casino Kleinwalsertal.

    Der 50-Jährige lässt die Tournee an einem entlegenen Winkel erstrahlen. Als Wirt der Berghütte "Adlerhorst" im Kanzelwandgebiet sorgt er dafür, dass seine Gäste auf 1900 Metern Höhe jeden Sprung im Fernsehen verfolgen können. "Die

    In Österreich werden Rekordquoten erwartet. Die rot-weiß-roten Adler können nach den Siegen von Wolfgang Loitzl (2008/2009) und Andreas Kofler (2009/2010) den Hattrick schaffen. Neben dem Titelverteidiger ruhen die Hoffnungen - in Abwesenheit des verletzten Gregor Schlierenzauer - auf dem Weltcup-Führenden Thomas Morgenstern.

    Jagd auf den Rekord

    Nur einmal in der Geschichte gelang es einer Nation, dreimal in Folge den Tourneesieger zu stellen. Norwegens Björn Tore Wirkola gewann von 1966/67 bis 1968/69 in Serie. Davon können die deutschen Skispringer nur träumen. Im Vorjahr war Pascal Bodmer auf Rang sieben ihr bester.

    Kein Vergleich zu den Superlativen von Sven Hannawald: Als erster und bislang einziger Springer gewann der heute 36-Jährige vor acht Jahren alle vier Wettbewerbe. Am 6. Januar 2002 verfolgten 13,29 Millionen RTL-Zuschauer seinen Rekordsprung in Bischofshofen.

    Mit der grellen Inszenierung konnten altgediente Tournee-Fans freilich wenig anfangen. Sie passte nicht in ihr Verständnis von einer Traditionsveranstaltung, die einstmals in kleinem Rahmen begann. Im Sommer 1949 entstand die Idee beim Treffen von Springerfreunden im Hause "Maier" in Partenkirchen. Nachdem die zunächst skeptischen Oberstdorfer ihr Mitwirken zusicherten, begann die Tournee drei Jahre später - und wurde mit der ersten ARD-Übertragung 1956 zu einem sportlichen Fixpunkt zwischen den Jahren. "Sie stammt nicht aus der Retorte, sondern sie ist aus sich selbst gewachsen. Das macht den Kult aus", sagt Pressesprecher Ingo Jensen. Obwohl die Topquoten der Hannawald-Ära unerreicht bleiben, ist er sicher: "Die Tournee wird es immer geben - und zwar auf hohem Niveau."

    In Oberstdorf rechnen die Veranstalter mit insgesamt 30 000 Zuschauern an beiden Tagen und mit knapp fünf Millionen ZDF-Zuschauern in der Spitze.

    Nicht dabei sein wird Lokalmatador Georg Späth: Der formschwache 29-Jährige vom SC Oberstdorf muss sich seit gestern im unterklassigen Continental Cup in Engelberg/Schweiz beweisen. Bei der Serie zu fehlen, trifft ihn hart. "Die Tournee hat bei uns Springern einen ähnlichen Stellenwert wie die Weltmeisterschaft", sagt Späth, der vor fünf Jahren in Oberstdorf WM-Silber im Teamspringen holte.

    Der Druck ist größer als bei der WM

    Ähnlich sieht es der Schweizer Olympiasieger und Weltmeister von 2007, Simon Ammann (29): "Ich habe alles gewonnen und jetzt ist die Tournee dran. Hier stehe ich viel mehr unter Druck als beispielsweise bei der WM im Februar in Oslo. Die kann ich vergleichsweise relaxed angehen."

    Sollte sich "Simi" in Oberstdorf durchsetzen, werden ihn die Fans aus dem Kleinwalsertal übrigens ebenfalls feiern. "Wer sich die eine Schanze hinunterwagt, hat Respekt verdient", sagt Christian Nenning. "Das war schon immer so bei der Tournee." Von Tobias Schuhwerk

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden