Irgendwann in diesen Zeiten wird selbst die ambitionierteste Hausfrau Ermüdungserscheinungen aufweisen. Spätestens dann, wenn sie das letzte Päckchen Trockenhefe verbacken, die letzte Ravioli-Dose geöffnet und das letzte Tiefkühlgemüse aufgetaut hat. Wenn die Familie mit vereinten Kräften endlich die zusammengerafften Hamster-Lagerkäufe vertilgt hat, ist der Wunsch groß, sich kulinarisch wieder auf ein anderes Niveau zu begeben.
Dann bemüht man gern mal den Lieferservice. Verbunden mit dem erhabenen Gefühl, per Telefonanruf wahre Nachbarschaftshilfe zu leisten: beim Inder in der Altstadt, dem Griechen um die Ecke oder beim Lieblingsitaliener. Und weil derzeit so viele Mitbürger ihre soziale Ader ausleben, folgt auf die Essensbestellungen das große Warten – und zusätzlich das große Klagen. Zu langsam, zu kalt, zu teuer.
Mit Stuck am Steuer wird keine Speise kalt
Deshalb hat ein findiger Hotelier in Österreich personell groß aufgefahren. Wer nämlich vergangene Woche vom Promi-Gasthof „Stanglwirt“ in Going Kaspressknödel mit Krautsalat oder Kalbsschnitzel mit Erdäpfel-Vogerlsalat orderte, bekam sein Mittagessen per Vollgas geliefert. Am Steuer saß kein Geringerer als die Motorsportlegende Hans-Joachim „Striezel“ Stuck. Ehemaliger Formel 1-Rennfahrer, Deutscher Tourenwagen-Meister und mehrfacher Sieger im 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Stilgerecht in voller Rennmontur und natürlich mit sportspezifischer Schutzmaske (Helm inklusive Visier) brachte der gebürtige Garmisch-Partenkirchner im Elektro-Auto „die Schmankerln schnell und klimaneutral“, wie er betont, an die Haustür.
Womit wir bei einem ganz neuen Geschäftsmodell für jene Rennfahrer wären, die gerade zu Hause sitzen und statt Runden nur Däumchen drehen. Wäre es nicht toll, wenn auch Hamilton, Vettel und Co. nach Stucks Vorbild ihre herausragenden fahrerischen Fähigkeiten einmal der Allgemeinheit zur Verfügung stellen würden.
Lerneffekt für die Fahrer
Die Absatzzahlen von Pizza Margarita und Spaghetti Carbonara würden sich bei optimal berechneten Boxenstopps sicher verdreifachen lassen. Die Fahrer würden in Übung bleiben. Ein Tag im Lieferdienst dürfte Brems-, Park - und Überholmanöver besser schulen als jeder Rennsimulator. Auch wir Kunden würden profitieren. Kein Formel 1-Fahrer der Welt wird mit der Schmach leben wollen, so langsam zu sein, dass sein Essen auf Rädern kalt angekommen ist.
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