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Randbemerkung: Heraklit hat es schon immer gewusst

Randbemerkung

Heraklit hat es schon immer gewusst

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    Nein, das ist nicht Heraklit. Aber der älteste "Grieche" den wir kennen.
    Nein, das ist nicht Heraklit. Aber der älteste "Grieche" den wir kennen. Foto: dpa

    Am Ende hat jeder bekommen, was er verdient hat.

    Borussia Dortmund die Meisterschale für eine mitreißende Saison, in der sich das schwarz-gelbe Ensemble die Zuneigung der ganzen Fußball-Republik erspielt hat. Dass während der anschließenden Feierlichkeiten kein Borusse in den Bierströmen ertrunken ist, überrascht angesichts der Hektoliter, die sich über Trainer- und Spielerhäupter ergossen.

    Das rituelle Verschütten von Gerstensaft gilt seit Jahren als Ausdruck höchsten Fußballer-Glücks. Wem Bier etwas Kostbares ist, der wendet sich mit Grausen ab. Andererseits liefert still vorgetragene Freude keine aufregenden Bilder. Also sagt der altgriechisch gebildete Bundesliga-Profi panta rhei – alles fließt; Schleusen auf.

    Eher unwahrscheinlich, dass Heraklit (550–480 v. Chr.) Fußball im Kopf hatte, als er der Welt die Idee vom Weltenlauf als einem Fluss in der Endlosschleife schenkte. Andererseits ist

    Meisterschaft, Auf- und Abstieg begleitet ein endloser Strom aus Bier und Tränen. Selbst in Leverkusen, wo ein zweiter Platz schon lange nicht mehr zu ausgelassenen Feiern taugt, weil er nur das Image eines Klubs festigt, der es nie bis ganz nach oben schafft, haben sie dieses Mal ein paar Fläschchen geöffnet. Hilft ja nichts – und immerhin hat Bayer den sicheren Champions-League-Platz verteidigt. Der FC Bayern hätte ihn nicht verdient gehabt. Wer üppiger ausgestattet ist als alle anderen und dann als Hartz-IV-Empfänger auftritt, kommt nicht ohne Zusatzschicht in die Champions League.

    Zu den erfreulichsten Ergebnissen der 48. Spielzeit gehört der Europa-League-Platz für Hannover und Mainz. Die fröhlichen 05er und die vor Saisonbeginn dem Abstieg geweihten Niedersachsen haben die Unberechenbarkeit des Fußballs um eine schöne Pointe bereichert. Das gilt auch für Nürnberg (Platz 6) und Aufsteiger Kaiserslautern (Platz 7). Dahinter folgt ein halbes Dutzend Klubs, das diese Saison am liebsten sofort vergessen würde, angeführt von Bremern (Platz 13) und Schalkern (14).

    Dass sich die Wolfsburger noch dazurechnen dürfen, ist Verdienst der Frankfurter Eintracht. Die Hessen haben sich derart übermütig in den Abgrund gespielt, dass andere Kandidaten nicht mehr hinterherkamen, zumal Mönchengladbach von unten herauf überraschenden Überlebenswillen zeigte.

    Wolfsburg ist gerettet, Gladbach zappelt noch – und Frankfurt weint. Panta rhei. Steigen die Hessen nächste Saison auf, wird Äppelwoi fließen.

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