Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Ski Alpin: Papa Neureuther geht auf die Piste

Ski Alpin

Papa Neureuther geht auf die Piste

    • |
    Felix Neureuther führt das deutsche Aufgebot für den Saison-Auftakt in Sölden an.
    Felix Neureuther führt das deutsche Aufgebot für den Saison-Auftakt in Sölden an. Foto: Christian Bruna, dpa

    Bedächtig, fast als hätte er einen Stock verschluckt, setzt sich Felix Neureuther in die Runde. Besorgt kommt die Nachfrage, ob es dem Rücken gut geht, der durch den Sport arg strapaziert wird und den er sich bei einem Autounfall kurz vor den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi zusätzlich lädiert hat. Der Skifahrer gibt Entwarnung. Das vorsichtige Setzen passiere schon unterbewusst. "Das habe ich über die letzten Jahre aufgebaut. Es geht momentan wirklich gut mit dem Rücken." Man hört

    Felix Neureuther ist nun vor allem eines: Papa

    In Gedanken war der 33-Jährige jedoch immer auch zu Hause in Garmisch-Partenkirchen bei seiner schwangeren Frau gewesen. Inzwischen hat seine Partnerin Miriam Gössner die Tochter Matilda am 14. Oktober zur Welt gebracht. "Den Moment werde ich in meinem Leben niemals vergessen. Das ist das Größte, was einem widerfahren kann. So eine Geburt, das ist Wahnsinn. Das ist ein Wunder", erzählt Neureuther. "Es hat mich jetzt schon zu einem anderen Menschen gemacht." Wie bei allen jungen Eltern dreht sich jetzt fast alles nur um das neue Familienmitglied. Die Einkleidung des Deutschen Ski-Verbandes in der vergangenen Woche in Künzelsau ließ der deutsche Skistar sausen und grüßte lediglich per Video-Botschaft.

    Doch an diesem Wochenende geht es für Neureuther zurück auf die geliebten Bretter. In Sölden beginnt die Saison im alpinen Weltcup. Am Sonntag um 10 Uhr startet der Riesenslalom der Männer auf dem Rettenbachgletscher. Ab dann haben Matilda und Miriam oder auch der laufende Hausbau in Garmisch-Partenkirchen keinen Platz mehr in seinem Kopf. Dann muss Felix Neureuther nur den schnellsten Weg durch die Stangen suchen.

    Nach einem starken Winter-Endspurt mit drei Podestplätzen nach der Ski-WM von St. Moritz, wo er Bronze im Slalom gewann, lief es auch im Sommer ungewöhnlich geschmeidig für den zwölffachen Weltcupsieger. Selbst der deutsche Alpin-Cheftrainer Wolfgang Maier zeigt sich beeindruckt von seinem Altmeister: "Er hat mir gesagt, dass er noch nie so gut Ski gefahren ist im August wie in diesem Jahr."

    Neureuther gehört nun zu den älteren Skifahrern

    Im Sommer 2017 steigerte das "deutsche Aushängeschild" (Maier) die Umfänge und ist wesentlich mehr Ski gefahren als in den vergangenen Jahren. "Das bedeutet nicht automatisch, dass der Winter gut wird. Aber ich hoffe, dass wir alles hinbekommen, auch vom Material her", sagt Neureuther, der sich wieder auf neue Bretter einstellen musste. Die Skilänge ging auf 1,93 herunter und auch die Radien werden kleiner. Für den Rücken ist das ganz gut, sagt Neureuther, "weil du nicht mehr diese extremen Positionen fahren musst, damit der Ski um die Kurve geht".

    Doch im Training merkte der Garmisch-Partenkirchener auch sein Alter. Zwar helfe ihm auf der Piste die Erfahrung. "Da konnte ich mir einen Vorteil herausholen. Aber mit den neuen Skiern wird viel gnadenloser gefahren. Die Jungen knüppeln brutal auf die Tore hin." Felix Neureuther dagegen muss mit seinem Körper, seinem Kapital, haushalten. Ans Aufhören denkt er aber noch nicht.

    Sogar ein weiterer Olympia-Zyklus bis 2022 scheint möglich. "Fakt ist, dass ich noch länger weiter fahren würde." Das hänge allerdings von mehreren Faktoren ab: wie es ihm körperlich geht, welche Trainer an der Piste stehen. Und letztendlich auch seine neue Situation als Familienvater: "Wie schwer wird es mir fallen von zu Hause wegzufahren?" Felix Neureuther macht sich viele Gedanken vor dem Saisonstart in Sölden, wo er vor einem Jahr Dritter wurde. Er klingt optimistisch vor dem Winter mit den Olympischen Spielen in Pyeongchang als Höhepunkt. Die junge Mutter lässt dem deutschen Ski-Ass offenbar genügend Freiraum in der Vorbereitung: "Ich habe wahnsinniges Glück. Die Miri ist keine komplizierte Frau." Beneidenswert ist jeder Mann, der das von seiner Lebensgefährtin behaupten kann.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden