Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Randbemerkung: Ein Surfer ist kein Fußballer

Randbemerkung

Ein Surfer ist kein Fußballer

    • |
    Philip Köster springt mit seinem Board über die Nordseewellen vor Westerland.
    Philip Köster springt mit seinem Board über die Nordseewellen vor Westerland.

    Philip Köster ist ein Star. Ein Wunderkind. Zweifacher Weltmeister obendrein. Wenn der Wasserästhet auf seinem Brett über Wellen reitet, erweckt er den Eindruck, als würde Meeresgott Neptun seine schützende Hand über ihn ausbreiten. Aber Köster wird es schwer haben, in den Köpfen der Menschen einen dauerhaften Eindruck zu hinterlassen wie Boris Becker. Ein Surfer ist kein Ballsportler, erst recht kein Fußballer. Köster ist Randsportler. Mehr nicht.

    Wenn er nicht Jahr für Jahr seine eigenen Rekorde bricht, wie etwa Michael Schumacher zu seinen besten Zeiten, wird der 18-Jährige in ein paar Wochen aus den Sinnen gespült: weil ihn die Medien nicht mehr beachten und seine lange Mähne weitaus uninteressanter scheint als der Stoppelhaarschnitt eines Bastian Schweinsteiger. In der Schnelllebigkeit des modernen Alltags und der Flut von Sportnachrichten, die sekündlich durch mannigfaltige Kanäle schwappen, bleibt nur eine mediale Interessenskonstante bestehen: der Fußball.

    Während das Millionen-Geschäft boomt und Manager wie Trüffelschweine ständig auf Spuren zu neuen Märkten herumschnüffeln, sind die Olympiasieger von London bis auf mikroskopische Ausnahmeerscheinungen längst wieder vergessen. Bronzemedaillengewinner Hannes Aigner, Kanute aus Augsburg, moniert rund sechs Wochen nach dem sportlichen Weltereignis, dass das Interesse an ihm und seiner Sportart bereits wieder deutlich nachlasse. Ähnlich ergeht es Fechtern, Turnern oder Judoka. Olympia ist nur alle vier Jahre, Fußball irgendwie immer.

    Das Interesse in der Bevölkerung ist hoch

    Regelmäßig muss sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen den Vorwurf gefallen lassen, nur Fußball zu fokussieren. Jüngstes Beispiel: Champions League im ZDF. Aber: Solange die Liveübertragung eines Freundschaftsspiels des FC Bayern in Buxtehude gegen eine ostfriesische Küstenauswahl mehr Menschen interessiert als die Weltmeisterschaft im Schwimmen, in der Leichtathletik oder im Rudern, lässt sich schwer Kritik üben.

    Die Fußballbegeisterung ist allgemein hoch, rund die Hälfte der Deutschen ist interessiert oder sehr interessiert, belegen Studien. Fußball ist in allen Gesellschaftsschichten salonfähig, erst recht seit der WM-Party 2006. Es fehlt der Glaube, dass Menschen plötzlich Kösters spektakuläre Sprünge bestaunen, nur weil diese im Fernsehen zu sehen sind.

    Der Surfer kann – anders als etliche andere Profirandsportler – von seinem Traumberuf leben. Red Bull sponsert ihn. Aber selbst für den Brausehersteller ist Köster nur eine Randerscheinung. Seit Jahren arbeitet der österreichische Oberbulle Mateschitz an Erfolgen in einer anderen Sportart: im Fußball.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden