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Skispringen: Prevc ist der Sieg bei der Vierschanzentournee kaum noch zu nehmen

Skispringen

Prevc ist der Sieg bei der Vierschanzentournee kaum noch zu nehmen

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    Peter Prevc (rechts) steht kurz vor dem Sieg der Vierschanzentournee. Seine Konkurrenten, wie hier Severin Freund, können ihm nur gratulieren.
    Peter Prevc (rechts) steht kurz vor dem Sieg der Vierschanzentournee. Seine Konkurrenten, wie hier Severin Freund, können ihm nur gratulieren. Foto: Daniel Karmann, dpa

    Peter Prevc ist kein Mann der großen Worte. Sprache dient ihm zum Transfer von Informationen, was ihn von vielen Stars in der Welt des Sports unterscheidet. Freche Sprüche oder gar Kampfansagen an die Konkurrenz gibt es von dem Slowenen nicht zu hören. Hat er auch nicht nötig, denn Prevc ist der Konkurrenz in diesem Winter entschwebt. Da springt der Deutsche Severin Freund die beste Tournee seiner Karriere, doch momentan reicht selbst das nicht gegen Prevc (gesprochen: „Pre-uz“). Am Mittwoch wird er die 64. Vierschanzentournee gewinnen. Verhindern könnten das nur noch ein Sturz oder extrem ungünstige Wetterbedingungen. Beides ist höchst unwahrscheinlich. Freund wird der zweite Platz bleiben – hinter dem überragenden Springer dieser Saison.

    Dass dem so ist, liegt vor allem daran, dass Prevc extrem stabil springt. Er hat es geschafft, sein Flugsystem derart zu automatisieren, dass es unter allen Bedingungen und auf fast allen Schanzen funktioniert. „Seine Technik ist die effektivste. Sein Flugsystem stimmt eigentlich immer“, sagt zum Beispiel der Österreicher Stefan Kraft. Der erfreute sich im vergangenen Jahr ähnlicher Komplimente, als er die Tournee gewann.

    Peter Prevc wird vermutlich die Siegesserie Österreichs durchbrechen

    In der aktuellen Auflage des traditionsreichen Bewerbs, der mit dem abschließenden Springen in Bischofshofen am Mittwoch endet, werden die Österreicher aber zum ersten Mal seit langer Zeit nichts mit dem Gesamtsieg zu tun haben. Siebenmal in Folge hatten Sportler aus der Alpenrepublik die Siegestrophäe in Form eines goldenen Adlers in

    Vermutlich wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass der Slowene derart dominiert. Mit 23 Jahren ist er gerade erst in der Blüte seiner sportlichen Leistungsfähigkeit angekommen. Hinzu kommt, dass sein momentaner Erfolg nicht völlig überraschend ist, sondern sich über einen langen Zeitraum angekündigt hat – im Gegensatz beispielsweise zu dem Österreicher Thomas Diethart. Der hatte vor zwei Jahren völlig unerwartet die Tournee gewonnen, in dieser Saison rangiert er im zweitklassigen Continental-Cup auf Platz 36. Immerhin darf er in Bischofshofen den Platz des formschwachen Gregor Schlierenzauer übernehmen.

    Peter Prevc hat bereits elf Weltcupsiege beim Skispringen

    Das müssen Sie zur Vierschanzentournee wissen

    Seit 1953 zieht die Vierschanzentournee Millionen von Skisprung-Fans in ihren Bann.

    Los geht es auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf. Die Anlage wurde 2003 erbaut und bietet 24 000 Zuschauern Platz. (Schanzenrekord: Sigurd Pettersen/Norwegen 143,5 Meter).

    Es folgt das Neujahrsspringen auf der 2007 komplett umgebauten Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen. 35 000 Fans finden dort Platz. (Schanzenrekord: Simon Ammann/Schweiz 143,5 Meter)

    Nächste Station ist der Bergisel in Innsbruck. 2001 wurde der Bakken mit einem Fassungsvermögen von 26 000 Zuschauern neu gebaut. Besonderheit: Beim Flug ins Tal blicken die Springer direkt auf den Friedhof. (Schanzenrekord: Michael Hayböck /Österreich 138 Meter).

    Das Finale steigt auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen. 2003 wurde die Anlage, in der 30 000 Fans Platz finden, neu gebaut. (Schanzenrekord: Daiki Ito/Japan 143 Meter).

