Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Randbemerkung: Basketball: Wenn es in Sibirien ein paar Dollar mehr gibt

Randbemerkung

Basketball: Wenn es in Sibirien ein paar Dollar mehr gibt

    • |
    Tim Ohlbrecht geht ab der kommenden Saison im fernen  Sibirien auf Korbjagd.
    Tim Ohlbrecht geht ab der kommenden Saison im fernen Sibirien auf Korbjagd. Foto: Marius Becker, dpa

    Die Basketballer wären in Deutschland gerne die Nummer zwei unter den Mannschaftssportlern hinter den Fußballern. Das wären die Handballer und die Eishockeyspieler auch gerne. Die Basketballer hätten Anfang des Monats in diesem Dreikampf punkten können, aber wirklich genutzt wurde die Chance nicht. Die deutsche Mannschaft scheiterte in Berlin vor laufenden Kameras von ARD und ZDF und damit vor einem Millionenpublikum in der Vorrunde der Europameisterschaft. Dennis Schröder stichelte bei dieser Gelegenheit gegen Bundestrainer Chris Fleming, Dirk Nowitzki motzte über Daniel Theis. Der war ebenso wie eine Reihe von anderen Spielern gar nicht dabei.

    Man stelle sich vor, Thomas Müller sagt eine Fußball-EM ab

    Die Mutter aller Absagen hatte sich vorab Tim Ohlbrecht ausgedacht: Persönliche Gründe. Man stelle sich vor, dass Thomas Müller aus persönlichen Gründen für eine Fußball-EM absagt. Mag man sich nicht vorstellen, kann man sich nicht vorstellen. Ohlbrecht spielt künftig übrigens für Enisey Krasnojarsk im östlichen Sibirien und muss somit kaum noch persönliche Kontakte nach Basketball-Deutschland befürchten. Aber mit den Namen Ohlbrecht und Theis können ohnehin nur ausgewiesene Freunde des Korbballsports etwas anfangen. Das Millionenpublikum kennt halt Nowitzki und vielleicht noch Schröder.

    Die spielen demnächst wieder in der NBA und die deutsche Bundesliga kann in ihrer 50. Jubiläumsspielzeit auch insgesamt nur bedingt auf einen Popularitätsschub durch die Auftritte der Nationalmannschaft in Berlin setzen. Die Liga muss für sich selber werben und vor allem die Branchenführer versuchen das mit einer stark amerikanisierten Personalpolitik. Man holt halt von irgendwoher genau die Spieler, die man sich leisten kann, und man beschäftigt sie so lange, wie man sich das leisten kann. Bei den Bayern beispielsweise spielt jetzt Kelvin Creswell „K. C.“ Rivers von Real Madrid. Der wird vom Verein mit den Worten zitiert: „Ich bin froh, in München zu sein.“ Klar doch. Der Vertrag läuft bis zum Ende des Jahres und wenn es dann anderswo ein paar Dollar mehr gibt, ist Rivers wieder weg. Vielleicht kann ja Enisey Krasnojarsk im Januar einen Spieler gebrauchen.

    Den Fans genügt das Spektakel

    Die eingeschworenen Basketballfans stört das alles nicht, denen genügt das Spektakel. Das im Kampf um Platz zwei in der Rangliste der Mannschaftssportarten entscheidende Millionenpublikum ist aber wahrscheinlich eher durch die wenigen verbliebenen Integrationsfiguren wie den Ulmer Per Günther für Basketball zu begeistern. Oder durch erfolgreiche Auftritte einer Nationalmannschaft, in der die besten deutschen Profis spielen – und das auch noch gerne.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden