Um einen vierbeinigen Athleten wird in der Sporthistorie eher selten nachhaltig getrauert. Nur der Tod der legendären Springstute Halla von Hans Günther Winkler dürfte ähnliche Bestürzung hervorgerufen haben wie nun das Ableben des wohl berühmtesten, auf jeden Fall aber teuersten Dressur-Hengstes der Welt: Totilas.
Dass der lackschwarze Bewegungskünstler im nicht gerade betagten Alter von 20 Jahren einer Kolik (Darmverschluss) zum Opfer gefallen ist, setzt den traurigen Schlusspunkt auf ein spektakuläres Pferdeleben zwischen Rampenlicht und Medienrummel.
Mit grandiosen Höhen in Form von Weltmeistertiteln und Weltrekord-Punkten, die der tanzende Totilas in perfekter Harmonie mit seinem niederländischen Reiter Edward Gal im Dressurviereck holte. Bis hin zu verkrampften, spannden Auftritten, mit denen er im Herbst seiner Karriere unter seinem neuen Reiter Matthias Rath das Fachpublikum schockte.
Das Traumpaar Gal und Totilas wurde auf dem Höhepunkt auseinandergerissen
Dieses verzeiht dem geschäftstüchtigen Pferdehändler und -züchter Paul Schockemöhle bis heute nicht, dass er das Traumpaar Totilas/Gal auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft für einen zweistelligen Millionenbetrag auseinanderriss. Denn in schonungsloser Offenheit zeigte sich hier nachdrücklich, dass im Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier eben nicht das Geld die entscheidende Rolle spielt. Totilas war seit dem Medienspektakel um seinen Reiterwechsel selbst jenen ein Begriff, die Trakehner eher für eine friesische Biersorte denn für eine Pferderasse halten. Sogar Sportreporter, die Dressurreiten ähnlich gefesselt verfolgen wie Fliegenfischen, kannten die Geschichte von Totilas.
Sie hatten meist nicht die leisteste Ahnung, warum sich dieses Pferd so aus der Menge heraushob, doch die Tatsache, dass dieses eine PS in etwa so viele Millionen Euro wert war wie ein Dutzend aufgemotzter Ferraris ließ auch Laien staunen.
Nun geht für Pferdezüchter das Geschäftemachen mit Totilas los
Generationen von Pferdemädchen werden Totilas nach seinem Tod ein ehrendes Andenken bewahren – während sich die Geschäftsleute die Hände reiben. Schließlich steigt der Wert des Hengstes jetzt erst recht an. Wie bei allen dahingeschiedenen großen Künstlern. Viele seiner vierbeinigen Söhne haben bereits gezeigt, dass sie das Talent des Vaters geerbt haben. So wird mancher Züchter inständig hoffen, bald den nächsten schwarzen Trakehner ins Rampenlicht schieben zu können.
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