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Ski-Wm 2021 Oberstdorf: Gemischte Bilanz der Nordischen Kombinierer: Noch mal davon gekommen

Hermann Weinbuch musste kurz überlegen. Die Sonne verschwand schon langsam hinter den Bergen, ein strahlender Tag ging in eine klare Nacht über. Weinbuch, Bundestrainer der Nordischen Kombinierer, war gerade gefragt worden, wie er denn nun die Weltmeisterschaft in Oberstdorf einschätze. Weinbuch überlegte, er wägte seine Worte sorgfältig ab.

Dann fiel ihm die Antwort ein: "Gerade noch mal davon gekommen." Die Bronzemedaille im Teamsprint von Eric Frenzel und Fabian Rießle hinter Österreich und Norwegen vermittelte einen positiven letzten Eindruck. Und doch war klar: "Wir wollten drei Medaillen und haben jetzt zwei. Es war holprig. Es lief nicht nach unserem Wunsch", sagte Weinbuch.

Eric Frenzel.
Eric Frenzel. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Eric Frenzel hat nun 17 WM-Medaillen zu Hause

Der Bundestrainer war umringt von Journalisten. Das kennt er, meist aber darf er dann von Erfolgen seiner Kombinierer schwärmen. Standen Großereignisse an, lieferten sie Erfolge so zuverlässig ab wie ein Mercedes-Motor in der Formel 1. Allen voran Eric Frenzel, der seinen Medaillensatz weiter vergrößerte. Durch Silber mit der Mannschaft und Bronze im Teamsprint hat er nun 17 Medaillen zu Hause. Das lässt ihn in der Bestenliste zum ehemaligen norwegischen Langläufer Björn Dählie aufschließen. "Ich bin mit meiner WM zufrieden", sagte der 32-Jährige. Zufrieden ja, aber nicht euphorisch. Seine beiden vierten Plätze in den Einzelwettbewerben hingen noch nach. Dennoch sagte Hermann Weinbuch: "Es ist ein Wahnsinn, was Frenzel und Rießle schaffen."

Beide sind schon über 30 Jahre alt, geben aber nach wie vor den Ton an. Das ist zum einen für die beiden erfreulich und eine bemerkenswerte Leistung. Zum anderen aber zeigt sich, dass aus dem Nachwuchs zu wenige Athleten in Richtung Weltspitze streben. "Bei uns kommt schon länger nichts mehr nach. Wir brauchen eine Auffrischung", sagte Weinbuch. So wie es bei anderen Nationen gelingt. Johannes Lamparter hat mit seinen 19 Jahren Österreich am Samstag zu Gold geführt, Jarl Magnus Riiber mit 23 Jahren Norwegen zu Silber.

Der deutsche Kombinierer Terence Weber fährt beim Weltcup im sächsischen Klingenthal die Großschanze hinunter.
Der deutsche Kombinierer Terence Weber fährt beim Weltcup im sächsischen Klingenthal die Großschanze hinunter. Foto: Hendrik Schmidt (dpa)

Von den jungen Athleten wie Terence Weber und Vinzenz Geiger kam zu wenig

Auf Frenzel und Rießle ist nach wie vor Verlass. Von den jungen Athleten aber kam zu wenig. Immerhin waren Terence Weber (24) und Vinzenz Geiger (23) an der Silbermedaille im Team beteiligt. An sich aber verlief die WM für den Oberstdorfer Geiger enttäuschend. Immerhin liegt er auf Platz zwei im Gesamtweltcup. Das aber half ihm bei der WM nichts. "Vinzenz hat es auf der Schanze nicht hinbekommen", analysierte der Bundestrainer. Geiger bringe seine Sprünge nicht so beständig und sicher herunter, wie es für Top-Platzierungen bei Großereignissen nötig sei. "Da braucht es noch eine Entwicklung bei ihm", sagte Weinbuch.

Immerhin haben Frenzel und Rießle ihre kleine Chance auf eine Abschlussmedaille genutzt. Bei zehn Prozent habe die nach dem Springen gelegen, sagte Weinbuch. Auf der Schanze sind die deutschen Kombinierer ein bisschen wie die deutsche Autoindustrie. Jahrelang top, als nun aber die Konkurrenz mit neuen Techniken daher kam, ging der Anschluss zwischenzeitlich verloren. Immerhin haben die Kombinierer wieder aufgeholt, in Oberstdorf aber keine perfekten Sprünge hingebracht. "Da müssen wir konsequent weiter dran arbeiten", sagte Weinbuch, der aber nicht umhin kam, davon zu sprechen, die Ansprüche etwas herunterschrauben zu müssen.

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