Lange hatte Mesut Özil zu den umstrittenen Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan geschwiegen. Am Sonntag änderte er das - indem er seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärte und sowohl den DFB als auch Medien scharf kritisierte.
Aus Politik, Sport und Kultur gibt es viele Reaktionen zu dem Rücktritt, die zwischen Kritik und Verständnis schwanken. Einige Politiker befürchten auch ein schlechtes Signal für die Integration.
Rücktritt von Mesut Özil: Reaktionen von Politikern
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz: "Gut, dass sich Özil endlich erklärt. Bei allem Verständnis für die famil. Wurzeln, müssen sich Nationalspieler Kritik gefallen lassen, wenn sie sich für Wahlkampfzwecke hergeben. Zugleich darf diese berechtigte Kritik nicht in pauschale Abwertung von Spielern mit MGH (Migrationshintergrund) umschlagen."
Bundesjustizministerin Katarina Barley von der SPD: "Es ist ein Alarmzeichen, wenn sich ein großer, deutscher Fußballer wie Mesut Özil in seinem Land wegen Rassismus nicht mehr gewollt und vom DFB nicht repräsentiert fühlt."
Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Thorsten Schäfer-Gümbel: "An alle Bürgerinnen und Bürger mit unterschiedlichen Wurzeln: Wir gehören zusammen und wir akzeptieren Rassismus never ever."
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe: "Der Rücktritt von Özil ist beschämend für das Land und erbärmlich für den DFB. Zurücktreten müssen eigentlich Bierhoff und Grindel, die sich nicht nur hinter Özil verstecken, sondern auch Ressentiments Vorschub geleistet und einen Spieler zum Freiwild gemacht haben.
Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Renate Künast: "Austritt Mesut Özils aus Nationalmannschaft ist ein Dokument des Scheiterns. Grindel muss auch gehen!"
Der Grüne-Abgeordnete Cem Özdemir: "Es ist fatal, wenn junge Deutsch-Türken jetzt den Eindruck bekommen, sie hätten keinen Platz in der deutschen Nationalelf. Leistung gibt es nur in Vielfalt, nicht in Einfalt. So sind wir 2014 Weltmeister geworden. Und Frankreich jetzt."
Reaktionen zum Özil-Rücktritt aus Sport und Kultur
FC-Bayern-Boss Uli Hoeneß: "Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt."
Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger: "Ich bin tief traurig über die von Mesut Özil getroffene Entscheidung."
Der ehemalige Fußball-Nationaltorhüter und Weltmeister von 1990, Bobo Ilgner: "Danke Mesut Özil für tolle Leistungen beim DFB-Team und Real Madrid! Aber die Erklärung von Dir geht weit über das Ziel hinaus!"
Der Schriftsteller und Bestsellerautor Paulo Coelho: "Egal was sie sagen, Du warst, bist und wirst immer ein Gewinner sein, Özil."
Reaktionen aus der Türkei: "Ehrenhafte Haltung unseres Bruders Mesut Özil"
Der türkische Sportminister Mehmet Kasapoglu: "Wir unterstützen die ehrenhafte Haltung unseres Bruders Mesut Özil von Herzen"
Der Sprecher des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin: "Aber stellen Sie sich vor, welchem Druck Herr Mesut in diesem Prozess ausgesetzt war. Wo sind Höflichkeit, Toleranz, Pluralismus geblieben...?!" (AZ, dpa)