    Gesamtsieger wird der Springer, der in allen vier Wettbewerben die meisten Punkte sammelt. Die Tagessieger werden in zwei Durchgängen ermittelt, in denen die Punkte addiert werden. An jedem Wettkampf nehmen 50 Springer teil, im zweiten Durchgang dürfen die besten 30 noch einmal springen.

    Die Teilnehmer des ersten Durchgangs werden in der Qualifikation ermittelt. Weil die ersten Zehn der Weltcup-Gesamtwertung automatisch qualifiziert sind, muss man mindestens 40. werden.

    Anders als im Weltcup gibt es bei den Springen der Vierschanzentournee im ersten Durchgang 25 K.o.-Duelle. Die Gewinner sowie die fünf besten Verlierer (Lucky Loser) ziehen ins Finale ein. Um die Paarungen für die K.o.-Duelle ermitteln zu können, werden die Qualifikationssprünge der für den Wettkampf gesetzten Top Ten ausnahmsweise mitgewertet. Der Sieger der Ausscheidung springt gegen den 50., der Zweite gegen den 49. und so weiter.

    Gleich drei Nationen stellten jeweils 16 Mal den Gesamtsieger: Deutschland (mit DDR), Finnland und Österreich. Dahinter folgt Norwegen mit zehn Erfolgen.

    Rekordsieger ist Janne Ahonen. Er triumphierte zwischen 1999 und 2008 gleich fünfmal. Der Finne war auch an einem Novum in der Tourneegeschichte beteiligt: 2005/06 teilte er sich den Sieg mit dem nach vier Wettbewerben punktgleichen Jakub Janda aus Tschechien.

    Erfolgreichster Deutscher ist Jens Weißflog mit vier Siegen. Ein anderer DSV-Adler hält einen ganz besonderen Rekord: 2001/02 gewann Sven Hannawald als erster und bisher einziger Springer alle vier Tournee-Wettbewerbe.

    Drei Gesamtsiege in Serie schaffte bisher nur der Norweger Björn Wirkola (1967-1969). Österreich stellte zuletzt siebenmal nacheinander den Gewinner - auch das ist Rekord.

    Der Deutsche Sven Hannawald ist der einzige Springer, dem es bislang gelungen ist, alle vier Teilwettbewerbe der Vierschanzentournee in einer Saison zu gewinnen (2001/02).

    Ein derartiger Absturz scheint bei Prevc unwahrscheinlich. Elf Weltcupsiege hat er schon auf dem Konto. Dazu kommen olympisches Silber und Bronze, einmal WM-Silber und zweimal WM-Bronze sowie zweimal Platz zwei im Gesamtweltcup. Was dem schlanken Mann, der vorzugsweise große Schirmmützen trägt, noch fehlt, ist ein großer Titel. Den will er am Mittwoch gewinnen. Das steht zumindest zu vermuten, denn hören wird man derartige Wünsche nicht von dem Schweiger aus Kranj. „Wenn du ihn ansprichst, antwortet er. Aber von sich aus sagt der kein Wort“, beschreibt Hayböck seinen Konkurrenten. Es gleicht schon einem Gefühlsausbrauch, wenn Prevc sagt, dass „im Moment auch kein schlechter Sprung mein Selbstvertrauen zerstören kann“.

    Dieses Selbstvertrauen ist bei jedem Sprung zu bewundern, denn kein anderer Springer im Weltcup katapultiert sich derart kraftvoll vom Schanzentisch in die Luft. Nur einer springt ähnlich aggressiv: Domen Prevc. Der jüngere Bruder von Peter ist gerade einmal 16 Jahre alt und hat in dieser Saison schon für ein seltenes Bild gesorgt: Beim Weltcup in Engelberg standen die beiden Brüder nebeneinander auf dem Podest – Peter vor Domen. Mancher Experte hält den jüngeren Prevc gar für den Springer mit dem größeren Potenzial. Bundestrainer Werner Schuster beispielsweise sagt über Domen: „Das ist fliegerisch wahrscheinlich das Beste, was es jemals gab. Das ist Prevc 2.0.“ Und: es gibt noch einen dritten Bruder, den 19-jährigen Cene. Der allerdings konzentriert sich gerade auf sein Studium, gilt aber auch als hoch talentiert.

    Noch aber hat der älteste Prevc das Sagen im Skisprungzirkus. Den damit verbundenen Trubel lässt Sloweniens Sportler des Jahres an sich abprallen. Seine Taktik: „Ich mache das Handy aus.“

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