Nun hat es den TSV 1860 München tatsächlich erwischt. Nachdem die Löwen 13 Jahre lang ununterbrochen in der zweiten Liga gespielt haben, treten sie in der kommenden Saison wirklich in der dritten Liga an. Die Münchner zeigten im entscheidenden zweiten Relegationsspiel gegen den SSV Jahn Regensburg eine schwache Leistung und verloren vollkommen verdient mit 0:2.
Nach dem 1:1 im Hinspiel gegen den Tabellendritten der dritten Liga steht in der Summe der Abstieg. Mindestens ebenso erschreckend wie der Auftritt der Spieler war jener der Löwen-Fans. Die sorgten rund zehn Minuten vor dem Abpfiff für eine 15-minütige Spielunterbrechung. In der Nordkurve, dort, wo die größten Fans der Münchner stehen, rissen sie massiv am Zaun. Zuvor war nach Polizeiangaben erst ein Ballfangnetz angezündet worden, das verschmorte. Später zündeten die Fans auch Schals an.
Als die Polizei aufmarschierte, wurde eine Leuchtrakete samt Böller auf das Spielfeld geschossen. Selbst Löwen-Idol Daniel Bierofka, der in die Kurve ging, konnte die Lage kaum beruhigen. Immer wieder flogen Stangen und Sitze aufs Feld. Schiedsrichter Daniel Siebert beriet sich mit Funktionären und der Polizei. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, wurde die Partie schließlich fortgesetzt. Den Abstieg verhindern konnten die Münchner freilich nicht mehr.
Polizei nimmt zehn Löwen-Fans fest und ermittelt weiter
Zehn Beamte wurden leicht verletzt, die Polizei setzte Pfefferspray ein. Nun ermitteln die Behörden mit Hilfe von Videoaufnahmen wegen Sachbeschädigungen, gefährlicher Körperverletzungen und weiteren Straftaten. Schon vor dem Spiel hat es nach Angaben der Polizei eine erste Festnahme gegeben, nach dem Spiel wurden weitere Löwen-Fans festgenommen. Einer hatte laut Polizei einen Stuhl auf Beamte geworfen, anderen wird Beleidigung, Diebstahl und andere Straftaten vorgeworfen. Insgesamt nahmen die Polizisten zehn Personen festgenommen.
Gegen 21 Uhr versammelten sich rund 50 aufgebrachte Fans vor der Löwen-Geschäftsstelle, eine halbe Stunde später schoss ein alkoholisierter Anhänger des Vereins im Münchner Vorort Haar wohl aus Frust über den Abstieg mit einer Gaspistole auf einen Holzstoß. Wegen der Straftaten in der Fan-Szene hat die Münchner Polizei eine eigene Ermittlungsgruppe eingeleitet.
Regensburg war schlichtweg die bessere Mannschaft
Dabei sollte jener Gang in die Zweitklassigkeit vor 13 Jahren ja nicht mehr als ein Betriebsunfall sein. Schließlich hatte der TSV 1860 München zuvor zehn Jahre in der ersten Liga gespielt, zählte zum Inventar des Oberhauses. Die damals im Bau befindliche Allianz-Arena sollte Heimat für Löwen und den FC Bayern gleichermaßen sein. Heimisch wurde der TSV 1860 dort nie.
13 Jahre lang hofften die Fans zumindest zu Beginn der jeweiligen Saison auf den Aufstieg. Sie wurden jedes Mal enttäuscht. Niemals aber so bitter wie am Dienstag.
Von Beginn an waren die Regensburger die schlichtweg bessere Mannschaft. Kolja Pusch sorgte nach wundervoller Vorarbeit des vom FC Augsburg ausgeliehenen Erik Thommy nach einer halben Stunde für die Führung. Zehn Minuten später eröffnete sich Christian Gytkjaer unerwartet die Chance auf den Ausgleich. Der Däne scheiterte aber aus wenigen Metern an Keeper Philipp Pentke. Besser machte es Sekunden später Marc Lais auf der Gegenseite, der eine Flanke von Marcel Hofrath ins Tor köpfte (41.). Die Regensburger mussten aber in der zweiten Hälfte keine Sorgen haben, den Vorsprung noch zu verspielen. Absolut harmlos ergaben sich die Münchner ihrem Schicksal.
Wie geht es nun mit 1860 weiter?
Vollkommen offen ist nun, wie es beim TSV 1860 München weitergeht. Präsident Peter Casalette ist noch am Abend nach dem Spiel zurückgetreten, Geschäftsführer Ian Ayre reichte seine Kündigung schon vor der Partie ein - nach gerade einmal rund acht Wochen im Amt. Aus dem Kader besitzen nur wenige Akteure einen für die dritte Liga gültigen Vertrag. Trainer Vitor Pereira erklärte sein Projekt bei 1860 für "gescheitert", Fragen wollte er nicht beantworten. Durch den Abstieg der Profis steigt auch die zweite 1860-Mannschaft aus der Regionalliga in die Bayernliga ab, denn zwischen den beiden Teams muss eine Liga Abstand sein. Die U19, die U17 und die U16 des Klubs komplettieren einen Fünffachabstieg bei dem Münchner Verein.
Investor Hasan Ismaik hat zwar angekündigt, den Verein weiterhin finanziell zu unterstützen. Der Jordanier dürfte aber auf noch weitreichendere Befugnisse pochen, um den Verein nach seinem Willen auf sämtlichen Ebenen umzugestalten. Fraglich ist, wo die Münchner künftig ihre Heimspiele austragen. Die Allianz-Arena ist für die dritte Liga vollkommen überdimensioniert, zudem müssen Millionen Miete dafür an den FC Bayern gezahlt werden.
Der Abstieg ist besiegelt. Die Zukunft aber ist ungewiss. mit dpa und mase-