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Randbemerkung: Wie aus Blödsinn Realität wurde

Randbemerkung

Wie aus Blödsinn Realität wurde

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    Mal angenommen, Spitzenreiter Borussia Dortmund setzt seine Talfahrt weiter so dramatisch fort – es würde Jürgen Klopp unausweichlich den Trainerkopf kosten, begleitet von den rituellen Abschiedsgesängen des Vorstands („Hätten ihn gerne …, aber war nicht mehr zu halten … konnte die Mannschaft nicht mehr motivieren … der Druck von außen war einfach zu groß“) und größtem Bedauern über gebrochene Schwüre.

    Wer behauptet, das sei Blödsinn, hätte früher damit recht gehabt. Heute laufen die Entlassungswellen in anderen Bögen, und weder Klubs noch Personal sind an irgendeinem Punkt ihrer Beziehung voreinander sicher.

    Vorbei die Zeiten, in denen sich die Wechselwelle von unten ausbreitete. Erst flog der 18., dann der 17., dann der 16. Damals hat sich die Welle im Niemandsland der Tabelle gebrochen und ist dann auf den internationalen Rängen aufgeschlagen. Es war wie beim Alpha-Männchen-Zupfen. Übrig blieben die Erfolgreichsten. Was die laufende Saison betrifft, ist noch nicht sicher, ob überhaupt einer übrig bleibt. Alles ist möglich – und jeder schöpft seine Möglichkeiten aus. Von Dauer ist hier nichts mehr. Der schnelle Wechsel aber hat keinen guten Ruf. Nicht nur der Bundestrainer sieht das Seriöse schwinden. Der Deutsche Fußball-Bund geht erfolgreich den anderen Weg. Auch in der Verbindung mit Löw.

    Bei elf aus 18 steht der Wechselkurs, seit Frankfurt sich gestern von Michael Skibbe getrennt hat. Richtig, Skibbe war noch an Bord. Man hatte ihn schon lange unter der Welle vermutet, nach dem ständigen Ärger mit dem Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen.

    Aus Frankfurt, dem zu hoch gehandelten Europa-League-Anwärter der Hinrunde, ist ein Abstiegskandidat geworden. Skibbe wollte Geld für bessere Spieler, Bruchhagen ruhig schlafen können. Es folgten Dauerquerelen, zuletzt die Zerreißprobe um die griechische Diva Amanatidis. Dabei schien das berüchtigte hessische Diventum, das die Eintracht viele Erfolge gekostet hat, ausgestorben.

    Rheinisches und

    hessisches Diventum

    Nun kehrt es in noch bedrohlicherer, rheinischer Form zurück. Dabei soll Christoph Daum in Frankfurt den Feuerwehrmann spielen, die Eintracht vor dem Abstieg retten. Das ist ihm zuzutrauen. Und dann? Nichts, was auf Zukunft und Struktur angelegt ist.

    Andererseits hat Daums erneute Rückkehr an den Standort D. auch etwas Tröstliches. Der Beinahe-Bundestrainer, der vor elf Jahren Fußball-Deutschland mit seiner Kokain-Affäre an der Nase herumgeführt hat, beweist, dass einer keinen noch so verbrannten Flecken Erde hinterlassen kann, als dass er sich dort später nicht wieder niederlassen könnte.

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