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Schwarze Schafe des Sports: Wie Kevin-Prince Boateng Michael Ballacks Karriere beendete

Schwarze Schafe des Sports

Wie Kevin-Prince Boateng Michael Ballacks Karriere beendete

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    Das personifizierte Durchsetzungsvermögen: Kevin-Prince Boateng.
    Das personifizierte Durchsetzungsvermögen: Kevin-Prince Boateng. Foto: Ion Alcoba Beitia, dpa

    Einen Kevin-Prince Boateng unter Kontrolle zu halten, haben etliche Trainer und Vereinschefs versucht. Letztlich sind sie allesamt gescheitert. Wenn überhaupt, kam Nico Kovac diesem Zustand nahe. Als er noch die Frankfurter Eintracht trainierte, fand er einen Zugang zum extrovertierten Alphatier. Der aggressive Anführer funktionierte, personifizierte Durchsetzungsvermögen und Siegeswillen und trug so zum DFB-Pokal-Triumph und zum Einzug in den Europapokal bei.

    Doch Boateng wäre nicht Boateng, wäre er länger als eine Spielzeit bei der Eintracht geblieben. Vor nicht einmal zwei Jahren verließ der 33-Jährige die Frankfurter, seitdem trug er die Trikots von US Sassuolo, FC Barcelona, AC Florenz und Besiktas Istanbul. Seit 2007 verbucht er 13 Profistationen und tourt reisefreudig durch Europa.

    Kevin-Prince Boateng foulte Michael Ballack schwer

    Boateng hat Ecken und Kanten und steht nicht im Verdacht, sich im Sinne eines Klubs zu verbiegen. Während Halbbruder Jerome Boateng sich im Laufe der Jahre zu einem Diplomaten mit langweiligen Aussagen und wenig Angriffsfläche entwickelt hat, schwamm Bad Guy „Prince“ stets gegen den Strom. Dass sein Image in Deutschland nachhaltig Schaden genommen hat, begründet sich vor allem in einem üblen Foul. Letztlich besiegelte eine Aktion Boatengs Michael Ballacks Ende in der Nationalmannschaft.

    Mai 2010. Das englische Pokalfinale zwischen Außenseiter FC Portsmouth und Favorit FC Chelsea. Eine gute halbe Stunde ist gespielt. Wie Kampfhähne sind Boateng und Ballack einige Male aufeinander losgegangen, verbale und körperliche Provokationen auf beiden Seiten. Dann der Tritt. Boateng trifft nicht den Ball, er springt Ballack mit voller Wucht aufs Sprunggelenk. Folge: Innenbandriss und Teilriss des Syndesmosebandes.

    In seinem Buch rechnet Kevin-Prince Boateng ab

    Im Nachgang der Partie wird Boateng sagen, es sei keine Absicht gewesen. Nur ein beliebiger Zweikampf, der in jedem Spiel etliche Male vorkomme. Glauben wird ihm niemand. Boateng entschuldigt sich, Reue indes zeigt er nie. Weder unmittelbar nach dem Spiel noch Jahre später. Stattdessen tritt er nochmals zu. Mit Worten.

    In seinem Buch „Ich, Prince Boateng“ mit dem Untertitel „Mein Leben. Mein Spiel. Meine Abrechnung.“ widmet sich der Profi nochmals seiner wohl berühmtesten Aktion. Und rühmt sich gar ein wenig dafür. Schließlich hätten sich deutsche Nationalspieler bei ihm gemeldet und sich für seine rüde Attacke bedankt. Boateng schreibt davon, wie schlecht Ballacks Ansehen zu jener Zeit in der Nationalmannschaft war. „Keinen freute es, dass er sich verletzt hat, mich am wenigsten, aber viele fanden ,ohne Ballack’ sogar die bessere Option.“

    Deutschland spielt ohne Ballack eine gute WM

    Die Verletzung hatte etwas Staatstragendes. In wenigen Wochen sollte Ballack die deutsche Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft in Südafrika anführen, nun verpasste der damalige Weltklassespieler sein letztes großes Turnier. Mehr noch. Weil das DFB-Team mit den damals aufstrebenden Özil, Khedira und Müller gegen England (4:1) oder Argentinien (4:0) begeisterte und als WM-Dritter zurückkehrte, fiel Ballacks Fehlen nicht ins Gewicht. Seine Karriere im Nationalteam war beendet, Ballack gab den Beleidigten. Boateng hingegen bestritt die WM und scheiterte mit Ghana erst im Viertelfinale nach Elfmeterschießen an Uruguay.

    Sein Foul wirkte dennoch nach. In den Tagen danach war er nicht mehr Täter, sondern Opfer. In seiner Biografie berichtet er von Anfeindungen, sogar Morddrohungen sollen ihn erreicht haben. „Ich bekam mehrere Briefe, in denen stand, dass man mich lynchen wolle. Da wurde eine Grenze überschritten.“

    Eine Aussprache zwischen Boateng und Ballack hat es nie gegeben. In einem Interview sagte der damalige Übeltäter einmal: „Es gibt nichts zu klären. Ballack ist mir nicht wichtig, ich bin ihm nicht wichtig.“

    Lesen Sie dazu weitere Artikel der Serie "Schwarze Schafe des Sports":

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