Den vorläufigen negativen Höhepunkt der ausufernden Querelen lieferte nicht zum ersten Mal Weltmeister Jürgen Brähmer, dem nach seiner Verurteilung wegen Körperverletzung und Beleidigung eine neuerliche Gefängnisstrafe droht. Ungeachtet des Ungemachs demonstrierte Universum-Chef Klaus-Peter Kohl Gelassenheit und kündigte an: "Wir planen weiter mit Jürgen."
Allerdings muss der mit allen Wassern gewaschene Geschäftsmann zunächst einmal abwarten, was bei der Berufungsverhandlung herauskommt. Sowohl Brähmers Anwälte als auch die Staatsanwaltschaft werden gegen das Urteil von einem Jahr und vier Monaten Haft Berufung einlegen. Sollte die Seite des Weltmeisters ihren Kampf um einen Freispruch verlieren, hätte sich die sportliche Zukunft des einstigen "Jahrhunderttalents" ohnehin erledigt.
Aber selbst im anderen Fall würden Kohls Sorgen nicht kleiner werden. "Sobald das Urteil rechtskräftig ist, werden wir im ZDF über den Fall beraten und uns anschließend mit Brähmers Boxstall Universum Box-Promotion in Verbindung setzen", kündigte ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz an. Ein netter Small-Talk wird das mit Sicherheit nicht, zumal anders als im Fall Brähmer das Urteil in Bezug auf die viele Jahre währende Zusammenarbeit zwischen Universum und ZDF bereits gefallen scheint. Der Vertrag läuft am 31. Juli aus und soll nicht verlängert werden.
Dem Universum-Stall gingen somit die geschätzten Haupteinnahmen von pro Jahr 15 bis 20 Millionen Euro verloren. Ein Verlust, der nicht aufzufangen ist, da zahlungswillige Alternativen auf dem deutschen TV-Markt fehlen. Der Deal von Universum-Ableger Spotlight mit ProSieben scheiterte bereits, RTL konzentriert sich auf ausgewählte Events mit Highlight-Charakter wie mit den Klitschkos, die ARD plant weiter mit dem Universum-Konkurrenten Sauerland. Neue potenzielle Interessenten dürfte es angesichts der Übersättigung des Marktes kaum geben.
Faustkämpfer und Entertainer vom Kaliber Klitschko hat Universum momentan nicht zu bieten, zumal dem Stall auch noch Felix Sturm die Freundschaft gekündigt hat. Der momentan einzige deutsche Box- Weltmeister mit landesweitem Bekanntheitsgrad will seine Handschuhe nur noch für die eigene Börse schnüren. Sturm hat den Vertrag mit Universum gekündigt und eine Vereinbarung mit dem Vermarkter "Ufa- Sports" abgeschlossen, der ihm kolportierte 20 Millionen Euro einbringen soll.
Und eine Menge Ärger. Der Hamburger Stall hat postwendend angekündigt, sich gegen den seiner Meinung nach vorliegenden Vertragsbruch notfalls auch mit juristischen Mitteln zu wehren. Universum pocht auf die Gültigkeit eines bis 2012 gültigen Vertrags mit dem 30 Jahre alten Leverkusener. Der wiederum sieht sich seit dem 16. November vergangenen Jahres außerhalb der Pflicht.
Eine erste Feststellungsklage ist bereits anhängig, weitere juristische Auseinandersetzungen werden folgen. Sturm glaubt sich im Recht wie einst die Klitschko-Brüder. Die erstritten im November 2009 in einem jahrelangen Rechtsstreit um die Laufzeiten ihrer Verträge in letzter Instanz einen Sieg vor dem Bundesgerichtshof (BGH).