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Skispringen: DSV-Adler heiß auf Finale: Wellinger gewinnt Qualifikation mit Schanzenrekord

Skispringen

DSV-Adler heiß auf Finale: Wellinger gewinnt Qualifikation mit Schanzenrekord

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    Andreas Wellinger siegte bei der Qualifikation in Bischofshofen mit einem Schanzenrekord von 144,5 Metern.
    Andreas Wellinger siegte bei der Qualifikation in Bischofshofen mit einem Schanzenrekord von 144,5 Metern. Foto: Barbara Gindl (dpa)

    Andreas Wellinger winkte nach seinem Erfolg in der Qualifikation gut gelaunt aus der Leaderbox in die Kameras und freute sich über den Siegerscheck von 2000 Euro. Mit dem Schanzenrekord von 144,5 Metern weckte der Team-Olympiasieger am Donnerstag Hoffnungen auf einen versöhnlichen Abschluss für die deutschen Skispringer bei der 65. Vierschanzentournee. "Das war der erste

    Wellinger überzeugte schon im Training

    In Abwesenheit von Markus Eisenbichler, der wie der Gesamt-Zweite Kamil Stoch aus Polen auf die Ausscheidung verzichtete, hinterließen die deutschen Ski-Adler vor dem Finale an diesem Freitag (16.45 Uhr/ZDF und Eurosport live) einen starken Eindruck. "Das war ein guter Trainingstag für uns. Mit diesem Gefühl gehen wir morgen in den Wettkampf", sagte Bundestrainer Werner Schuster.

    Wellinger hatte schon im Training überzeugt. Sein Flug auf 144,5 Meter, mit dem er die zwölf Jahre alte Bestmarke des Japaners Daiki Ito um eineinhalb Meter verbesserte, toppte dann alles. "Ich habe relativ schnell gemerkt, dass es weit geht", berichtete der 21-Jährige. 

    Das müssen Sie zur Vierschanzentournee wissen

    Seit 1953 zieht die Vierschanzentournee Millionen von Skisprung-Fans in ihren Bann.

    Los geht es auf der Schattenbergschanze in Oberstdorf. Die Anlage wurde 2003 erbaut und bietet 24 000 Zuschauern Platz. (Schanzenrekord: Sigurd Pettersen/Norwegen 143,5 Meter).

    Es folgt das Neujahrsspringen auf der 2007 komplett umgebauten Olympiaschanze in Garmisch-Partenkirchen. 35 000 Fans finden dort Platz. (Schanzenrekord: Simon Ammann/Schweiz 143,5 Meter)

    Nächste Station ist der Bergisel in Innsbruck. 2001 wurde der Bakken mit einem Fassungsvermögen von 26 000 Zuschauern neu gebaut. Besonderheit: Beim Flug ins Tal blicken die Springer direkt auf den Friedhof. (Schanzenrekord: Michael Hayböck /Österreich 138 Meter).

    Das Finale steigt auf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen. 2003 wurde die Anlage, in der 30 000 Fans Platz finden, neu gebaut. (Schanzenrekord: Daiki Ito/Japan 143 Meter).

    Gesamtsieger wird der Springer, der in allen vier Wettbewerben die meisten Punkte sammelt. Die Tagessieger werden in zwei Durchgängen ermittelt, in denen die Punkte addiert werden. An jedem Wettkampf nehmen 50 Springer teil, im zweiten Durchgang dürfen die besten 30 noch einmal springen.

    Die Teilnehmer des ersten Durchgangs werden in der Qualifikation ermittelt. Weil die ersten Zehn der Weltcup-Gesamtwertung automatisch qualifiziert sind, muss man mindestens 40. werden.

    Anders als im Weltcup gibt es bei den Springen der Vierschanzentournee im ersten Durchgang 25 K.o.-Duelle. Die Gewinner sowie die fünf besten Verlierer (Lucky Loser) ziehen ins Finale ein. Um die Paarungen für die K.o.-Duelle ermitteln zu können, werden die Qualifikationssprünge der für den Wettkampf gesetzten Top Ten ausnahmsweise mitgewertet. Der Sieger der Ausscheidung springt gegen den 50., der Zweite gegen den 49. und so weiter.

    Gleich drei Nationen stellten jeweils 16 Mal den Gesamtsieger: Deutschland (mit DDR), Finnland und Österreich. Dahinter folgt Norwegen mit zehn Erfolgen.

