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"Raus"-Rufe gegen Soldo in Köln

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"Raus"-Rufe gegen Soldo in Köln

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    «Raus»-Rufe gegen Soldo in Köln
    «Raus»-Rufe gegen Soldo in Köln Foto: DPA

    Meier ärgerte sich über die Missfallensbekundungen gegen Chefcoach Zvonimir Soldo und die gellenden Pfiffe gegen Verteidiger Pierre Womé. "Man muss nicht alles hinnehmen, nicht, dass einzelne herausgegriffen werden. Dies haben ich in dieser Form noch nicht erlebt." Während die 50 000 Zuschauer im Stadion lautstark ihren Unmut äußerten, blieb es dank hoher Polizeipräsenz vor und nach dem Risikospiel friedlich.

    Für Meier ist nicht das auch im Prestigeduell gegen den Liga- Nachbarn gezeigte schwache Gekicke seiner Elf Ursache des Zuschauer- Zorns, sondern die Kritik an einer angeblichen "Söldner-Mentalität" im Kölner Kader. "Dieser Mannschaft hat man eine Mentalität von Neid, Missgunst und Keiner-hilft-dem-Anderen attestiert. Da war ich wohl auf einem falschen Platz", sagte Meier. "Keiner, der hier heute Fußball gespielt hat, hat einen schlechten Charakter. Das sind Spieler, die professionell ihren Job machen." Warum der Kameruner Womé zur Zielscheibe der Fans wurde, ist ihm ein Rätsel. "Das ist eine Unsitte, dass man Leute herausgreift. Ich bin nicht bereit hinzunehmen, dass Spieler in der Öffentlichkeit filetiert werden", meinte der 60-Jährige empört.

    Zuletzt gehörte auch der 32-jährige Maniche dazu. Dem Ex-Spieler des FC Chelsea und von Atletico Madrid hatte der frühere Meistertrainer Udo Lattek vorgeworfen, den Typ Fußball-Söldner ohne Identifikationsgefühl zum Club zu verkörpern. Doch ausgerechnet der als Fehleinkauf eingestufte Portugiese verhinderte mit seinem Ausgleichstreffer (79. Minute) eine weitere Pleite, nachdem der Gladbacher Marco Reus (55.) das 1:0 erzielt hatte. "Er hat es nicht leicht hier in Köln. Das Tor wird ihm Selbstbewusstsein geben", sagte Lukas Podolski, der froh über den Punktgewinn war. "Wir haben nicht genug getan, um zu gewinnen." Zu den "Soldo raus"-Rufen meinte der Nationalstürmer: "Wir haben Reaktion gezeigt und nach den Rufen das Tor zum 1:1 gemacht. Das war die richtige Antwort."

    Ob dies auf Dauer die Lösung sein wird, ist in Köln ungewiss. Der Kroate Soldo selbst demonstrierte Gelassenheit. "Gladbach hat lange geführt, da waren die Pfiffe verständlich", meinte er nur. Während FC-Präsident Wolfgang Overath ihm vor dem Spiel bereits das Vertrauen ausgesprochen hatte ("Der Trainer ist auch bei einer Niederlage kein Thema"), sieht auch Meier keinen Grund zur Panik. "Wir wollen im zweiten Jahr in der Bundesliga mit 40 Punkten drinbleiben und nicht in die Champions League", sagte er. Wenn man viermal abgestiegen sei, schwebe eben ein "Damoklesschwert" über den 1. FC Köln. "Gegenüber der Vorrunde sind wir immer noch einen Punkt besser. Ich will nichts schönreden, sondern nur Fakten nennen." Dass die "Geißböcke" seit sieben Spielen ohne Sieg sind, ist allerdings auch eine Tatsache.

    Nach zwei Pleiten hintereinander reisten die Rivalen aus Gladbach mit gemischten Gefühlen heim. Das vorrangige Ziel war, nach den Niederlagen gegen Dortmund und Wolfsburg wieder Boden unter den Füßen zu bekommen. Das ist gelungen. "Ein knapper Sieg wäre auch nicht unverdient gewesen", befand Borussia-Coach Michael Frontzeck, dessen neues Sturm-Konzept mit Rob Fried vorn und Marco Reus als hängende Spitze aufging. "Wir waren die bessere Mannschaft, doch beim Gegentor haben wir uns etwas doof angestellt", meinte der agile Reus. "Mit 1:1 können wir leben."

    Viele Impulse für die Offensive gab auch Patrick Herrmann. Der 19- Jährige aus der A-Jugend feierte ein vielversprechendes Debüt in der Startelf. "Mich freut es, dass wir das nächste Fohlen haben", sagte Borussia-Sportdirektor Max Eberl über den gelungenen Einstand des Talents. Auch mit dem Remis war er zufrieden: "Das war ein wichtiger Punkt." Mit nun 31 Zählern ist Gladbach im Kampf um den Klassenverbleib noch längst nicht am rettenden Ufer.

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