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Reformierter Wettbewerb: Europa League: Die Dreigroschenoper

Reformierter Wettbewerb

Europa League: Die Dreigroschenoper

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    Hamburgs Stürmer Ruud van Nistelrooy.
    Hamburgs Stürmer Ruud van Nistelrooy.

    In Hamburg wird am Donnerstagabend mal wieder geträumt: Der HSV tritt in Anderlecht zum Achtelfinalrückspiel in der Europa League beim RSC an (21.05 Uhr/live sky). Die Mannschaft von Bruno Labbadia hat gute Chancen eine Runde weiterzukommen, das Hinspiel wurde in der HSH Nordbank-Arena 3:1 gewonnen. Eine knappe Niederlage oder ein Unentschieden reichen, um das Viertelfinale zu erreichen.

    Und um dem ersten internationalen Titel seit 1983 wieder einen Schritt näher zu kommen.

    Jedes Jahr, in dem der Bundesligist seitdem im Europapokal vertreten war, träumten die Fans bisher vergeblich von einer weiteren Trophäe, von Ruhm und Anerkennung. Die Sehnsucht nach einem (internationalen) Titel für den Klub ist in der gesamten Hansestadt spürbar.

    Katja Kraus, Vorstandsmitglied, wird ebenfalls träumen. Aber ihre Gedanken werden während der Partie in Belgien nicht nur um den Spielverlauf kreisen. Sie werden sich mit Zahlen beschäftigen. Endlich nämlich, nach dem dann 14. Spiel des HSV in der Europa League, kann sie mit signifikanten Einnahmen aus einem Wettbewerb rechnen, dessen Premiere bei allem Erfolg der deutschen Vereine (auch der VfL Wolfsburg und Werder Bremen sind im Achtelfinale vertreten) keine gelungene ist.

    Viel Aufwand, wenig Geld

    Der Nachfolger des Uefa-Cups ist eine lange, zähe und kräfteraubende Veranstaltung, die viel zu spät einen finanziellen Anreiz als Gegenwert für die Strapazen der Vereine bietet. Erst in der Endphase werde es lukrativer, sagt Kraus. 1,77 Millionen Euro hatte der HSV bis zum Rückspiel in Anderlecht an Uefa-Prämien kassiert.

    Zum Vergleich: Der VfL Wolfsburg, als Meister der Saison 2008/2009 in der Champions League vertreten, nahm in der Vorrunde der Königsklasse zwölf Millionen Euro von der Uefa ein. Der HSV schnitt in der abgelaufenen Bundesliga-Saison vier Plätze schlechter ab - und qualifizierte sich damit für die dritte Qualifikationsrunde der neuen Europa League.

    Mit zahlreichen Verletzungen (unter anderem Mladen Petric, Marcell Jansen, Eljero Elia) bezahlte der Verein den Einzug in die neuen Play-offs, den Durchmarsch durch die Gruppenphase bis hinein in die K.o.-Runde. Bis dahin hatte das Bundesliga-Gründungsmitglied neben PSV Eindhoven auch Mannschaften wie Rapid Wien oder EA Guingamp besiegt.

    Gegner, die relativ unattraktiv sind für TV-Übertragungen, für die Europa-League-Teilnehmer überdies auch noch weniger Geld bekommen als früher im Uefa-Pokal: Sie dürfen ihre Spiele nun nicht mehr selbst verkaufen. Stattdessen vermarktet die Uefa die Rechte zentral. Gab es früher bei einem attraktiven Gegner bis zu einer Million Euro, bekäme der HSV erst im Finale richtig Geld aus dem Fernsehtopf: Zwei Millionen Euro für den Einzug ins Endspiel, der Sieger erhielte eine weitere dazu.

    Finalsieg einzige Chance auf erneute Qualifikation?

    Noch ist das Finale, das - wie passend - in diesem Jahr in Hamburg ausgetragen wird, für den HSV weit weg. Mannschaften wie Juventus Turin oder der FC Liverpool (beide aus der Champions League ausgeschieden) kämen ab dem Viertelfinale als potenzielle Gegner in Frage.

    Doch vielleicht ist ein Finalsieg die einzige Möglichkeit für den Hamburger SV auch im nächsten Jahr wieder international vertreten zu sein. In der Bundesliga ist der Verein nach dem 26. Spieltag zwar noch Fünfter, doch Werder Bremen hat mittlerweile nur noch einen Punkt Rückstand. Am 20. Spieltag waren es sieben. Der HSV zollt in der Rückrunde (nur zwölf Punkte in neun Spielen) auch seinem enormen Kraftaufwand Tribut. Als der Klub am vergangenen Wochenende in Leverkusen 2:4 verlor, bestritten die meisten Spieler ihre 41. Partie der Saison.

    Das Ziel Champions-League-Qualifikation nimmt in Hamburg schon niemand mehr in den Mund. Die Hoffnungen auf das große Geld sind damit wieder mal auf das nächste Jahr verschoben. Wäre man zynisch, könnte man sagen, der erneute Angriff auf Platz drei könnte genau dann gelingen, wenn der Verein in der kommenden Saison nicht in der Europa League vertreten wäre. Viel kaufen kann man sich dafür nämlich nicht. Christian Paul

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