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Randbemerkung: Trost für den FC Bayern, Sympathie für die Mainzer

Randbemerkung

Trost für den FC Bayern, Sympathie für die Mainzer

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    Frustriert: Der FC Bayern mit Mario Gomez (l.); begeistert: Der FSV Mainz mit Adam Szalai.
    Frustriert: Der FC Bayern mit Mario Gomez (l.); begeistert: Der FSV Mainz mit Adam Szalai. Foto: dpa

    Die Bundesliga-Tabelle ist mehr als nur Momentaufnahme. Während der FC Bayern arg gebeutelt ist, schlägt sich Mainz tapfer im Haifischbecken.

    Die Bundesliga hat ihren sechsten Spieltag absolviert. Das erste Drittel der Hinrunde ist gespielt, die Tabelle mehr als nur Momentaufnahme. Allmählich lassen sich Aussagen treffen, die über den Spieltag hinausgehen.

    Beispielsweise ist es kein großes Wagnis mehr, zu behaupten, der FSV Mainz werde in dieser Saison nicht absteigen. Zum einen haben die Mainzer bereits 18 Punkte gesammelt, zum anderen erwecken sie den Eindruck, als könnten sie auch Meister werden. Sie spielen nicht nur erfolgreich, sondern mutig, erfrischend und offensiv.

    Erdacht hat ihr Spiel ein junger Schwabe, der manches anders macht als andere. Thomas Tuchel führt beispielsweise die alte Trainerklage, nie mit der gleichen Mannschaft spielen zu können, ad absurdum.

    Tuchel wirbelt seine multinationale Boygroup vor jedem Spiel derart heftig durcheinander, dass auch geübte Zuschauer nicht ohne Programmheft auskommen. Im Kern scheint jeder Spieler seiner Mannschaft, egal, wo er herkommt, in rheinischen Wurzeln geschlagen zu haben. Dafür sprechen die ansteckend gute Laune und der stete Redefluss der Fußball-Karnevalisten. Man muss kein Mainzer sein, um sich für diese Truppe zu erwärmen.

    Nun ist es freilich so, dass der Fußball auf Sympathien keine Rücksicht nimmt. Die Bundesliga ist ein Haifischbecken und Märchen wie das vom Mainzer Höhenflug enden meist grausam. Der Frosch wird gefressen, noch ehe er zum Prinzen wird.

    Momentaufnahme oder schon mehr?

    Ein günstiger Augenblick, um an den 1. FC Kaiserslautern zu erinnern. Die Pfälzer waren in der Saison 1997/98 unter Otto Rehhagel in die Bundesliga aufgestiegen und hatten sich mit einem 1:0-Sieg beim amtierenden Meister Bayern München zurückgemeldet. Kann passieren, hieß es. Am sechsten Spieltag war der Neuling noch immer Tabellenführer (16 Punkte, zwei weniger als Mainz). Momentaufnahme, hieß es. Nach 34 Spieltagen war Kaiserslautern Meister. Hat sich angedeutet, hieß es.

    Und die Bayern? Vizemeister, damals. Ob es diese Saison für Platz zwei reicht? In der gegenwärtigen Verfassung sicher nicht. Die Münchner leiden, mehr als jeder andere Klub, unter den Nachwirkungen der WM. Schweinsteiger, Lahm, Müller oder Klose, die in Südafrika hinreißend gespielt haben, kommen derzeit nicht auf die Beine. Dass die Münchner ohne Ribéry und Robben nur die Hälfte wert sein würden, war zu befürchten gewesen. Nun ist es gewiss.

    Es mag die Bayern trösten, dass auch andere Branchengrößen in die Saison gestolpert sind. Am Tabellenende haben sich Schalker und Stuttgarter versammelt. Von Momentaufnahme sollte dort unten keiner mehr reden. Das ist ein Privileg der Mainzer - aber nur bis zur Winterpause, dann müssen sie sich etwas anderes einfallen lassen. Von Anton Schwankhart

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