Paul Biedermanns Vorlauf-Aus hat den anderen deutschen Beckenschwimmern keinen Schock versetzt. Die verpasste Medaille des Weltrekordlers über 400 Meter Freistil war der einzige Wermutstropfen des ersten Wettkampftages bei der Heim-EM im Berliner Velodrom.
Clemens Rapp vertritt Paul Biedermann würdig
Clemens Rapp vertrat Biedermann als respektabler Fünfter beim Überraschungssieg des Serben Velimir Stjepanovic. Alle sechs deutschen Halbfinalisten erreichten die Endläufe an diesem Dienstag, an dem sich Biedermann über seine Spezialstrecke 200 Meter rehabilitieren will.
Sieben Hundertstelsekunden fehlten dem 28-Jährigen als Vorlauf-Neunten zum Finale - das wäre allein mit einem besseren Anschlag locker möglich gewesen. So war Biedermann nur Dritter seines Vorlaufs und konnte nicht unbedingt damit rechnen, dass daraufhin gleich fünf Schwimmer schneller waren.
"Was heißt klassisch verzockt, ich wusste nicht, was kann ich abrufen nach der Krankheit", sagte Biedermann nach seiner mehrwöchigen Trainingspause gegenüber der ARD.
Mehr lachende als weinende Gesichter
"Wir hatten im Athletenbereich mehr lachende als traurige Gesichter. Dann ist der Paul in dem Moment einer vom Team, einer von vielen. Platz neun ist auch keine absolute Katastrophe", hatte Chef-Bundestrainer Henning Lambertz bereits am Vormittag negative Auswirkungen auf die Stimmung im Team verneint.
Clemens Rapp war "hochzufrieden mit dem fünften Platz. Ich bin in die Nähe meiner Bestzeit geschwommen, darauf kann man nächstes Jahr aufbauen", sagte der Heidelberger über seine 3:48,44 Minuten.
Die Flucht nach vorn war für den Serben Stjepanovic das richtige Rezept. Seinen immer mehr schmelzenden Vorsprung rettete der 21-Jährige frech ins Ziel. In starken 3:45,66 verbesserte Stjepanovic seine persönliche Bestzeit um zweieinhalb Sekunden. "Ich schwimme meine Rennen immer so", sagte er.
Alle sechs deutschen Halbfinalisten in den Endläufen
In den Halbfinals erreichten alle sechs gestarteten Deutschen die Endläufe am Dienstag. Über 100 Meter Rücken schlug Jan-Philip Glania in starken 54,09 Sekunden als Dritter beider Halbfinals an. Auch Christian Diener qualifizierte sich in persönlicher Bestzeit von 54,24 auf Platz fünf für den Endlauf.
"Das ist was Supergeiles rausgekommen", sagte der ehemalige Junioren-Weltmeister. Über 200 Meter Rücken kamen Europameisterin Jenny Mensing und Lisa Graf weiter. Mensing wurde in 2:10,26 Minuten Gesamt-Vierte, Graf erreichte in persönlicher Bestzeit von 2:10,29 Platz fünf.
Steffen Deibler als Drittschnellster ins Finale
Kurzbahn-Weltrekordler Steffen Deibler absolvierte das Halbfinale über 50 Meter Schmetterling in 23,41 Sekunden. Damit geht der Hamburger als Drittschnellster ins Finale am Dienstag. "Da muss noch was drin sein. Das Niveau ist nicht so wie erwartet, aber ich möchte schon noch einen Tick schneller schwimmen morgen", sagte Deibler.
An seinem 28. Geburtstag schwamm Hendrik Feldwehr in 1:01,00 Minuten als Halbfinal-Achter gerade noch so ins Finale über 100 Meter Brust. Feldwehr war nur eine Hundertstelsekunde schneller als der Neuntplatzierte: "Die Zeit ist natürlich völliger Schrott, da hatte ich mehr Glück als Verstand." Der Brite Adam Peaty verfehlte den fünf Jahre alten Europarekord nur um vier Hundertstelsekunden.
Weltmeisterin Katina Hosszu gewinnt ersten Titel
Ihren ersten von zehn möglichen Titeln gewann die Ungarin Katina Hosszu. Über 400 Meter Lagen lag die Vielstarterin lange auf Weltrekord-Kurs, brach dann aber ein.
In 4:31,03 Minuten lag die Weltmeisterin jedoch immer noch 2,10 Sekunden vor der Spanierin Mireia Belmonte. Bei den Freistil-Staffeln über 4 x 100 Meter gewannen Schwedens Frauen in 3:35,82 Minuten und Frankreichs Männer in 3,11:64 Minuten. Deutsche waren in beiden Rennen nicht am Start.
Marc Zeilhofer und Christian Kunz, dpa