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Radsport: Jan Ullrich räumt erstmals Blutdoping ein

Radsport

Jan Ullrich räumt erstmals Blutdoping ein

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    Der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger, Jan Ullrich, hat gegenüber dem Focus erstmals zugegeben, gedopt zu haben. Er bleibt aber dabei, niemanden betrogen zu haben.
    Der einzige deutsche Tour-de-France-Sieger, Jan Ullrich, hat gegenüber dem Focus erstmals zugegeben, gedopt zu haben. Er bleibt aber dabei, niemanden betrogen zu haben. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Doping-Geständnisse deutscher Radprofis

    Mai 2007: Bert Dietz ist der erste ehemalige Telekom-Profi, der Epo-Doping in den 90er Jahren gesteht. Die Beichte von Dietz belastet auch das gesamte Team um Tour-de-France-Sieger Jan Ullrich schwer. Dietz vertreibt jetzt Radsportkleidung.

    Mai 2007: Wenige Tage nach Dietz' TV-Auftritt bei Beckmann folgen Rolf Aldag und Erik Zabel, der tränenreich Dopingpraktiken einräumt. Udo Bölts und Christian Henn geben Doping zu, wählen allerdings nicht wie Aldag und Zabel die große TV-Bühne der ARD. Aldag ist inzwischen im Management des belgischen Tony-Martin-Rennstalls Omega-Quickstep tätig, Zabel als Sportlicher Leiter im russischen Team Katusha. Bölts betreut Touristikfahrer in Radsport-Camps.

    Juli 2007: In einem «Spiegel»-Interview folgt auch Teamkollege Jörg Jaksche nur wenige Wochen später dem Beispiel seiner einstigen Teamkollegen. Er gab umfänglich systematisches Blut-Doping und Kontakte zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes zu. Jaksche kommt in den Genuss der Kronzeugen-Regelung, die seine Strafe vermindert. Nach seiner Beichte scheitern alle Versuche, im Radsport wieder Fuß zu fassen. Jaksche, der Betriebswirtschaft studiert, engagiert sich nach der Armstrong-Beichte 2013 auch in der Bewegung «Change Cycling Now» für einen neuen Radsport.

    November 2007: Der frühere T-Mobile-Profi Patrik Sinkewitz beichtet im «Spiegel» und der ZDF-Sendung «Aktuelles Sportstudio» Doping. Der ehemalige Gewinner der Deutschland-Tour gibt zu, sich zu Beginn der Tour de France 2006 einer Blut-Transfusion in der Uni-Klinik Freiburg unterzogen zu haben. Der Hesse fährt nun im drittklassigen kroatischen Meridiana-Kamen-Team.

    Wenige Monate nach der spektakulären Doping-Beichte seines einstigen Widersachers Lance Armstrong im US-Fernsehen hat nun auch Jan Ullrich Dopingvergehen eingeräumt. Der einzige deutsche Sieger der Tour-de-France gab zu, vom spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes behandelt worden zu sein.

    Doping: Jan Ullrich von Fuentes gedopt

    Einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" zufolge erklärte Ullrich: "Ja, ich habe Fuentes-Behandlungen in Anspruch genommen". Er habe aber keine anderen Dopingmittel verwendet als sein eigenes Blut, stellte der 39-Jährige, der 1997 mit seinem Sieg beim prestigeträchtigsten Radrennen der Welt für einen wahren Radsport-Boom in Deutschland gesorgt hatte, klar. Bisher hatte Ullrich mit verklausulierten Aussagen seine Verwicklung in die Doping-Ära des Radsports zugegeben, aber kein umfassendes Geständnis abgelegt.

    Jan Ullrich: Habe niemanden betrogen

    Was seine Schuld angeht, bleibt Ullrich aber bei der eigenwilligen Interpretation, er habe niemanden betrogen. "Fast jeder hat damals leistungssteigernde Substanzen genommen. Ich habe nichts genommen, was die anderen nicht auch genommen haben", sagte Ullrich dem Magazin. "Betrug fängt für mich dann an, wenn ich mir einen Vorteil verschaffe. Dem war nicht so. Ich wollte für Chancengleichheit sorgen." Ullrich war im vergangenen Jahr vom Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen seiner Verwicklung in den Skandal um Dopingarzt Fuentes zu einer zweijährigen Sperre verurteilt worden, die rückwirkend vom 22. August 2011 an ausgesprochen wurde. dpa/shf

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