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Frauen-Tennis reißt aktuell nur wenig mit

Tilmann Mehl
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    Serena Williams muss sich weiterhin gedulden, bis sie ihren 24. Grand-Slam-Triumph feiert.
    Serena Williams muss sich weiterhin gedulden, bis sie ihren 24. Grand-Slam-Triumph feiert. Foto: Adam Davy/PA Wire, dpa

    Was sagt so ein Rekord schon über seinen Halter oder seine Halterin aus? Usain Bolt, klar, ist der schnellste Mann der Welt. Aller Zeiten. Unwahrscheinlich, dass einer unserer Urahnen auf der Flucht vor dem Säbelzahntiger flinker unterwegs war. Selbst wenn: Mit moderner Zeitmessung waren die Jäger und Sammler nicht vertraut. Möglicherweise benötigt irgendwann irgendwer irgendwie für 100 Meter weniger Zeit. Bis dahin: 9,58 Sekunden.

    Andere Bestmarken aber dienen nur bedingt für ein Techtelmechtel mit der Geschichte. Margaret Court beispielsweise war sicherlich eine begnadete Tennisspielerin. Aber die Beste aller Zeiten? Als Indiz dafür dienen die 24 Grand-Slam-Titel, die sie gewonnen hat. Keiner Frau gelangen mehr (übrigens: auch keinem Mann). Aber war nicht vielleicht Stefanie Graf doch stärker? Oder Serena Williams? Die hat 23 der begehrten Trophäen gesammelt – und damit eine mehr als Graf. Mit dem 24. Triumph aber mag es nicht klappen (auch im Wimbledon-Finale zuletzt nicht). Das macht sie zu keiner besseren oder schlechteren Spielerin.

    Martina Hingis hatte mit 18 Jahren bereits fünf Grand-Slams gewonnen. Dummerweise kam kein weiterer Erfolg dazu. Möglicherweise aber hätte sie Margaret Court vom Platz gefegt. Quervergleiche. Unfug. Wahrscheinlich hätte ein Säbelzahntiger auch Usain Bolt vernascht.

    Wimbledon: Wenige weibliche Spielerinnen mit Strahlkraft

    Aus dramaturgischer Sicht kann das Warten der Serena Williams gar nicht lange genug dauern. Ansonsten nämlich besticht das Frauen-Tennis nicht durch allzu viel Darstellerinnen mit Strahlkraft.

    Davon unterscheiden sich die Männer deutlich. Mit Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer treten drei der spektakulärsten Spieler aller Zeiten gleichzeitig gegeneinander an. Ob einer von ihnen der Beste seit Erfindung des Filzballs ist? Vollkommen egal.

    Sie sorgen für Unterhaltung. Sollen sie bitte noch auf Jahre hinweg die Siege in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York unter sich ausmachen. Wer am Ende der Epoche am meisten Grand-Slam-Turniere gewonnen haben wird: Es ist nicht vorherzusagen. Stoppen können sie sich nur selbst. Säbelzahntiger sind ausgestorben.

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