Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Serie "Schwarze Schafe": Tennis-Star John McEnroe: Heißsporn ohne Hemmungen

Serie "Schwarze Schafe"

Tennis-Star John McEnroe: Heißsporn ohne Hemmungen

    • |
    Wenn die Wut zu groß wurde, biss John McEnroe auch mal in den Ball.
    Wenn die Wut zu groß wurde, biss John McEnroe auch mal in den Ball. Foto: dpa

    Es ist nicht überliefert, wie viele Tennisschläger in der Karriere von John McEnroe zu Bruch gegangen sind. Man darf annehmen, dass es eine gehörige Anzahl gewesen sein dürfte. Denn gefühlt hat der Tennisprofi in jedem Match, das nicht nach seinen Vorstellungen verlief, voller Zorn sein Racket zertrümmert. Und nebenbei gern den Schiedsrichter beleidigt, die Balljungen und wer ihm sonst noch so in die Quere kam.

    Während seiner zweifelsohne respektablen Karriere bekam der begnadete wie cholerische Tennisspieler seine Wutattacken nie so richtig in den Griff. Weshalb weniger seine sportlichen Erfolge als mehr seine lautstarken Spektakel auf dem Platz in Erinnerungen geblieben sind.

    Dabei prägte der US-Amerikaner den Tennissport in den frühen 80er Jahren wie kein anderer. 1984 wurde zu seinem großen Jahr. Unter den 13 Turniersiegen waren der Gewinn von Wimbledon, der US Open und des Masters. Insgesamt gehen sieben Grand-Slam-Titel auf sein Konto, 170 Wochen war McEnroe die Nummer eins der Weltrangliste. Auf Rasen und Hartplätzen war er eine Klasse für sich. Auf Sand hatte der Amerikaner, der sportlich wie privat nur das Angriffsspiel kannte, jedoch seine Probleme. Ein ums andere Mal scheiterte er bei den French Open, weil er auf Sand seine Stärken nicht optimal ausspielen konnte – das Vorpreschen ans Netz und die hart platzierten Volleys aus dem nur leicht zuckenden Handgelenk.

    Empörte Schreie, johlender Applaus

    Lief das Spiel gegen ihn, konnte McEnroe richtig ungemütlich werden – sehr zur Freude des Publikums, das die emotionalen Ausbrüche geradezu erwartete. Und seine Fans wurden selten enttäuscht. Johlenden Applaus gab es regelmäßig für seinen empörten Schrei „You cannot be serious!“ (Das kann nicht dein Ernst sein!“), den er jedem entgegenschleuderte, der ihm einen Punkt aberkannte.

    Immer wieder diskutierte John McEnroe bei seinen Turniereinsätzen mit den Schiedsrichtern.
    Immer wieder diskutierte John McEnroe bei seinen Turniereinsätzen mit den Schiedsrichtern. Foto: dpa

    Seinen legendärsten Aussetzer leistete sich John McEnroe gegen Ende seiner Karriere. 1994 im Achtelfinale der Australian Open wurde er als zweiter Spieler der Geschichte bei einem Grand-Slam-Turnier disqualifiziert. Drei Verwarnungen brachten das Aus: Erst hatte McEnroe eine Linienrichterin wegen einer aus seiner Sicht falschen Entscheidung beschimpft, dann brachte ihn ein schreiendes Baby aus der Fassung. Als er nach einer verzogenen Vorhand wieder einmal seinen Schläger zerbrach, kassierte er seine zweite Verwarnung in diesem Match. Doch McEnroe sah weiteren Diskussionsbedarf und bedachte den Oberschiedsrichter mit einer nicht jugendfreien Schimpftirade. Danach hatten die Richter endgültig genug. Sie disqualifizierten den Heißsporn auf dem Platz und werteten das Match zugunsten seines Gegners, den Schweden Mikael Pernfors. Nachträglich gestand McEnroe, dass er gedacht habe, er würde erst bei der vierten Verwarnung disqualifiziert. Sonst hätte er sich wohl ein wenig zurückgehalten. Doch ihm war entgangen, dass sich die Regeln geändert hatten.

    Wutanfälle brachten "Big Mac" Werbeeinnahmen

    In einem Anflug später Reue sagte der heute 61-jährige McEnroe nach dem Ende seiner Karriere einmal mit Blick auf sein eigenwilliges Verhalten: „Ich möchte in Erinnerung bleiben als großer Spieler, aber ich denke, ich werde für viele immer der Spieler sein, der wütend wurde auf dem Platz.“ Doch gerade davon profitierte „Big Mac“, so sein Spitzname, nach seiner Karriere in Form von Werbe- und Filmaufnahmen. Er, der gerade wegen seiner explosiven Mischung aus Genie und Wahnsinn vom Publikum so geliebt und als Kultfigur des weißen Sports verehrt worden war.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Wie Eric Cantona versuchte, sich in die Herzen der Fans zu tretenFußball-Badboy Vinnie Jones: Sie nannten ihn "Die Axt"Geisterläufer Johann Mühlegg: GnadeFußball-Badboy Vinnie Jones: Sie nannten ihn "Die Axt"Geisterläufer Johann Mühlegg: Gnade, Doping und Verschwörung Wir wollen wissen,Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden