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Schweizer Gericht: Keine weiteren Pechstein-Rennen

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Schweizer Gericht: Keine weiteren Pechstein-Rennen

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    Schweizer Gericht: Keine weiteren Pechstein-Rennen
    Schweizer Gericht: Keine weiteren Pechstein-Rennen Foto: DPA

    Die zuständigen Juristen wiesen den entsprechenden Ergänzungs-Antrag der Schweizer Pechstein-Anwälte Lucien W. Valloni und Thilo Pachmann zurück. Die Richter gehen wohl davon aus, dass die Langstreckenspezialistin über 3000 Meter ihre geforderte Olympia-Chance erhalten hat.

    "Die 3000 Meter sind meine Hauptstrecke. Auf die habe ich mich fokussiert. Dass ich jetzt die 1500 Meter nicht laufen darf, bringt mich nicht aus dem Konzept", sagte die fünfmalige Olympiasiegerin in Salt Lake City. Pechstein steht nun vor dem wichtigsten Rennen ihrer Karriere. "Ich weiß nicht, was ich erwarten soll. Noch nie bin ich so kurz vor einem Wettkampf angereist. Ich bin extrem unsicher", sagte sie.

    Ihre Rivalinnen werden ihr mit Argwohn begegnen. Deutschlands oberster Sportfunktionär will aber nicht den Stab über die fünfmalige Olympiasiegerin brechen. "Ich glaube, es ist nicht nur eine Frage der Emotionen, sondern auch eine Frage der Pflicht, dass man Athleten - in diesem Falle als DOSB-Präsident - dann nicht einfach wie eine heiße Kartoffel fallen lässt", sagte Thomas Bach am Rande der IOC- Exekutivtagung in Lausanne.

    Im Utah Olympic Oval will die Berlinerin beim "Kaltstart" ohne einen vorhergehenden Wettkampf die Olympia-Norm knacken. Ein Unterfangen, dass gegen die komplette Weltspitze selbst nach Auffassung ihres Ex-Trainers Joachim Franke fast unmöglich scheint. Sollte sie Platz acht schaffen, ist der Olympia-Start aber noch lange nicht klar: Es bleibt äußerst fraglich, ob die Schweizer Richter die vom Sportgerichtshof CAS am 25. November bestätigte Zweijahressperre wieder aufheben.

    Bei der Eisschnelllauf-Olympiasiegerin gehe jetzt ein "große Karriere" zu Ende. Man müsse versuchen, "mit der Situation auch in der menschlichen Dimension" umzugehen, forderte Thomas Bach, der Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Der Dopingfall der erfolgreichsten deutschen Winter-Olympionikin beschäftigt ihn. "Das berührt einen natürlich emotional immer, das berührt mich auch in den Disziplinarkommissionen, wenn sie mit Doping zu tun haben und die innere Auflehnung dazu kommt."

    Bei ihrem ersten Training im Olympic Oval wehte Pechstein jedoch ein eisiger Wind vonseiten der Konkurrentinnen entgegen. "Ich bin überrascht, dass sie es wagt, hier überhaupt aufzutauchen", sagte die kanadische Cheftrainerin Ingrid Paul bissig im niederländischen Fernsehen NOS. "Alle werden sie total ignorieren", prophezeite die Niederländerin. Die ISU hingegen hat den ungewöhnlichen Start der gesperrten Athletin nach Anweisung des Gerichts akzeptiert. "Bis zur Berufungs-Entscheidung wird ihr Ergebnis von Salt Lake City ein vorläufiges sein. Wenn das Gericht Pechstein freispricht, bleibt es bestehen. Bestätigt das

    Thomas Bach wollte über das weitere Vorgehen im DOSB noch nicht spekulieren. "Jetzt warten wir erst ab. Sie läuft das Rennen, und dann wird man sehen, ob sie die Norm erreicht", meinte der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees. Erst dann müsse man weitere Schritte bedenken.

    Dass Pechstein beim Weltcup auf der Olympia-Bahn von 2002 aus öffentlichen Bundesmitteln finanziert wird, ist für Bach kein Problem. "Nein. Das ist die Entscheidung des Gerichts, das ja dieses Recht eingeräumt hat. Und wir sind alle gut beraten, Gerichtsentscheidungen zu akzeptieren", erklärte der Jurist aus Tauberbischofsheim. "Die Entscheidung bezieht sich einzig und ausschließlich auf diesen Weltcup in Salt Lake City". Zu weiteren Eilanträgen der Pechstein-Anwälte auf Wiederzulassung zum Training sowie weitere Wettkämpfe wie die EM in Hamar (8. bis 10. Januar) müssen bis 17. Dezember zunächst der Weltverband ISU, der Sportgerichtshof CAS sowie die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) ihre Statements beim Bundesgericht abgeben.

    Der Indizien-Beweis, vom CAS bei der Urteilsfindung als allein entscheidend angesehen, würde nach Ansicht von Bach auch nicht fallen, wenn das Schweizer Gericht das CAS-Urteil tatsächlich kippt. "Dafür gibt es bisher überhaupt keine Anzeichen. Wenn man die Entscheidung des Schweizer Bundesgerichtes liest, so wird deutlich, dass dort auf die Sache als solche überhaupt nicht eingegangen wird", meinte der promovierte Jurist. Der Fecht-Olympiasieger von 1976 hofft, dass die endgültige Entscheidung vor Vancouver fälle und man nicht mit einem "hängenden" Gerichtsfall Pechstein zu den Winterspielen nach Kanada fahren müsse. Die letzte Nominierungsrunde des DOSB ist bislang für den 22. Januar terminiert.

    In Gewissensnöte würde Bach auch als DOSB-Präsident und selbst als Chef der Berufungskammer des CAS nicht kommen. "Der Vorsitzende der Berufungskammer hat keine Fälle zu behandeln, sondern er ernennt Schiedsrichter oder dann vorläufige Maßnahmen. Ansonsten gilt bei solchen Fällen, dass sich niemand einmischt."

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