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Rotation: Der Guten zu viel

Rotation

Der Guten zu viel

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    München Der schlanke Kerl auf dem Pressepodium, der Mittwochnacht zur 1:2-Niederlage seines FC Valencia im ersten Champions-League-Spiel Stellung nahm, wirkte gefasst. „Ich bin ein bisschen enttäuscht, aber nicht niedergeschlagen“, beschrieb Valencias Trainer Mauricio Pellegrino seine Seelenlage. Der Argentinier hat schließlich schon bitterer gegen den FC Bayern verloren, als an diesem Abend. 2001 zum Beispiel, im Champions-League-Finale in Mailand, in dem Pellegrino als Spieler und letzter Schütze des

    Pellegrinos Münchner Pendant ist Bastian Schweinsteiger, der vor vier Monaten im Finale gegen Chelsea mit dem letzten Strafstoß nur den Pfosten getroffen hat. Der 28-Jährige gewann am Mittwoch das indirekte Duell der beiden tragischen Elfmeterschützen klar. Schweinsteiger erzielte nicht nur die Münchner Führung, sondern war auch wieder das kraftvoll schlagende Herz des Spiels.

    Jupp Heynckes lobte Schweinsteigers Aktionsradius. Darüber hinaus reagierte er auf den Formanstieg vergleichsweise kühl („Er hat noch Luft nach oben“). Der Trainer muss seine Worte zukünftig noch genauer abwägen, als sowieso schon. Er hat in den nächsten Wochen harte Entscheidungen zu treffen. Hat sich die Mannschaft vergangene Saison häufig von selbst aufgestellt, hat der 67-Jährige nun die Qual der Wahl. Gegen Valencia trat er die Flucht nach vorne an. Mandzukic, Müller, Shaqiri und Luiz Gustavo – Spieler, die in jedem Top-Team gesetzt wären – mussten ihren Platz für Ribéry, Robben, Martínez und Pizarro räumen.

    Am Samstag, beim Gastspiel auf Schalke, könnte die Bayern-Elf schon wieder ganz anders aussehen. Weil es bis Weihnachten mit Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal und Nationalelf nur noch englische Wochen gibt, hat Heynckes angekündigt, dass er die Rotation zum System erhebt. „Wer große Ziele hat, braucht einen solchen Kader“, zeigt Schweinsteiger Verständnis für die Wechsel. Allerdings ist der Nationalspieler bislang von der Rotation verschont geblieben.

    Glaubt man dem Trainer, dass häufig diejenigen pausieren müssen, die gerade ein besonders gutes Spiel absolviert haben, müsste in Gelsenkirchen Toni Kroos fehlen. Der 22-Jährige hat gegen Valencia endlich einmal wieder seine großen Möglichkeiten ausgeschöpft. Ein eleganter Zweikämpfer, mit überragender Schusstechnik, die er nach 76 Minuten zum 2:0 für die Bayern einsetzte. Die 68000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz-Arena fühlten sich gut unterhalten.

    Doch die Spanier, die den Gastgebern bis dahin mit ihrer glänzenden Organisation das Leben schwer gemacht hatten, selbst aber ohne klare Torchance geblieben waren, verkürzten in der Nachspielzeit durch den ehemaligen Bundesliga-Legionär (Dortmund, Bremen) Nelson Valdez auf 1:2.

    Es war der Auftakt einer turbulenten Schlussphase, in der Mandzukic einen an Robben verursachten Elfmeter verschoss. Wie schon beim 2:1-Sieg gegen Mainz war der lange Zeit souveräne Münchner Auftritt am Ende wieder eine Zitterpartie. „Valencia ist unangenehm zu spielen“, entschuldigte Heynckes den holperigen Schlussakt. Immerhin haben die Münchner mit dem Sieg den vermeintlich stärksten Konkurrenten um Platz eins in der Gruppe F hinter sich gelassen.

    Zu den Gewinnern beim FC Bayern zählte neben Schweinsteiger und Kroos auch Javier Martínez, obwohl der 40-Millionen-Mann von Athletic Bilbao seinen Platz nach 69 Minuten für Luiz Gustavo räumen musste. Was Martínez macht, hat Hand und Fuß. „Er hat intelligent gespielt“, lobte Schweinsteiger. Heynckes will ihm noch Eingewöhnungszeit einräumen. Das klingt nicht nach einem 90-Minuten-Einsatz auf Schalke.

    Heynckes’ Logik folgend darf sich Mandzukic größere Hoffnungen machen. Der Kroate hatte nach seiner Einwechslung nicht ins Spiel gefunden und den Elfmeter verschossen. Bedrängt wird Madzukic allerdings von Claudio Pizarro, dem vorher noch weniger gelungen war.

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