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Serie zur Nationalmannschaft: Es herrscht kein Fachkräftemangel in der Nationalelf (Teil 3)

Serie zur Nationalmannschaft

Es herrscht kein Fachkräftemangel in der Nationalelf (Teil 3)

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    Bundestrainer Joachim Löw hat Heiko Westermann (l) den Laufpass gegeben. dpa
    Bundestrainer Joachim Löw hat Heiko Westermann (l) den Laufpass gegeben. dpa

    Es war eine beeindruckende EM-Qualifikation, die die deutsche Nationalmannschaft absolvierte. Viele Experten im In- und Ausland sprechen nach den zehn Siege in zehn Spielen von der besten deutschen Mannschaft aller Zeiten. Sogar das Team um Franz Beckenbauer und Günter Netzer von 1972 soll im Schatten der jungen deutschen Elf um Mesut Özil stehen.

    Für den Angriff in der deutschen Elf gibt es außer den arrivierten Kräften um Mario Gomez und Miroslav Klose noch einige Perspektiven. Im Mittelfeld herrscht sogar ein Überangebot an qualitativ hochwertigen Spielern, die die deutsche Elf im Hinblick auf die nächsten internationalen Turniere tatkräftig unterstützen könnten. Und auch die Abwehr muss sich im internationalen Vergleich nicht verstecken.

    Im dritten Teil der Serie geht es also um die Abwehr-Spieler, die mit Perspektive auf die Zukunft noch Einsatzmöglichkeiten in der deutschen Nationalmannschaft haben könnten:

    1. Heiko Westermann: Was ist denn eigentlich mit dem Defensiv-Allrounder los? War er vor der WM 2010 noch der Mann für alle Fälle, dann kam der Kahnbeinbruch und alle Hoffnungen auf einen Einsatz in Südafrika waren zunichte. Mit seinem Wechsel von Schalke 04  zum Hamburger SV hat sich der 28-Jährige auch keinen großen Gefallen getan. Der HSV dümpelt vor sich hin, während Schalke aktueller DFB-Pokalsieger ist. Thorsten Fink muss die große Hoffnung von Westermann sein. Mit ihm soll der Erfolg beim HSV zurückkehren. Das könnte auch für den Abwehrmann zur Folge haben, dass er wieder ein Thema bei Löw vor der EM 2012 wird.

    2. Sedar Tasci: Der Mann vom VfB Stuttgart ist überzeugt von seiner Qualität. Sein Anspruch ist die deutsche Nationalmannschaft. Er hat es sich damit nicht leicht gemacht, bei den Türken wäre er wohl Stammspieler. Unter Bruno Labbadia kam Tasci in acht Bundesliga-Spielen auf 720 Minuten. Das ist ein beeindruckender Wert. Doch gegenüber der Konkurrenz in der deutschen Abwehr ist der 24-Jährige ins Hintertreffen geraten. Bei der WM 2010 war er noch als Ersatzspieler dabei. Bei der EM 2012 mitzufahren, wird wohl nur über die Verletzung eines anderen Spielers gehen.

    Das ist die Deutsche Nationalmannschaft

    Gründung: Der Deutsche Fußballbund entstand am 28. Januar 1900.

    Farben: Weiße Trikots und schwarze Hosen. Auswärts auch ganz schwarz oder rot.

    Trainer: Joachim Löw (seit 2006), Co-Trainer Hans-Dieter Flick.

    Kapitän: Philipp Lahm.

    Rekordtorschütze: Gerd Müller mit 68 Toren in 62 Einsätzen.

    Rekordspieler: Lothar Matthäus mit 150 Spielen.

    Aktueller FIFA-Rang: Platz drei hinter Spanien und Holland.

    Endrundenteilnahmen bei Weltmeisterschaften: 17 (erste Teilnahme 1954 in der Schweiz).

    Erfolge bei einer WM: Sieger 1954 in der Schweiz, 1974 in Deutschland, 1990 in Italien. Vize-Weltmeister 1966 in England, 1982 in Spanien, 1986 in Mexiko und 2002 in Japan und Südkorea. Dritter Platz 1970 in Mexiko, 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika.

    Endrundenteilnahmen bei Europameisterschaften: 10 (Erste Teilnahme 1972 in Deutschland).

    Erfolge bei einer EM: Sieger 1972 in Belgien, 1980 in Italien und 1996 in England. Vize-Meister 1976 in Jugoslawien, 1992 in Schweden und 2008 in Österreich/Schweiz.

    Rangliste mit den meisten EM-Spielen: Thomas Häßler und Jürgen Klinsmann mit je 13 Spielen.

    Meiste Spiele in Folge: Franz Beckenbauer mit 60 Einsätzen in Serie.

    Meiste Spiele als Kapitän: 1. Platz: Lothar Matthäus mit 75 Partien. 2. Platz: Michael Ballack mit 55 Partien.

    Rekordtorhüter: Sepp Maier mit 95 Spielen, Oliver Kahn mit 86 Spielen, Harald Schumacher mit 76 Spielen.

    Ehrenspielführer der Deutschen Nationalmannschaft: Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus.

    Erfolgreiche Bundestrainer: Otto Nerz, Sepp Herberger, Helmut Schön, Jupp Derwall, Franz Beckenbauer, Berti Vogts, Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Joachim Löw.

    Erstes Länderspiel: Am 5. April 1908 spielte das Deutsche Reich gegen die Schweiz in Basel. Es verlor mit 3:5.

    Höchster Sieg: Am 1. Juli 1912 spielte das Deutsche Reich gegen Russland in Solna, Schweden. Mit 16:0 gewann die deutsche Mannschaft dieses Spiel.

    Höchste Niederlage: Am 13. März 1909 verlor das Deutsche Reich gegen England mit 0:9 in Oxford.

    3. Andreas Beck: Er ist gelernter Rechsverteidiger und unangefochtener Stammspieler bei der TSG Hoffenheim. Das sind zwei Voraussetzungen, die Beck den Zugang zur Nationalmannschaft erleichtern dürften. Denn Rechtsverteidiger sind nach dem Umzug von Philipp Lahm zurück auf die linke Seite im deutschen Auswahlteam sehr spärlich gesät. Sollte sich Hoffenheim unter Holger Stanislawski weiter so positiv entwickeln, wird der 24-jährige  Beck eine große Rolle bei Jogi Löw spielen.

    4. Gonzalo Castro: Der 24-Jährige spielt bei Bayer Leverkusen ebenfalls auf der rechten Verteidigerposition. Das macht ihn genauso wie Beck interessant für Jogi Löw. Dass Castro große Qualitäten - offensiv wie defensiv - besitzt, steht außer Frage. Ob er sich jedoch mit Bayer im Jahr eins nach Jupp Heynckes konsolidieren kann, wird man erst abwarten müssen. Sowohl in Champions League wie auch in der Bundesliga spielte er in allen Partien, die er antrat, über 90 Minuten durch. Das Vertrauen des Trainers Robin Dutt hat Castro. Das Vertrauen von Löw muss er sich noch erarbeiten.

    5. Daniel Schwaab: Er ist der direkte Konkurrent von Gonzalo Castro bei Bayer Leverkusen. Es kann also nur einen der beiden Rechtsverteidiger geben. Bisher hat Castro klar die Nase vorn. Schwaab laboriert aber auch an einer Knieverletzung. Dass er große Qualität besitzt, zeigte er bereits in jungen Jahren beim SC Freiburg. Mit 23 Jahren muss er nun den nächsten Schritt zu noch mehr Konstanz machen.

    6. Patrick Ochs: Welche Qualität sagt man dem 27-Jährigen nach. Bei Eintracht Frankfurt war er über lange Jahre das Aushängeschild auf der rechten Seite. Ochs marschiert bis die Lunge kracht. Er ist ein Kämpfer mit guten technischen Anlagen. Beim VfL Wolfsburg wollte er sich nun in ein größeres Licht spielen und vielleicht auch international seine Klasse unter Beweis stellen. Das funktioniert noch nicht so gut, das ganze Team inklusive Ochs hängt durch. Sollte sich die Mannschaft nicht insgesamt verbessern, wird auch Ochs keine Chance auf Jogi Löw haben.

    7. Dennis Diekmeier: Er ist ein Talent - und ebenfalls Rechtsverteidiger. Mit seinen 21 Jahren spielt er bereits in der U21. Auch der HSV verpflichtete Diekmeier als hoffnungsvolle Zukunftsinvestition vom 1. FC Nürnberg. Bisher kann er seine Qualität noch nicht zeigen, zu turbulent geht es beim HSV zu. Bringt Fink etwas Ruhe in die Mannschaft zurück, könnte auch das Selbstvertrauen von Diekmeier wachsen. Auf der rechten Seite könnte ihm also die Zukunft in der Nationalmannschaft gehören.

