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Randbemerkung: TSG 1899 Hoffenheim: braun gebrannt ins Desaster

Randbemerkung

TSG 1899 Hoffenheim: braun gebrannt ins Desaster

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    Torwart Tim Wiese steht sinnbildlich für den Niedergang von 1899 Hoffenheim.
    Torwart Tim Wiese steht sinnbildlich für den Niedergang von 1899 Hoffenheim. Foto: Uwe Anspach, dpa

    Dass ein Tabellenvorletzter kurz vor dem Saisonende den Trainer entlässt, ist branchenüblich. Dass mit dem Trainer gleich auch noch der Manager fliegt, ist auch noch keine Sensation. Gab es in der Bundesliga schon häufiger und gilt noch immer als letztes Mittel, das Steuer herumzureißen.

    Was die Hoffenheimer zur Überraschung macht, ist der Weg dorthin. So edel ausgestattet hat noch kein Bundesligist seinem Absturz entgegengekickt. 14 Millionen Euro haben die Kraichgauer zum Saisonstart in neues Personal investiert. Als sich abzeichnete, dass es keine gute Idee war, den Spätentwickler Tim Wiese als Alpha-Tier zu installieren und das Unternehmensziel Europa League entschwand, entschloss sich der Klub zur ersten Korrektur. Trainer Markus Babbel musste gehen.

    Der Allmächtige Dietmar Hopp stellte wieder alles auf null. Relaunch mit zwölf Millionen Euro, einem halben Dutzend neuer Spieler und dem Trainer-Manager-Duo Marco Kurz/Andreas Müller ließen erwarten, dass sich die TSG bald wieder in die gehobenen Regionen der Liga absetzen würde.

    Warum das nicht geschehen ist? Die üblichen Gründe: Torhüter Gomes ausgenommen hat kein Neuzugang die Elf verstärkt – und Gomes hatte es nicht besonders schwer. Sein Vorgänger war schließlich der außer Rand und Band geratene Wiese, der sich zum Symptom des Hoffenheimer Niedergangs entwickelt hat. Großmäulig und braun gebrannt stand er für eine Mannschaft, die auch bei rasanter Talfahrt noch immer glaubte größer zu sein, als sie tatsächlich war.

    Wer so denkt, krempelt keine Ärmel hoch, sondern fügt sich elegant in die Niederlage.

    Ein Geschäftsmodell, das wenig Freunde gefunden hat

    Hoffenheim ist freilich mehr als nur ein singuläres Desaster. Aufstieg und Abschwung des Klubs stehen für ein Geschäftsmodell, das im traditionsbewussten Fußball-Deutschland wenig Freunde gefunden hat. Ein Dorfklub, im Zeitraffer hochgeschossen, mit mehreren hundert Millionen Euro gedopt, finanziert und gelenkt von einem einzelnen Milliardär.

    Wer so rasant wächst, hat keine Vergangenheit, keine Tradition und kaum Anhänger. Die Trauergemeinde wird klein bleiben, sollte es die Neureichen am Ende erwischen. Immerhin hätte ihre bislang so kurze und geschniegelte Vergangenheit dann die ersten Konturen.

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