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Serie zur Nationalmannschaft: Es herrscht kein Fachkräftemangel in der Nationalelf (Teil 2)

Serie zur Nationalmannschaft

Es herrscht kein Fachkräftemangel in der Nationalelf (Teil 2)

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    Lewis Holtby zeigt bei der U21 als Kapitän gute Leistungen. Bei Schalke 04 ist er noch nicht so dominant.
    Lewis Holtby zeigt bei der U21 als Kapitän gute Leistungen. Bei Schalke 04 ist er noch nicht so dominant. Foto: dpa

    Es war eine beeindruckende EM-Qualifikation, die die deutsche Nationalmannschaft absolvierte. Viele Experten im In- und Ausland sprechen nach den zehn Siege in zehn Spielen von der besten deutschen Mannschaft aller Zeiten. Sogar das Team um Franz Beckenbauer und Günter Netzer von 1972 soll im Schatten der jungen deutschen Elf um Mesut Özil stehen.

    Für den Angriff in der deutschen Elf gibt es außer den arrivierten Kräften um Mario Gomez und Miroslav Klose noch einige Perspektiven. Im Mittelfeld herrscht sogar ein Überangebot an qualitativ hochwertigen Spielern, die die deutsche Elf im Hinblick auf die nächsten internationalen Turniere tatkräftig unterstützen könnten.

    Im zweiten Teil der Serie geht es also um die Mittelfeld-Spieler, die mit Perspektive auf die Zukunft noch Einsatzmöglichkeiten in der deutschen Nationalmannschaft haben könnten:

    1. Ilkay Gündogan: Der 20-Jährige hat Borussia Dortmund viel Geld gekostet. Ihm wird außerordentliches Talent im Mittelfeld zugeschrieben. Noch muss er mit diesen Lorbeeren lernen umzugehen. Noch ist er nicht so selbstbewusst, dass er ein Spiel wie Nuri Sahin - mit dem er stets verglichen wird - an sich reißen kann. Doch Jogi Löw hält viel von Gündogan. Deswegen debütierte er auch gegen Belgien, um ihm die Wertschätzung, die er verdient, entgegen zu bringen. Schafft Gündogan den nächsten Schritt unter Jürgen Klopp, könnte er noch in den Kader bei der EM 2012 rutschen. Dass Klopp in seinen 20-Jährigen Vertrauen hat, ist sowieso klar.

    2. Marco Reus: Der Turbo-Mann ist Borussia Mönchengladbachs Go-to-Guy, wie man es beim Basketball sagen würde. Alles läuft über ihn, er ist das Aushängeschild des Vereins. Und Reus ist erst 22 Jahre. Dass er auch bei Jogi Löw im Fokus steht, zeigen die endlosen Nominierungen, die Reus zumeist wegen einer Verletzung absagen musste. Gegen die Türkei und Belgien stand er nun erstmals auf dem Feld. Doch irgendwie ist Reus trotz seiner Klasse überflüssig im deutschen Team. Er darf wohl nur auf einen Einsatz hoffen, wenn Mario Götze oder André Schürrle vor der EM 2012 eine schwere Verletzung erleiden. Natürlich ist er auch als Backup möglich.

    3. Sven Bender: In Dortmund ist der Staubsauger vor der Abwehr kaum wegzudenken. In der Meistersaison war er überragend im Zusammenspiel mit Nuri Sahin. "Manni" ist 22 Jahre. Er hat das Potential, eine ganz große Karriere zu machen. Doch momentan fehlt ihm noch die letzte Reputation, um Spieler wie Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger oder auch Toni Kroos aus der Mannschaft zu verdrängen. Es ist beruhigend, dass Deutschland solche Spieler wie ihn in der Hinterhand hat.

    4. Lars Bender: Er ist der Zwilling. Er spielt bei Bayer Leverkusen und übernimmt immer mehr die Verantwortung im Mittelfeld. Lars ist noch nicht so dominant wie sein Bruder vom BVB. Doch qualitativ fällt er hinter Sven nicht ab. Zeigte mit einem schönen Tor gegen den KRC Genk in der Champions League, dass er einen formidablen Schuss hat. Auch bei ihm lässt sich der Satz wiederholen: Es ist beruhigend, dass Deutschland solche Spieler wie ihn in der Hinterhand hat.