    8. Philipp Wollscheid: Was überschlugen sich nicht die Meldungen über den Innenverteidiger vom 1. FC Nürnberg. Der FC Bayern meldete sich angeblich, Bayer Leverkusen sowieso und auch bei Borussia Dortmund war er im Gespräch. Denn Wollscheid soll das größte Abwehrtalent Deutschlands sein, mit 22 Jahren einen Überblick wie ein alter Hase haben und sowieso und überhaupt. Ob er diese Qualität tatsächlich hat, muss er natürlich erstmal in dieser Saison beim Club beweisen. Acht Spiele absolvierte er in dieser Saison über 90 Minuten in der Bundesliga plus eines im Pokal. Er hat damit keine Minute verpasst; und ein Tor hat er zudem noch geschossen. Vor ein paar Jahren hätte das mit Sicherheit für die Nationalmannschaft gereicht. Heute stehen da Namen wie Hummels, Badstuber und Boateng in der Innenverteidigung.

    9. Marcel Schmelzer: Sein Aufstieg war phänomenal. Schmelzer hat das Dortmunder Urgestein Dede auf der linken Abwehrseite verdrängt. In der Meistersaison rannte er die Linie auf und ab und verteidigte selbst Arjen Robben, bis der entnervt das Weite suchte. In der aktuellen Saison hängt Schmelzer durch. Er erlaubt sich Unkonzentriertheiten, die den BVB Punkte kosten. Auch in der Nationalmannschaft bekommt er noch keinen Fuß auf den Boden. Auf der linken Seite ist allerdings sowieso Philipp Lahm gesetzt. Sollte Schmelzer also bei der EM 2012 dabei sein, dann wird er zwar als Tourist Land und Leute kennen lernen; aktiv ins deutsche Spiel eingreifen, wird der 23-Jährige aber wohl nicht.

    10. Stefan Reinartz: Er ist ein Kanten. Technische Qualität hat er sowieso. Und Reinartz ist erst 22 Jahre. Trotzdem ist er bei Bayer Leverkusen nach dem Abgang von Sami Hyypiä zusammen mit Ömer Toprak gesetzt. Noch zeigt er manchmal kleine Unsicherheiten in der Abwehr, die wohl auf mangelnder Erfahrung beruhen. Dass ihm die Zukunft in einem großen Team und auch der A-Nationalmannschaft gehören könnte, steht außer Frage, wenn, ja wenn nicht so viele andere Spieler ebenfalls um die beiden Plätze in der Innenverteidigung kämpfen würden.

    11. Robert Huth: Nun ja, als technisch beschlagen gilt Huth nicht. Dennoch: Der Berliner, der seit Jahren sein Geld in England verdient, absolvierte in der letzten Spielzeit bei Stoke City 3111 Premier-League-Minuten. Dabei gelangen ihm sechs Tore und drei Vorlagen - keine schlechte Bilanz für einen Innenverteidiger. Für Löw spielt der Mann, der bereits 19 Spiele zwischen 2004 und 2009 für die deutsche Nationalmannschaft absolvierte, aber wohl keine Rolle. Der Vertikalpass ist eben nicht Huths Stärke. Ob diese Passvariante allerdings in Per Mertesackers Repertoire gehört, darf ebenfalls bezweifelt werden. Und Merte muss nun erstmal schauen, ob er die 3111 Einsatzminuten von Huth bei Arsenal London toppen kann.

    12. Bastian Oczipka: Bayer Leverkusen sammelt Talente. Eines davon ist der 22-Jährige Oczipka. Beim FC St. Pauli hat der Linksverteidiger 36 Spiele absolviert. Sehr ansprechende Leistungen waren dabei. Doch es kamen auch Verletzungen. Bei Leverkusen ist der 22-Jährige, der noch bis Ende September wegen eines Knöchelbruchs ausfiel, noch nicht zum Zug. Er will jedoch angreifen und dem 26-jährigen Michal Kadlec Konkurrenz über die linke Seite machen. Für die Nationalmannschaft dürfte es trotzdem schwierig werden, denn Philipp Lahm, Dennis Aogo und Marcel Schmelzer sind schon wesentlich weiter.

    13. Julian Koch: Der 20-Jährige ist vom Kicker zum besten Defensiv-Spieler der Hinserie der Zweiten Liga in der letzten Saison gewählt worden. Eine etwas schwierige Aussage, die aber deutlich macht, welche Qualität Koch besitzt. Dumm für den jungen Abwehrmann, der damals von Borussia Dortmund an den MSV Duisburg ausgeliehen war, ist allerdings die Rückrunde gelaufen. Er verletzte sich so schwer, dass ihm sogar eine Amputation des rechten Unterschenkels drohte. Dieses Horrorszenario ist abgewendet. Bis März 2012 ist Koch allerdings immer noch außer Gefecht. Schafft er die Rückkehr in den Profi-Fußball wieder, dann ist er spätestens 2014 auf der rechten Außenbahn eine ernst zu nehmende Alternative.

    Lesen Sie am Samstag im vierten Teil der Serie, wie Jogi Löw bei der Auswahl seiner Torhüter zu beneiden ist.

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