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Serie "Schwarze Schafe": Der Abstieg von Marion Jones: Von der Sprintbahn ins Gefängnis

Serie "Schwarze Schafe"

Der Abstieg von Marion Jones: Von der Sprintbahn ins Gefängnis

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    Der Verdacht, dass mit diesen Muskeln etwas nicht stimmt, kam schon früh auf. 2006 wurde Marion Jones positiv auf das Blutdopingmittel EPO getestet.
    Der Verdacht, dass mit diesen Muskeln etwas nicht stimmt, kam schon früh auf. 2006 wurde Marion Jones positiv auf das Blutdopingmittel EPO getestet. Foto: dpa

    Der Sommer 2000 verlief für Marion Jones wie im Traum: Bei dem Olympischen Spielen in Sydney war keine schneller als die US-Amerikanerin. Drei Goldmedaillen im Sprint holte sich Jones, dazu gab es noch einmal Bronze im Weitsprung und in der Sprintstaffel. Die 25-Jährige war der Star der Spiele und sicherte sich einen Platz in den Geschichtsbüchern des Sports.

    Ihre Geschichte schien aus einem Märchen zu stammen: Vier Jahre zuvor hatte Marion Jones noch professionell Basketball gespielt und sich erst nach einer Verletzung der Leichtathletik zugewandt. Im Sommer 2000 schien es unmöglich zu sein, Jones auf der Sprintstrecke zu schlagen. Die Gazettó dello Sport kürte sie sogar zur Weltsportlerin des Jahres. Dass diese Karriere gerade einmal acht Jahre später in einem texanischen Frauengefängnis ihr endgültiges Ende finden würde, schien angesichts des Olympia-Rausches unvorstellbar.

    Gerüchte um Doping begleiteten Sprint-Star Marion Jones jahrelang

    Und doch dauerte es nicht lange, bis sich in die Jubelarien die ersten Misstöne mischten. Immer wieder kam der Verdacht auf, dass die Muskelberge in den Beinen in der Sprinterin nicht auf natürlichem Wege zustande gekommen sind. Jones damaliger Ehemann, der Kugelstoßer Cotrell Hunter, war wegen Dopings von den Olympischen Spielen 2000 ausgeschlossen worden.

    Bei Olympia 2004 begann zunächst ihr sportlicher Stern zu sinken, bevor die Gerüchte um Doping konkreter wurden und Jones allmählich zur persona non grata wurde. Die sportlichen Erfolge blieben aus, die Sprinterin wurde nur noch bei ausgewählten Meetings und nicht mehr bei offiziellen Wettkämpfen zugelassen.

    Während Jones erfolglos um Titel und Medaillen lief, bekamen die Doping-Fahnder im Hintergrund immer deutlichere Hinweise auf die Machenschaften Jones. Als im Juni 2006 eine Doping-Probe positiv auf EPO anschlug, schien die Karriere des einstigen Glamour-Girls zu Ende zu sein. Weil die B-Probe negativ war, galt sie offiziell als unschuldig.

    Im Oktober 2007 muss Marion Jones für sechs Monate ins Gefängnis

    Die Bombe platzte schließlich im Oktober 2007: Im Rahmen eines Gerichtsverfahrens räumte Jones ein, von ihrem Trainer Trevor Graham mit Doping versorgt worden zu sein und über Jahre betrogen zu haben. Auch der Märchensommer 2000 hatte auf einer Lüge basiert: Sie gab zu, während Olympia in Sydney gedopt gewesen zu sein. Unter Tränen kündigte Jones an, ihre Medaillen zurückzugeben – ein Schritt, der ihr wenig später vom Leichtathletik-Weltverband abgenommen wurde.

    Der sperrte die Amerikanerin und forderte nicht nur alle Medaillen, sondern auch alle gezahlten Preisgelder zurück. Jones, die einen Großteil des Geldes für Anwaltskosten aufgewandt hatte, war ab diesem Zeitpunkt praktisch pleite. Wie die LA Times berichtete, waren der einstigen Olympiasiegerin damals nur 2000 Dollar Bargeld geblieben.

    Auch juristisch hatte die Doping-Beichte für sie Folgen: Weil Jones zuvor zweimal unter Eid ausgesagt hatte, nicht mit dem Mittel THG in Berührung gekommen zu sein, wurde sie zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Als sie im September 2008 aus der Haft entlassen wurde, kündigte der bis ins Bodenlose gefallene ehemalige Sportstar den Rückzug ins Private an. 2010 wagte Jones einen Comebackversuch im Basketball. Er blieb kurz und erfolglos: Nach einem Jahr trennte sich ihr Klub von Jones.

    Im Auftrag der US-Botschaft reiste Marion Jones 2012 durch die USA

    Heute gibt sich Jones als geläutert. 2012 reiste sie im Auftrag der US-amerikanischen Regierung durchs Land, um ihre Geschichte Jugendlichen zu erzählen und vor ihren eigenen Fehlern zu warnen. Beschönigen wolle sie nichts,. sagte Jones damals: „Ich sage ihnen, wie es gewesen ist, welche Fehler ich gemacht habe und wie ich es geschafft habe, sie hinter mir zu lassen.“ Zu erzählen hat Marion Jones tatsächlich eine Menge.

    Dieser Artikel ist Teil der Serie "Schwarze Schafe des Sports". Sie erscheint in loser Abfolge.

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