    5. Lewis Holtby: Beim FSV Mainz gehörte Holtby noch zu den Bruchweg Boys, die die Liga mit ihrer unbekümmerten Spielweise in der letzten Saison verzückten. Beim FC Schalke 04 hat er seine Qualitäten noch nicht ausspielen können. In der U21 zeigt Kapitän Holtby jedoch konstant hervorragende Leistungen. Der 21-Jährige hat auf jeden Fall das Potential, sich in der deutschen Nationalmannschaft durchzusetzen, auch wenn auf seiner Stammposition Mesut Özil spielt. Ob es für den jungen Schalker schon bei der EM 2012 in den Kader reicht, wird die Leistung in dieser Bundesliga-Saison entscheiden.

    6. Sidney Sam: Beim HSV wurde er unterschätzt, beim 1. FC Kaiserlautern avancierte er zu den besten Spielern der Liga. Auch bei Bayer Leverkusen zeigte der 23-Jährige gute Spiele. Ihm fehlt noch etwas die Konstanz, arbeitet Sam aber in dieser Manier weiter, könnte er auf den bestehenden Kader der Nationalmannschaft großen Druck machen. Der gebürtige Kieler ist ein Mann, der mit seiner Schnelligkeit alle Abwehrreihen der Welt in Verlegenheit bringen kann. Zudem hat er einen guten Schuss.

    7. Moritz Leitner: Er stammt aus der Jugend des TSV 1860 München. In der Winterpause wechselte er zu Borussia Dortmund und spielte dann auf Leihbasis in der Zweiten Liga für den FC Augsburg. Welche Impulse der begnadete Techniker ins Offensivspiel des FCA brachte, zeigt sich, seit er wieder zurück beim Meister ist und damit den Augsburgern an allen Ecken fehlt. Der 18-Jährige hat extremes Potential, wenn er noch etwas robuster zu Werke geht und nicht sooft sinnlos bei jeder kleinen Berührung hinfällt. Sollte das Dortmunder Mittelfeld um Sebastian Kehl seine Chancen nicht nutzen, könnte die große Stunde von Leitner in dieser Saison noch schlagen. Ob sich Jogi Löw allerdings für die EM 2012 einen solchen Jüngling ins Team holt, darf bezweifelt werden.

    8. Marcel Risse: Der gebürtige Kölner spielt momentan für den FSV Mainz 05. Nach dem Weggang von André Schürrle und Lewis Holtby lastet auf dem 21-Jährigen mehr Verantwortung als in der letzten Saison. Trotz der schlechten Mainzer Serie zeigt Risse gute Ansätze. Sollte er diesen Weg weitergehen, dann könnte er auch irgendwann auf dem Zettel als Debütant bei Jogi Löw zu finden sein. In der U21 spielt Risse bereits.

    9. Kevin Großkreutz: Der Dortmunder ist der Sinnbegriff für den Kampf des BVB. Er ist die Identifikationsfigur der Westfalen. Er ist Borussia Dortmund. In dieser Saison hängt der Mann, der über die linke Seite kommt, noch etwas durch. Er ist nach der überragenden Meistersaison außer Form. In der letzten Saison spielte er bereits bei Jogi Löw vor. Ob er sich in dieser Saison aber wieder fängt, bleibt abzuwarten. Der Druck auf ihn in der eigenen Mannschaft wird auch durch Spieler wie Ivan Perisic größer. Etabliert er sich wieder als ausnahmsloser Stammspieler unter Jürgen Klopp, könnte ihn der Weg auch noch zur EM 2012 führen. Denn Kämpfer braucht das Team Löw bei all den filigranen Technikern mehr denn je.

    10. Julian Draxler: Er ist erst 18 Jahre alt, aber soll nach dem Weggang von Manuel Neuer bei Schalke 04 das neue Gesicht des Vereins werden. Ob er diese Schuhe schon anziehen kann, bleibt abzuwarten. Dass er das Potential hat, auf den Spuren von Mario Götze zu wandeln, bestätigten bisher alle Trainer, die ihn bei Schalke im letzten halben Jahr trainierten - und das waren mit Felix Magath, Ralf Rangnick und nun Huub Stevens einige. Doch für Draxler, der in einer harmonierenden Schalker Mannschaft auftrumpfen könnte, kommt die Euro 2012 wohl auch noch etwas früh. Für die WM 2014 wird Draxler wohl jedoch eine gewichtige Rolle spielen.

    11. Alexander Baumjohann: Zu Gladbacher Zeiten war der 24-Jährige noch die Hoffnung des deutschen Fußballs. Hätte er wie Reus nicht frühzeitig den Verein verlassen, wäre es wohl mit seiner Karriere noch steiler nach oben gegangen. Der Wechsel zum FC Bayern schadete ihm, bei Schalke 04 fand er nie wieder zu seiner Form zurück. Über einzelne gute Spiele verfügte er dennoch. Doch das ist zu wenig, um gegen die starke Konkurrenz im Mittelfeld zu bestehen. Schafft Baumjohann sein Talent konstant auf den Platz zu bringen, wird es Jogi Löw schwer fallen, ihn nicht für die Nationalmannschaft zu nominieren.

    12. Konstantin Rausch: Der 21-Jährige ist der Dauerbrenner bei Hannover 96. Er verkörpert Qualität gepaart mit Einsatzwillen. Machte unter Mirko Slomka vor allem in der letzten Saison einen Quantensprung. Hat das Selbstvertrauen, international zu überzeugen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann Rausch einen Anruf von Jogi Löw erhält. Denn der Vorteil des Mittelfeldspielers der 96er ist, dass er auch hinten spielen kann.

    13. Manuel Schmiedebach: Er ist eher unbekannt und dennoch so wichtig für das Hannoveraner Spiel. Der 22-Jährige kann im Mittelfeld alles spielen und sogar die rechte Außenverteidigerposition besetzen. Davon hat die Nationalmannschaft wahrlich noch nicht genug. Deswegen könnte es durchaus sein, dass Löw Schmiedebach als Hasen aus dem Hut zieht, sollte der 96er eine gute Saison spielen.

    Das ist die Deutsche Nationalmannschaft

    Gründung: Der Deutsche Fußballbund entstand am 28. Januar 1900.

    Farben: Weiße Trikots und schwarze Hosen. Auswärts auch ganz schwarz oder rot.

    Trainer: Joachim Löw (seit 2006), Co-Trainer Hans-Dieter Flick.

    Kapitän: Philipp Lahm.

    Rekordtorschütze: Gerd Müller mit 68 Toren in 62 Einsätzen.

    Rekordspieler: Lothar Matthäus mit 150 Spielen.

    Aktueller FIFA-Rang: Platz drei hinter Spanien und Holland.

    Endrundenteilnahmen bei Weltmeisterschaften: 17 (erste Teilnahme 1954 in der Schweiz).

    Erfolge bei einer WM: Sieger 1954 in der Schweiz, 1974 in Deutschland, 1990 in Italien. Vize-Weltmeister 1966 in England, 1982 in Spanien, 1986 in Mexiko und 2002 in Japan und Südkorea. Dritter Platz 1970 in Mexiko, 2006 in Deutschland und 2010 in Südafrika.

    Endrundenteilnahmen bei Europameisterschaften: 10 (Erste Teilnahme 1972 in Deutschland).

    Erfolge bei einer EM: Sieger 1972 in Belgien, 1980 in Italien und 1996 in England. Vize-Meister 1976 in Jugoslawien, 1992 in Schweden und 2008 in Österreich/Schweiz.

    Rangliste mit den meisten EM-Spielen: Thomas Häßler und Jürgen Klinsmann mit je 13 Spielen.

    Meiste Spiele in Folge: Franz Beckenbauer mit 60 Einsätzen in Serie.

    Meiste Spiele als Kapitän: 1. Platz: Lothar Matthäus mit 75 Partien. 2. Platz: Michael Ballack mit 55 Partien.

    Rekordtorhüter: Sepp Maier mit 95 Spielen, Oliver Kahn mit 86 Spielen, Harald Schumacher mit 76 Spielen.

    Ehrenspielführer der Deutschen Nationalmannschaft: Fritz Walter, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer, Lothar Matthäus.

    Erfolgreiche Bundestrainer: Otto Nerz, Sepp Herberger, Helmut Schön, Jupp Derwall, Franz Beckenbauer, Berti Vogts, Rudi Völler, Jürgen Klinsmann, Joachim Löw.

    Erstes Länderspiel: Am 5. April 1908 spielte das Deutsche Reich gegen die Schweiz in Basel. Es verlor mit 3:5.

    Höchster Sieg: Am 1. Juli 1912 spielte das Deutsche Reich gegen Russland in Solna, Schweden. Mit 16:0 gewann die deutsche Mannschaft dieses Spiel.

    Höchste Niederlage: Am 13. März 1909 verlor das Deutsche Reich gegen England mit 0:9 in Oxford.

    14. Jan Schlaudraff: Was wurde über ihn schon alles geschrieben. Vergeudetes Talent, hoffnungsloser Profi, und so weiter. Doch schon in der letzten Saison bewies Schlaudraff, dass er nicht nur der Playboy mit den schnellen Autos neben dem Platz ist, sondern ein klasse Fußballer sein kann, solange seine Knochen halten. Schlaudraff hatte mit dem Wechsel zu Bayern München einen steilen Aufstieg in seiner Karriere, doch viele Verletzungen warfen ihn zurück. Bei Hannover 96 stand er ebenfalls vor dem Aus. Doch er kämpfte sich zurück und gehört nun zu den wichtigsten Spielern der 96er. In dieser Form ist er auch eine Wahl für die Nationalmannschaft, für die er bereits im Jahr 2006 debütierte. Vielleicht braucht man ja schon zur EM 2012 kurzfristig einen genialen Offensivmann, dann wäre der 28-Jährige mit seiner Erfahrung genau der Richtige.

    15. Sebastian Rudy: Der Wechsel vom VfB Stuttgart zur TSG Hoffenheim hat dem 21-Jährigen Profil verliehen. Bei den Stuttgartern war er nur das Eigengewächs. Doch unter Stanislawski kommt dem Defensivmann auch eine große Rolle in der Mannschaft zu. Acht Spiele absolvierte er in dieser Saison, erst einmal wurde er ausgewechselt; und das in seinem Alter. Dass er für die Nationalmannschaft in Frage kommt, zeigte ihm auch Jogi Löw, der Rudy im Juni 2011 gegen Aserbaidschan nachnominierte. Zum Einsatz kam er allerdings nicht. Für die EM 2012 könnte er allerdings vielleicht die Position von Christian Träsch einnehmen.

    16. Patrick Ebert: Er ist ebenfalls ein ewiges Talent. Zwischen Weltklasse und Kreisklasse schwanken seine Leistungen. Auch außerhalb des Platzes war Ebert nicht immer ein Engel. Zusammen mit Kevin-Prince Boateng geisterte er wochenlang durch den Boulevard. In dieser Saison scheint sich Ebert gefangen zu haben. Er besticht mit sehr guten Leistungen beim Aufsteiger Hertha BSC Berlin. Ebert bekommt das Vertrauen von Markus Babbel. Gelingt es dem 24-Jährigen, seine Leistungen konstant zu halten, dann ist ihm der Sprung ins Nationalteam zu gönnen. Denn die Qualität dafür hat Ebert sicher.

    17. Marko Marin: Er hat in dieser Saison schon drei Vorlagen gegeben. Seine Qualitäten stehen außer Frage, spielte er doch schon 15 Mal für Deutschland. In der letzten Saison fiel der 22-Jährige fiel zusammen mit seinem Klub Werder Bremen in ein Loch. Außerdem hängt ihm an, dass er sich im Strafraum zu schnell auf den Boden legt und zu wenig Auge für die Mitspieler hat. Marin ist jung, er hat viel Potential. Wenn Bremen in der Liga eine gute Rolle spielt, wird er mit seiner Klasse entscheidenden Anteil daran haben. Deswegen könnte er sich vor der EM 2012 noch für ein Engagement bei Jogi Löw empfehlen.

    Im dritten Teil der Serie lesen Sie, welche Perspektivspieler Jogi Löw in der Verteidigung zur Verfügung stehen.

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