    Rekordsieger ist Janne Ahonen. Er triumphierte zwischen 1999 und 2008 gleich fünfmal. Der Finne war auch an einem Novum in der Tourneegeschichte beteiligt: 2005/06 teilte er sich den Sieg mit dem nach vier Wettbewerben punktgleichen Jakub Janda aus Tschechien.

    Erfolgreichster Deutscher ist Jens Weißflog mit vier Siegen. Ein anderer DSV-Adler hält einen ganz besonderen Rekord: 2001/02 gewann Sven Hannawald als erster und bisher einziger Springer alle vier Tournee-Wettbewerbe.

    Drei Gesamtsiege in Serie schaffte bisher nur der Norweger Björn Wirkola (1967-1969). Österreich stellte zuletzt siebenmal nacheinander den Gewinner - auch das ist Rekord.

    Der Deutsche Sven Hannawald ist der einzige Springer, dem es bislang gelungen ist, alle vier Teilwettbewerbe der Vierschanzentournee in einer Saison zu gewinnen (2001/02).

    Im K.o.-Duell des ersten Durchgangs trifft er nun auf Eisenbichler, der sich etwas schonte. "Markus liegt die Schanze, daher soll er seine Kräfte bündeln. Er ist nach den Strapazen der vergangenen Tage müde und nicht ganz fit", begründete Schuster die Maßnahme.

    Wie Wellinger erwischte auch Stephan Leyhe einen guten Tag. An seinem 25. Geburtstag sprang er mit 142 Metern auf Rang drei und stellte zufrieden fest: "Momentan funktioniert es einfach super." Karl Geiger als Siebter und Richard Freitag, der auf Rang 31 allerdings erneut hinter den Erwartungen blieb, schafften ebenfalls den Sprung ins Hauptfeld. 

    Um die Tournee-Krone kämpfen am Freitag der Pole Kamil Stoch und Daniel Andre Tande aus Norwegen. Während sich der an der Schulter lädierte Stoch nach einem klasse Trainingssprung auf 141 Meter voller Zuversicht vorzeitig ins Team-Hotel verabschiedete, musste Tande als 39. der Qualifikation einen Rückschlag verkraften.

    Schuster: "Wir sind vorne dabei, aber leider zu weit weg vom Podest"

    Für die DSV-Springer geht es beim Showdown um einen Podestplatz, der ihnen bei der 65. Tournee-Auflage bisher verwehrt blieb und im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf guttun würde. Denn schon vor dem Finale musste Schuster eingestehen: "Wir gehören leider zu den Geschlagenen. Wir sind vorne dabei, aber leider zu weit weg vom Podest."

    Wieder konnten die DSV-Adler den seit nunmehr 15 Jahren anhaltenden Tournee-Fluch nicht besiegen. Seit Sven Hannawald, der 2001/02 mit seinem einzigartigen Grand Slam Skisprung-Geschichte schrieb, warten die Fans vergeblich auf den Gesamtsieg.

    Noch schlimmer: In den ersten drei Wettbewerben reichte es für die Schuster-Schützlinge nicht einmal zu einem Podestplatz. "Man muss jetzt die Moral hochhalten und versuchen, in Bischofshofen einen guten Abschluss zu schaffen. Wir müssen weiterarbeiten, damit wir auch mal einen deutschen Tag erleben", formulierte der Bundestrainer schon vor der Qualifikation das Ziel für die letzte Tournee-Station.

    Statt Eisenbichler, der trotz seines Absturzes am Bergisel als Gesamt-Sechster immer noch seine beste Tournee absolviert, ist nun Wellinger der größte Hoffnungsträger. "Die Qualität seiner Sprünge wird besser", lobte Schuster. "Er hat heute drei tolle Versuche gezeigt."

    Weltmeister Freund im Formtief

    Das gibt Auftrieb, nachdem mit Severin Freund der Siegspringer der vergangenen Jahre verloren gegangen ist. Schon vor seiner Erkrankung, die Freund zur vorzeitigen Abreise zwang, war der formschwache Weltmeister nur hinterher gesprungen. "Andere Verbände, die das Führungspferd verlieren, sind da auch schon mal weggebrochen. Uns ist das nicht passiert", stellte der Bundestrainer fest.

    Dafür war neben Eisenbichler bisher vor allem Leyhe verantwortlich. "Er war ein Lichtblick", lobte Schuster den Gesamt-Achten. Der hat bei der Tournee einen Schritt nach vorn gemacht und sich als feste Größe im Team etabliert. "Er fängt an, mehr an sich zu glauben und wird offensiver", sagte Schuster. dpa

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