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Skispringen: Vierschanzentournee: Bei der Windlotterie gibt es auch Verlierer

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Vierschanzentournee: Bei der Windlotterie gibt es auch Verlierer

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    Das Podium von Oberstdorf: Der Pole Kamil Stoch (Mitte) siegte vor Richard Freitag (links) und seinem Landsmann Dawid Kubacki.
    Das Podium von Oberstdorf: Der Pole Kamil Stoch (Mitte) siegte vor Richard Freitag (links) und seinem Landsmann Dawid Kubacki. Foto: Ralf Lienert

    Irgendwann waren es die Springer dann leid: Sie mussten in der Interviewzone von Oberstdorf ja fast mehr über das Wetter reden als über ihre Leistungen. Der Dauerregen, der beim ersten Wettkampf der Vierschanzentournee am Samstag über das ganze Allgäu niederging, lief zwar den 25.500 Zuschauern in der ausverkauften Audi-Arena nass hinein. Die Springer störte er aber deutlich weniger als der Wind, der ständig die Richtung wechselte und den einen Athleten nach dem Absprung zu Boden drückte, dem nächsten aber schon wieder ein Luftkissen bot und zu einem unerwarteten Höhenflug verhalf.

    „Wir sind nun mal ein Freiluftsport“, tröstete sich der 25-jährige Stephan Leyhe vom SC Willingen, der seinen Sprung bei einem Rückenwind von 1,27 Metern pro Sekunde schon nach 109,5 Metern landen musste. „Wenn du dir oben Gedanken übers Wetter machst, hast du schon verloren“, fasste der Sauerländer die Devise aller Athleten zusammen. Leyhe nahm sein Schicksal gelassen und haderte nicht mit Rang 24. Aber es gab andere, denen die Windlotterie schon beim ersten Springen so gut wie alle Chancen raubte auf eine Topplatzierung in der Tournee-Gesamtwertung. Die als Mitfavoriten gestarteten Norweger Daniel Andre Tande (Platz 20) oder der Ruhpoldinger Andreas Wellinger (10) beispielsweise erwischten so schlechte Bedingungen, dass sie ihren Traum vom Gesamtsieg schon in Oberstdorf begraben mussten.

    Der Sieger Kamil Stoch hatte mit den geringsten Abweichungen zu kämpfen

    Bei Sieger Kamil Stoch (Polen) standen mit 126 und 137 Metern nicht nur die größten Weiten in der Ergebnisliste, sondern mit 0,48 und 0,08 Metern pro Sekunde Rückenwind auch die geringsten Abweichungen zur Windstille – übrigens auch gestern beim Sieg in Garmisch-Partenkirchen. Renndirektor Walter Hofer machte keinen Hehl daraus, dass die Bedingungen in Oberstdorf „bei dem einen oder anderen mitgespielt haben“. Von einem unfairen Wettbewerb wollte er nicht sprechen, schließlich „sind die Spitzenleute ja wieder vorn“. Tande oder Wellinger hätten in diesem Moment vermutlich geräuspert, auch wenn sie für ihre schlechten Verhältnisse die meisten Kompensationspunkte gutgeschrieben bekamen.

    Aber sind Windregel und Bonuspunkte wirklich gerecht? Darauf gab Hofer erst vor zwei Wochen in Engelberg eine aufschlussreiche Antwort: Weil man der öffentlichen Kritik aus dem Weg gehen wolle, dass mit diesem System nicht derjenige gewinnt, der am weitesten springt, habe man bereits nachjustiert; für Rückenwind gebe es jetzt mehr Kompensationspunkte als es für Aufwind Abzüge gibt. Und es würden nicht 100 Prozent, sondern nur etwa 70 Prozent kompensiert. „So erwecken wir den Eindruck, dass derjenige, der am weitesten springt, auch gewinnt. Wir wissen aber auch: Es ist nur eine Annäherung zu mehr Chancengleichheit“, sagte Hofer.

    Immerhin: Das Regelwerk scheint ausgereift: Sowohl in Oberstdorf als auch in Garmisch gewann mit Kamil Stoch nicht nur der glücklichste Springer – sondern auch jener mit den weitesten Sätzen.

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